American Football - Raphael Roussis mit Nr. 10
Schweiz

Für den American Footballer ist die Nationalhymne Moment der Besinnung

Sissach BL, 31.8.16 (kath.ch) Kicker und Touchdown sind für Raphael Roussis keine Fremdbegriffe. Denn er ist Mitglied der Schweizer Nationalmannschaft im American Football. Am 2. September tritt diese an der B-Europameisterschaft gegen Serbien an. Der Katholik steht zu seinem Glauben, beim «Schach mit Vollkontakt» hat dieser aber keine besondere Bedeutung. kath.ch traf den Spitzensportler in Sissach.

Georges Scherrer

Der Baselländer ist sportbegeistert. Sein Herz schlägt für American Football. Diese Mannschaftssportart ist in der Schweiz nicht sehr verbreitet. American Football verbindet, im Gegensatz zum herkömmlichen Fussball, Taktik mit Köperkontakt, betont der Spieler.

Aggressionen – aber unter Kontrolle

Sowohl der physische wie der mentale Bereich werden gefordert. Das Anita-Weyermann-Prinzip, eine Schweizer Leichtathletin, die mit dem Spruch «Gring ache u seckle» (Kopf runter und rennen) über den Sport hinaus bekannt wurde, funktioniere im Football nicht. Der National-Elf-Spieler bezeichnet seinen Lieblingssport darum als «Schach mit Vollkontakt».

Der Spieler ist katholisch aufgewachsen. Er wirkte auch als Ministrant. Wie verträgt sich der sorgsame Umgang mit seinem Nächsten, die Nächstenliebe, mit der doch sehr harten, rauen und herausfordernden Sportart American Football? Während des Spiels sind die Akteure aggressiv. Dieser Aggressivität setzen Regeln Grenzen, sagt Roussis, «und es ist auch nicht unser Ziel, den Gegner zu verletzen».

Kein Kreuzzeichen vor dem Spiel

Es gehe vielmehr dazu, «fair und gut zu spielen». Dazu gehöre, dass man einem gefallenen Gegner gegebenenfalls wieder auf die Beine hilft. Ist man sehr hart aneinandergeraten, so biete sich nach dem Spiel die Möglichkeit, über die Sache zu reden. «Auf diese Weise kann die Freundschaft weitergehen.» Weil American Football in der Schweiz eine Randsportart ist, halte man als «Community» besser zusammen.

Seit neun Jahren spielt Raphael Roussis bei den «Gladiators», dem American Football-Team beider Basel, dem auch ein Cheerleader-Team angehört. Ganz anders als im Familienumfeld, sei die Religion im Team kein Thema. Das Kreuzzeichen vor dem Spiel kennt er nicht. Zu einem Moment religiöser Beschaulichkeit kann es jedoch vor einem Match während des Abspielens der Nationalhymne kommen. Dann gehen die Gedanken auch zu jenem Teammitglied, das vor einem Jahr bei einem Bergunfall ums Leben kam.

Konkurrenzkampf in Sport und Kirche

Raphael Roussis gehört der Schweizer Nationalmannschaft an. Im Spiel gegen Italien, das im vergangenen Jahr in Mailand ausgetragen wurde, war er als bester Spieler im «Offense» ausgezeichnet worden. Seine Position als Angriffsspieler konnte er dadurch festigen. Was nicht ganz unwichtig ist. Die Ehrung verschafft ihm Vorteile, «denn der Konkurrenzkampf in der Mannschaft ist immer gross». Fünf weitere Spieler teilen mit ihm seine Position als Angriffsspieler. Jeder wolle zum Einsatz kommen. Die Wartebank ist nicht begehrt.

Konkurrenzkampf in der katholische Kirche macht Raphael Roussis nicht aus. Für ihn ist die Kirche ein friedliches Gebilde. In einen Konkurrenzkampf könnten aber durchaus Missionare – also Leute, die den Glauben verbreiten – geraten, wo sie auf andere Glaubensgemeinschaften stossen.

Das nächste bedeutende Spiel steht am 2. September an. Dann tritt die Schweiz im italienischen Lignano Sabbiadoro an der B-Euromeisterschaft im Halbfinal gegen Serbien an. Zwei Tage später trifft die Mannschaft auf Israel oder Italien. Vor den Spielen wird Raphael Roussis keine Weile haben, um sich in einer Kirche auf die Meisterschaft vorzubereiten. Denn die Vorbereitung ist streng reglementiert. Er reserviert sich aber den Kirchenbesuch für die Zeit nach dem 4. September, in der er gemeinsam mit seiner Freundin Norditalien bereisen wird.

Der Trainer ist die Ansprechperson

Seelsorgerlich betreut werden die Amercian Football Spieler nicht. Für einen solchen Posten reiche das Geld nicht. Auch in Fragen, die nicht den Sport betreffen, sei in der Regel der Trainer die erste Ansprechperson. Mit ihm wurde auch über den Tod des Mitspielers vor einem Jahr ausführlich gesprochen, sagt Roussis.

Für besinnliche Momente zieht sich Raphael Roussis weniger in Kirchen zurück. Er begibt sich dann eher in die Natur. Mit der Kirche ist er vor allem über die Familie verbunden. Als zentrales Element aus der Bibel verweist er auf das Beispiel Jesu, der den Glauben verbreitete und Menschen heilte. Und er erinnert sich an die verschiedenen Geschichten, die ihm der Religionsunterricht nahebrachte. Eindrücklich in Erinnerung sind ihm vor allem jene Szenen, die er verfilmt sah, wie beispielsweise der Filmklassiker «Moses».

American Football – Raphael Roussis mit Nr. 10 | © 2016 SAFV/Upstream Media AG)
31. August 2016 | 10:59
Lesezeit: ca. 3 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!