Hildegard Aepli zwischen Pilgerinnen und Pilger
Schweiz

Rompilgerinnen: «Wo waren die Frauen an den Bischofssynoden?»

St. Gallen, 29.8.16 (kath.ch) Das Pilgerprojekt «Für eine Kirche mit den Frauen» bekommt den Preis der Herbert-Haag-Stiftung 2017, zusammen mit den Initianten der Basler Gleichstellungsinitiative. Im Interview mit kath.ch erläutert die Rompilgerin Hildegard Aepli, was der Preis für sie bedeutet und wo sie Unterschiede zwischen den beiden Preisträger-Projekten sieht.

Sylvia Stam

Ihr Projekt «Für eine Kirche mit den Frauen» hat den Preis der Herbert-Haag-Stiftung bekommen. Was bedeutet das für Sie?

Hildegard Aepli: Für das Kernteam und die Rompilgerinnen bedeutet das natürlich eine grosse Freude. Es heisst für uns, dass unser Projekt Aufmerksamkeit erregt hat. Das Anliegen wird durch diese Preisverleihung wachgehalten und kann weitere Kreise ziehen, auch über das eigentliche Pilgern hinaus.

Planen Sie etwas Konkretes zur Preisverleihung am 19. März?

Aepli: Wir möchten an diesem Datum einen Pilgertag organisieren. Wir werden wie gehabt am Morgen einen Termin an einem Bahnhof angeben, dann pilgern wir, feiern Gottesdienst und laufen weiter nach Luzern. Genau so, wie wir es auch auf dem Weg von St. Gallen nach Rom immer gemacht haben.

Mit dem Preis werden Menschen ausgezeichnet, die sich für Freiheit und Menschlichkeit innerhalb der Kirche einsetzen. Inwiefern trifft das auf Ihr Projekt zu?

Aepli: Unser Anliegen ist es, dass Männer in der Kirche nicht ohne Frauen über deren Rolle in der Kirche nachdenken und diskutieren. Da sehe ich die Verbindung zu Freiheit und Menschlichkeit: Freiheit für das Miteinander von Mann und Frau. In einem neuen, erweiterten Ansatz auf allen Ebenen Kirche zu sein und Kirche zu verantworten, ist eine Form von Freiheit und Menschlichkeit.

Nebst Ihnen werden auch die Initiantinnen und Initianten der Basler Gleichstellungsinitiative ausgezeichnet, welche die Zulassung von Frauen zum Priesteramt fordert. Ist diese gleichzeitige Auszeichnung für Sie problematisch? In Ihrem Projekt geht es ja explizit nicht um das Frauenpriestertum.

Aepli: Wir freuen uns für alle, die diesen Preis bekommen. Unser Projekt hat keinen fordernden Charakter und wir fixieren uns auch nicht auf eine Thematik. Uns geht es um ein grundlegenderes Ziel: Wenn das Frauenpriestertum kirchenrechtlich und lehramtlich als unmöglich gesehen wird, sagt unser Projekt: Es gibt andere Nischen, wo Frauen trotzdem in das Nachdenken mit einbezogen werden können. Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass es einen viel grösseren Spielraum gibt, sodass sich etwas bewegen kann in der katholischen Kirche.

An welche Spielräume denken Sie?

Aepli: Der Gleichstellungsinitiative geht es vor allem um das kirchliche Amt, während wir auch in anderen Hinsichten die gleichberechtigte Beteiligung von Frauen anmahnen. Im Blick sind nicht nur der Bereich des hauptamtlichen Dienstes, sondern auch andere Arten von Diskriminierung, Gewalt gegen Frauen und so weiter. Frauen müssten in den kirchlichen Bemühungen gegen solche Phänomene mit ihren Erfahrungen besser Gehör finden. Ich denke beispielsweise an die Bischofssynoden: Gewalt gegen Frauen war dort Thema, aber wo waren die Frauen, die dies gleichberechtigt mitberaten haben?

Sie werden 10’000 Franken bekommen. Was tun Sie damit?

Aepli: Wir müssen wahrscheinlich eine neue Homepage erstellen für die jetzige Phase nach dem Pilgern. Ausserdem ist angedacht, ein Buch zum Projekt herauszugeben. Dazu könnte das Geld eine Anschubfinanzierung sein. Mehr steht bislang noch nicht fest.

Sie haben Markus Büchel in Rom einen Brief gegeben, den dieser dem Generalminister der Kapuziner, Mauro Jöhri, zu Handen des Papstes übergeben hat. Haben Sie inzwischen Nachrichten aus dem Vatikan?

Aepli: Nein, aber wir wissen, dass der Termin der Übergabe an den Papst nicht so rasch stattfinden kann. Wir gehen davon aus, dass Mauro Jöhri den Brief noch in diesem Jahr dem Papst übergeben wird.

Ist der genaue Zeitpunkt für Sie gar nicht so entscheidend?

Aepli: Für mich ist entscheidend, dass Papst Franziskus den Brief noch in diesem Jahr erhalten wird von einem Menschen, der ihn kennt und der ihm etwas bedeutet. Mauro Jöhri war am 2. Juli mit dabei und hatte Freude an dem, was er dort mit uns erlebt hat. Das hat für mich Bedeutung und darauf vertraue ich.

Herbert-Haag-Preis für «Kirche mit den Frauen» und Gleichstellungsinitiative

Hildegard Aepli zwischen Pilgerinnen und Pilger | © 2016 Sylvia Stam
29. August 2016 | 17:40
Lesezeit: ca. 2 Min.
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