Coiffeursalon vor der Abräumhalde der Glencore-Kupfermine KCC in Kolwezi (Kongo)
Schweiz

Glencore ist Spitzenreiter im Hilfswerks-Ranking der Übeltäter

Luzern, 13.9.18 (kath.ch) Der Rohstoffkonzern Glencore mit Sitz in Zug kommt am schlechtesten weg betreffend Verletzung von Menschenrechten und Umweltstandards. Das stellen Fastenopfer und Brot für alle in einer Analyse des Verhaltens von Schweizer Unternehmen von 2012 bis 2017 fest.

Mit Abstand am meisten Probleme verursachten die Rohstoffkonzerne, schreiben die beiden kirchlichen Hilfswerke in einer Mitteilung vom 13. September. 19 der untersuchten Fälle – oder 29 Prozent – stammten aus dieser Branche. Darunter sei der Zuger Rohstoffkonzern Glencore mit 11 Fällen «der klare Spitzenreiter im Ranking der Übeltäter». Die Hilfswerke verweisen auf die gut dokumentierten Probleme rund um Glencores Minen in der Demokratischen Republik Kongo und in Kolumbien. Dabei gehe es um die Verschmutzung von Wasser und Böden sowie um soziale Konflikte aufgrund von Umsiedlungen oder der Kriminalisierung von Protesten.

Die Branchen Banken und Nahrungsmittelindustrie stehen mit je sieben Fällen auf dem zweiten Platz im Ranking der Hilfswerke. Die angeprangerten Schweizer Firmen verursachen laut Mitteilung hauptsächlich Umweltverschmutzungen (21 Prozent der Fälle), aber auch die Arbeitsrechte und die Arbeitssicherheit würden zu wenig beachtet.

Ergebnis «schockierend»

Fastenopfer und Brot für alle haben insgesamt 64 gut dokumentierte Fälle der letzten sechs Jahre unter die Lupe genommen. «Das Ergebnis ist schockierend», schreiben sie, denn: «Zwischen 2012 und 2017 waren Schweizer Konzerne im Ausland mindestens 64 mal in die Verletzung von Menschenrechten oder Umweltstandards verwickelt.»

Den Spitzenreiter Glencore eingerechnet sind fünf Schweizer Konzerne für die Hälfte der Verletzungen von Menschenrechten und Umweltstandards verantwortlich, so die Mitteilung. Dazu gehörten ausserdem Nestlé, Lafarge Holcim, Syngenta und Credit Suisse.

Dunkelziffer hoch

Diese 64 Fälle gehen laut Mitteilung auf das Konto von 32 Firmen aus 13 Branchen. Das seien aber beileibe nicht alle Missstände, denn vieles gelange nicht an die Öffentlichkeit. «Die Dunkelziffer dürfte hoch sein», ergänzen die Hilfswerke ihre Aussagen.

Mit ihrer Untersuchung wollen die Hilfswerke aufzeigen, wie wichtig die Anliegen der Konzernverantwortungsinitiative sind. Die Fälle zeigten, dass es bei den Konzernen regelmässig zu Problemen komme, obwohl diese betonten, sie würden freiwillig alles unternehmen, um Menschenrechte und Umweltstandards einzuhalten. Die Initiative verlange von international tätigen Konzernen, ihre Menschenrechts- und Umweltrisiken regelmässig zu prüfen und präventiv Massnahmen zu ergreifen, um Verstösse zu verhindern. Dadurch würde die Situation verbessert werden, sind die Hilfswerke überzeugt.

Glencore weist die Vorwürfe zurück: «Unser Ansatz in Bezug auf die Menschenrechte ist in unserem Verhaltenskodex verankert», schreibt die Firma mit Sitz in Baar in einem Mail an kath.ch. Die Firma verpflichte sich, «die höchsten internationalen Standards anzuwenden», wo immer sie tätig sei. «Das heisst nicht, dass wir bei der Umsetzung unseres Ansatzes keine Herausforderungen zu bewältigen haben», räumt glencore ein. Das Rohstoff-Unternehmen kritisiert, dass sie vor der Veröffentlichung des Berichts nicht dazu Stellung nehmen konnten. «Wir würden uns über die Möglichkeit freuen, mit Brot für alle über ihre Analyse zu sprechen.» (rp/aktualisiert: 14.9.)

Coiffeursalon vor der Abräumhalde der Glencore-Kupfermine KCC in Kolwezi (Kongo) | © Meinrad Schade
13. September 2018 | 12:39
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