«Gelebte Gastfreundschaft» – Wenn Kirchen Türen öffnen

Chur, 10.6.16 (kath.ch) Wo es Touristen gibt, stehen auch Kirchen. Da liege eine Zusammenarbeit zwischen Kirche und Tourismus nahe, so Christian Cebulj, Professor für Religionspädagogik der Theologischen Hochschule Chur. Doch die Kirche bleibe oft aussen vor. Die heutige Tagung «Gelebte Gastfreundschaft» gibt Inputs, wie Kirche und Tourismus ins Gespräch kommen könnten.

Francesca Trento

Wenn Menschen in der Schweiz ihre Ferien verbringen, erfahren sie bei Tourismusorganisationen alles über Sehenswürdigkeiten, Wanderwege und Anlässe. «Die Kirche bleibt den Feriengästen oft verborgen», stellt Cebulj fest. Sogar dann, wenn kulturelle Anlässe in kirchlichen Räumen stattfänden, werde die Kirche oft nicht miteinbezogen. Das soll sich in Zukunft ändern. «Wir wollen die Kirche in den Tourismus integrieren. Bis jetzt ist es eher ein Nebeneinander, kein Miteinander.»

Türen öffnen

«Wenn Feriengäste in Bergdörfern an einer Kapelle vorbeilaufen, aber vor verschlossenen Türen stehen, macht das keine gute Falle», so Cebulj. Das sollte nicht passieren. «Würden Tourismus-Stellen die Gäste über schöne Kapellen und deren Angebote informieren, könnte die Kirche ihre Türen gezielt öffnen.» Ebenso sei dadurch eine Angebotserweiterung möglich. Denn wo Nachfrage besteht, kann auch Angebot entstehen, so Cebulj.

Spiritualität fördern

«Wir müssen der Wahrheit ins Gesicht schauen: Die Kirche wird den Menschen immer fremder, damit auch der Glaube und die Spiritualität», bedauert Cebulj. Um dem entgegenzuwirken, müsse die Kirche mit der Zeit gehen, ihre Angebote erweitern und dort ansetzen, wo es sie braucht. Auch beim Reisen. Heute, in der Zeit des Reisens, sei also der Tourismus eine Möglichkeit, Menschen Einblick in die Kirche zu «schenken», so Cebulj – und das vielleicht negative Bild zu korrigieren.

Kirchliche «Gastfreundschaft» in den Ferien

Dass Feriengäste an der Kirche interessiert sind, weiss Cebulj durch einen Pfarrer aus Klosters. Dort gebe es viele Ferienwohnungen und deshalb auch wiederkehrende Gäste, die nicht fest zur Gemeinde gehören. «Durch die Wochenendbesucher ist eine Art zweite Gemeinde entstanden. «Der Klostener Pfarrer hat sich der Gäste angenommen und die kirchlichen Angebote ihren Bedürfnissen angepasst.» Vorträge, Gottesdienste und Seelsorge – das biete dieser Pfarrer auch Nicht-Gemendemitgliedern an. Die Kirche müsse allen die Türen offen halten. «Das kann sie aber nur, wenn die Leute von ihr wissen. Deshalb liegt uns die Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband am Herzen.» 
Die Tagung «Gelebte Gastfreundschaft» am 10. Juni will der weiteren Vernetzung der Tourismus-Verantwortlichen in den Kirchen, der Wirtschaft und der Politik dienen. Das Ziel ist die Ausarbeitung eines Konzeptes, das die Zusammenarbeit fördert, die Kommunikation verbessert und neue Möglichkeiten schafft. (ft)

Hier geht’s zum Veranstaltungsprogramm

10. Juni 2016 | 08:15
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!