Christoph Graf
Schweiz

Gardekommandant: «Gardisten dürfen dem Heiligen Vater die Hand schütteln»

Rom, 19.2.15 (kath.ch) Der jüngste Führungswechsel in der Schweizergarde hat Spekulationen über die Zukunft der päpstlichen Wachtruppe ausgelöst. Im Interview mit dem kath.ch-Korrespondenten in Rom erklärt der neue Kommandant, Christoph Graf, wie es weitergeht mit den Beschützern des Papstes, und was die Schweizer Post mit seiner Karriere im Vatikan zu tun hat. In der Schweiz will er die Werbung für neue Gardisten verstärken.

Thomas Jansen

Papst Franziskus hat mit Blick auf den Weggang ihres Vorgängers gesagt, er wünsche sich eine «Erneuerung». Was soll sich konkret ändern in der Schweizergarde?

Christoph Graf: Der Papst hat mir keinerlei Anweisungen gegeben, was ich machen soll. Der Weggang von Kommandant Daniel Anrig war im Übrigen ein ganz normaler Vorgang. Deshalb besteht auch gar kein Bedarf, etwas zu verändern. Und die Berichte über eine angebliche Abschaffung der Garde sind völlig aus der Luft gegriffen.

Einige Medien schrieben, ihr Vorgänger habe den Hut nehmen müssen, weil er zu streng gewesen sei. Wird es künftig also etwas lockerer in der Garde zugehen?

Graf: Das waren reine Spekulationen der Presse. Die Schweizergarde braucht eine straffe Disziplin, um ihren Auftrag auszuführen. Daran besteht gar kein Zweifel, und das stellt auch niemand infrage. Da wird es auch unter meiner Leitung keinerlei Abstriche geben.

Franziskus überrascht die Gardisten immer wieder mit spontanen Gesten. So schüttelt er ihnen regelmässig die Hand, wenn sie salutieren. Fragen manche Gardisten Sie, wie sie sich verhalten sollen?

Graf: Da gab es natürlich schon Gesprächsbedarf. Wir haben den Gardisten dann gesagt, dass sie die Hand des Heiligen Vaters schütteln dürfen, wenn er sie ihnen zum Gruss entgegenhält. Das ist für viele zunächst ungewohnt. Aber es ist eine schöne Geste des Papstes. Er zeigt damit, dass ihm auch die einfachen Leute am Herzen liegen.

Sie sind ein Urgestein der Schweizergarde. Wollten sie nie zurück in die Schweiz?

Graf: Ich diene seit 1987 in der Schweizergarde. Es gibt tatsächlich nur noch einen dienstälteren Gardisten. Zur Garde gekommen bin ich durch einen Prospekt, der mir in die Hand fiel. Ich war damals Postbeamter und dachte mir: Willst du wirklich noch 40 Jahre bei den Post arbeiten? Und als ich dann Schweizergardist war, hat sich eigentlich nur noch einmal, nach 10 Jahren, ernsthaft die Fragen nach einer Rückkehr in die Schweiz gestellt. Damals hätte ich die Postfiliale meines Vaters übernehmen können. Zwischenzeitlich habe ich auch eine Italienerin geheiratet.

In der Presse war zuletzt auch häufig von Rivalitäten zur vatikanischen Gendarmerie zu lesen. Was ist da dran?

Graf: Wir haben ein enges Verhältnis zur Gendarmerie. Wenn es Probleme gibt, dann besprechen wir die freundschaftlich.

Was liegt ihnen für die Schweizergarde besonders am Herzen?

Graf: Mir ist ganz wichtig, dass der Glaube bei uns eine große Rolle spielt, etwa das tägliche Gebet und die Gottesdienste. Jeder Gardist sollte es als schönste Aufgabe empfinden, den Heiligen Vater als Stellvertreter Christi auf Erden zu beschützen. Außerdem ist mir wichtig, dass wir die Werbung für die Garde ausweiten. Aus einigen Kantonen, wie etwa meinem Heimatkanton Luzern, könnten wir noch mehr Bewerbungen erhalten. Als ich meinem Dienst antrat, kamen 20 bis 25 Gardisten aus Luzern, heute sind es nur noch rund 10. (cic)

Christoph Graf | © Oliver Sittel
19. Februar 2015 | 12:14
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