Künftige Postagentur von Gurtnellen.
Schweiz

Für Briefe und Päckli geht's zur Kirchgemeinde

Gurtnellen UR, 11.1.17 (kath.ch) In Gurtnellen, einem Bergdorf im Urner Oberland, wird die Kirche zur Anlaufstelle für Postkunden. Ab diesem Sommer führt dort die Kirchgemeinde St. Josef eine Postagentur. «Damit will sie einen Dienst für die Gemeinschaft erbringen», sagte Pfarreisekretär Reinhard Walker gegenüber kath.ch. Der Gurtneller beherrscht das Postgeschäft schon jetzt.

Barbara Ludwig

Es dürfte sich um die erste Kirchgemeinde in der Schweiz handeln, die postalische Dienstleistungen erbringt. «Zumindest in der Deutschschweiz ist kein weiterer Fall bekannt», teilte Markus Flückiger, Kommunikationsverantwortlicher Postnetz Mitte, auf Anfrage mit.

Gurtnellen im oberen Reusstal ereilt dasselbe Schicksal wie andere kleine Gemeinden. Die Poststelle verschwindet aus dem Bergdorf mit rund 580 Einwohnern. An deren Stelle tritt eine Postagentur, die nach dem Prinzip «Post beim Partner» funktioniert. Dabei arbeitet die Schweizerische Post mit Dritten zusammen, die in ihrem Auftrag das Postgeschäft führen und die täglichen Postgeschäfte erledigen, wie Flückiger gegenüber kath.ch erklärte.

Synergien nutzen

Im Falle von Gurtnellen wird dieser Partner kein Dorfladen sein und auch keine Gemeindeverwaltung, sondern die Kirchgemeinde St. Josef. Das Haus an der Dorfstrasse 12 in Gurtnellen wird sowohl die Geschäftsstelle des «Seelsorgeraums Urner Oberland» als auch die Poststelle beherbergen. Aus Sicht der Post ist diese Lösung ideal. Bereits in rund 50 Gemeinden sei die Postagentur in der Gemeindeverwaltung untergebracht, sagte Flückiger. Diese Zusammenarbeit habe sich bewährt. Die Arbeiten eines Sekretariats seien mit denjenigen einer Gemeindeverwaltung vergleichbar. «Synergien können genutzt werden.»

Wer Briefe und Pakete aufgeben, Bargeld beziehen und Zahlungen machen will, geht künftig zur Geschäftsstelle des Seelsorgeraums Urner Oberland. Bedienen wird ihn dort Reinhard Walker. Eine Einarbeitung ist bei ihm nicht nötig, denn der Gurtneller arbeitet bereits seit 14 Jahren in einem Teilzeitpensum bei der Post, wie er gegenüber kath.ch sagte. Gleichzeitig wird er die Administration des Seelsorgeraums führen, was er bereits jetzt tut.

Dienst an der Bevölkerung

Die Kirchgemeinde St. Josef übernehme die Postagentur nicht aus wirtschaftlichen Gründen, erklärte Walker. «Wir wollen damit einen Dienst für die Bevölkerung und die Gemeinschaft erbringen.» Die Kirchgemeinde ermögliche so die Sicherstellung der postalischen Grundversorgung.

Laut Flückiger hatte sowohl die Post als auch die Gemeinde Gurtnellen ein grosses Interesse daran, dass die Post in dem Bergdorf weiterhin über einen «physischen Zugang» zu Postdienstleistungen verfügt. Wie Walker berichtete, habe schliesslich die politische Gemeinde den Kontakt zur Kirchgemeinde gesucht, weil sie selber keinen Partner gefunden habe und es nicht möglich gewesen sei, die Agentur in der Gemeindeverwaltung einzurichten.

Künftige Postagentur von Gurtnellen. | © Reinhard Walker
12. Januar 2017 | 15:49
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