Kardinal Reinhard Marx.
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Für den deutschen Kardinal Marx steht die Kirche an einem Wendepunkt

Fulda, 24.9.18 (kath.ch) Nach den Worten von Kardinal Reinhard Marx steht die katholische Kirche angesichts des Missbrauchsskandals an einem Wendepunkt. Es gehe um den Umgang mit den Opfern, aber auch um die Zukunft und die Strukturen der Kirche, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Montag in Fulda zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Bischöfe.

Eindringlich rief Marx die deutschen Bischöfe zu einem gemeinsamen und konsequenten Vorgehen als Antwort auf die Studie über sexuellen Missbrauch durch Geistliche auf: «Hier geht es nicht um Stimmung und persönliche Befindlichkeiten, es geht um die Opfer und um die Zukunft der Kirche», betonte der Kardinal: «Die Menschen glauben uns nicht mehr. Wir müssen handeln und dann hoffen, dass man uns wieder vertraut.»

«Die Menschen glauben uns nicht mehr.»

Die wissenschaftliche Untersuchung zum Missbrauch zeige, so Marx weiter: «Wir müssen viel weiter gehen: hinhören, verstehen, Konsequenzen ziehen». Dabei gehe es insbesondere um Fragen der «systemischen Gefährdung», etwa um den Umgang mit Macht in der Kirche.

Verantwortliche benennen

Auch müsse man noch genauer hinschauen, wer wofür verantwortlich war und ist, ergänzte der Kardinal. Die Opfer hätten einen Anspruch auf Gerechtigkeit und Wahrheit, das aber habe diese erste Untersuchung noch nicht leisten können. Der Konferenzvorsitzende betonte zugleich, es gebe seit 2010 eine wachsende Kultur der Wachsamkeit gegenüber Missbrauch.

Die Kirche habe viele wichtige Schritte getan, insbesondere im Bereich der Prävention. Das sei aber nicht überall gleichermassen umgesetzt worden. Zudem denke man immer noch nicht konsequent genug «von den Opfern her».

Studie wird am Dienstag vorgestellt

Marx äusserte sich zum Auftakt der Herbstvollversammlung der katholischen Bischöfe. Dabei werden am Dienstag die Ergebnisse einer umfangreichen Studie zum sexuellen Missbrauch durch Geistliche vorgestellt. Zum Abschluss am Donnerstag wollen die Bischöfe erste Konsequenzen präsentieren.

Erste Zahlen aus der Studie waren bereits im Vorfeld bekanntgeworden: In den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 hat das Forscherteam demnach Hinweise auf 3677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden. (kna)

Kardinal Reinhard Marx. | © KNA
24. September 2018 | 16:35
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