Der Vater lehrt die Kinder arabisch zu lesen und zu schreiben.
International

Gläubige tragen Mitverantwortung für ihre Religion

Berlin, 29.7.16  (kath.ch) Sich dem Problem der Gewalt stellen – das müsse der Islam. Das fordert UN-Sonderbeauftragter für Religionsfreiheit Heiner Bielefeldt. Er betonte, dass die Gläubigen selbst Mitverantwortung dafür trügen, «welche Züge einer Religion dominieren». Der interreligiöse Dialog könne zu Vernunft, Mässigung und Offenherzigkeit führen.

Mit Blick auf das Verhältnis von Islam und Gewalt warnte er «vor zwei allzu schlichten Formeln». Die erste laute: «Das hat gar nichts mit dem Islam zu tun.» Auch wenn er verstehen könne, «dass viele Muslime in den blutigen Eskapaden, die uns derzeit heimsuchen, nicht einmal eine böse Karikatur ihrer Religion erkennen können», sei diese Formel letztlich zu simpel. «Die Religion wird nicht nur von aussen missbraucht oder politisch manipuliert. Auch aus dem Binnenraum der Religionen könne sich ein gewalttätiges Machtgebaren entwickeln», so Bielefeldt.

«Religionsfreiheit ist Freiheit des Menschen»

Die andere schlichte Formel laute: «Die Gewalt ergibt sich aus dem Wesen der Religion. Man müsse angeblich nur den Koran aufschlagen.» Eine solche Zuschreibung führe letztlich zum Fatalismus, «und das ist das Letzte, was wir brauchen», warnte der Experte. Entscheidend sei, wie Religion in Gesellschaften gelebt werde.

Den immer wieder erhobenen Vorwurf islamischer Staaten gegen westlichen Nationen, diese würden die Religionsfreiheit einschränken, wies Bielefeldt zurück: «Hinter diesem Vorwurf verbirgt sich ein fundamentales Missverständnis: Die Religionsfreiheit schützt nicht die Ehre der Religion, sondern die Freiheit der Menschen.» Dazu zählten auch die Freiheit zur Religionskritik und zum Religionswechsel. Das Recht auf Glaubenswechsel sei ein Test, ob überhaupt von echter Religionsfreiheit die Rede sein könne. «In vielen Staaten wird die Antwort Nein lauten», so Bielefeldt. (kna)

Der Vater lehrt die Kinder arabisch zu lesen und zu schreiben. | © pixelio.de Salih Ucar
29. Juli 2016 | 17:50
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