«Heiligen Geist gemahlt»

Seitenschiff:

(Kipa) Seit Jahren schon geistert die dubiose «Rechnung» eines Restaurators durch das Internet, angeblich am 10. März 1941 ausgestellt und betitelt: «Über die Reparatur in der St. Pauluskirche zu Köln.» Geschrieben auf ein vergilbtes Formular, getippt mit alter Schreibmaschinenschrift und versehen mit einigen Druckfehlern, macht sie einen durchaus echten Eindruck.

Vor allem auch einen amüsanten; beschreibt doch der Restaurator, was er an den dortigen Heiligenfiguren alles ausgebessert hat: «Tod und Teufel frisch gestrichen: 5.-.» «Das Pardies mit Firnis überstrichen, und der Efa das Feigenblatt höher gerückt: 13.-.» «Der keuschen Susanne den Unterleib ausgebessert.» Spätestens an dieser Stelle merkt man, dass die Rechnung getürkt ist. Man wirft sie darum entweder weg oder liest erst recht weiter, und es wird immer heftiger: «Dem Petrus die linke Hinterbacke geleimt…»

Trotz all diesem Unfug fällt die Bemerkung zu einer Figur positiv auf: «Heiligen Geist gemahlt.» Auch dieser Druckfehler soll wohl lustig gemeint sein: dass der Heilige Geist nicht «gemalt», sondern «gemahlt», das heisst durch eine Mühle gelassen wurde. An dieser Stelle verwandelt sich der Scherz plötzlich in Sinn: Denn der «gemahlte» Heilige Geist wird ja zum Mehl, zum Brot, zu etwas, das nährt, an dem man aber auch kauen muss. Das gibt auch dem Pauluswort «Löschet den Geist nicht aus!» eine neue Deutung: «Hört nicht auf, an den Eingebungen des Geistes zu kauen.»

 

J.O.

 

«Seitenschiff» ist eine Kipa-Rubrik. Aktuelles Geschehen in Kirche und Welt will sie mit Humor beleuchten oder satirisch zuspitzen.

(kipa/J.O./am)

26. Mai 2012 | 07:53
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