Griechenland: Patriarch Kyrill begleitet Putin beim Klosterbesuch

Athen, 27.5.16 (kath.ch) Russlands Staatspräsident Wladimir Putin und der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. nehmen am Samstag, 28. Mai, an der 1.000-Jahrfeier des russischen Agios-Panteleimon-Klosters auf dem Berg Athos teil.

Der Besuch Putins in Griechenland hat am Freitag in Athen begonnen und wird von umfangreichen Sicherheitsmassnahmen begleitet. Um das Athener Regierungsviertel sperrten Polizisten und andere Sicherheitskräfte Strassen, 2.500 Sicherheitsbeamte sind im Einsatz.

Im Mittelpunkt der Gespräche Putins mit Regierungschef Alexis Tsipras stehen wirtschaftliche Zusammenarbeit, Energiethemen, die Lage im östlichen Mittelmeer sowie die Beziehungen Russlands zur EU und zur NATO. Putin und Tsipras hatten 2015 eine Kooperation bei der geplanten Erdgasleitung «Turkish Stream» vereinbart, die aber wegen eines politischen Konflikts zwischen Russland und der Türkei stockt.

Religiöser Tourismus

Bevor Putin nach Athos kommt, will er mit Tsipras auch über das Thema religiöser Tourismus sprechen. Die Griechen hätten gern mehr davon und wissen, dass sie mit ihrer reichen orthodoxen Tradition und besonders mit Athos den Russen einiges zu bieten haben. Normale russische Touristen sind ohnehin inzwischen unter den wichtigsten Gästegruppen in Griechenland, Tendenz steigend. Dieses Jahr wird mit bis zu einer Million Buchungen russischer Urlauber gerechnet.

Beide Länder haben 2016 zum russisch-griechischen Jahr erklärt, die kulturelle Kooperation wird ausgebaut. Zudem sind viele Griechen Russland gegenüber positiv eingestellt: 35 Prozent haben laut einer Gallup-Umfrage eine gute Meinung von der Staatsführung in Moskau. Nach Zahlen des Pew Researches ist das Verständnis für Russland und seine Politik in Griechenland auch in der jungen Bevölkerung kontinuierlich so hoch und stabil wie sonst nirgendwo in den größeren EU-Staaten.

«Russisches» Kloster

Vor dem Hintergrund dieser Daten kann Putin am zweiten Tag seines Besuchs mit gutem Gefühl zur Autonomen Mönchsrepublik Berg Athos weiterreisen. Sie gilt als Hochburg des orthodoxen Christentums. Putin besucht in Athos das überwiegend von Russen bewohnte Kloster von Agios Panteleimon, an den Feierlichkeiten nimmt der russische Patriarch Kyrill teil.

Putin hatte das Kloster bereits im Jahr 2005 besucht. Die russische Regierung hatte in den vergangenen Jahren die aufwendige Renovierung des Konvents an der Westküste der Athos-Halbinsel mitfinanziert. Im März würdigte Kyrill I. die Mönchsrepublik als «Quelle des russisch-orthodoxen Christentums». Die ersten Ordensbrüder, die sich in Kiew und andernorts im russischen Vorläuferreich angesiedelt hätten, seien Athos-Mönche gewesen.

Für die russischen Zaren war der Athos neben dem Heiligen Land wichtigster Aussenposten ihrer Welt- und Religionspolitik. Auch in der Sowjetunion versuchte, den Athos für politische Zwecke zu nutzen. Deswegen sperrte Griechenland seinerzeit den Zuzug von sowjetischen Bürgern in die Mönchsrepublik.

Agios-Panteleimon-Kloster

In der 1’000-jährigen Geschichte des Agios-Panteleimon-Klosters schwankte die Zahl der Mönche stark. Heute leben dort rund 70 Ordensbrüder und Novizen aus Russland, der Ukraine, Weissrussland, Georgien und der Republik Moldau. Vor 100 Jahren war es nach Moskauer Angaben mit mehr als 2.000 Ordensbrüdern das größte der 20 Athos-Klöster. Ende der 1960er Jahre waren es nur sieben Mönche. 1730 sollen es sogar nur vier gewesen sein.

Putins Besuch an diesem traditionsreichen Ort könnte nun zum Symbol für eine stärkere Verbrüderung werden: nicht nur zwischen den griechisch- und russisch-orthodoxen Kirchen, sondern auch zwischen den beiden Staaten. Schon vor seinem Besuch wandte sich Putin mit eben dieser Botschaft an die Griechen. In einem Gastbeitrag für die Zeitung «Kathimerini» erinnerte er an die gemeinsame Historie.

Putin kommt nicht das erste Mal nach Athos. Bei einem früheren Besuch auf der Halbinsel hatte er gesagt, die «Wiedergeburt» Russlands sei mit der spirituellen Wiedergeburt des Landes verbunden, «und wenn Russland die grösste orthodoxe Macht ist, dann sind Griechenland und Athos seine Quellen». (kap)

27. Mai 2016 | 16:37
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!