Franziskus: Kirche braucht keine «jammernden Hirten mit saurem Gesicht»

Rom, 2.4.15 (kath.ch) Papst Franziskus hat seine katholischen Priester vor Ermüdungserscheinungen gewarnt. Die Kirche brauche «keine jammernden Hirten mit saurem Gesicht und auch nicht – was noch schlimmer ist – gelangweilte Hirten», sagte er bei der Chrisammesse am Gründonnerstag im Petersdom. Franziskus appellierte an die Geistlichen, ganz in ihrer Berufung aufzugehen und den «Geruch der Schafe» anzunehmen.

Die vielfältigen pastoralen Aufgaben verlangten von einem Priester stets die volle innere Anteilnahme bei freudigen Anlässen wie Taufen und Hochzeiten, aber auch die Fähigkeit zum Mitleid bei Krankheit und Tod. «Für uns Priester sind die Geschichten unserer Leute kein Nachrichten-Bulletin», so der Papst. «Und so schenkt sich unser Priesterleben hin im Dienst, in der Nähe zum gläubigen Volk Gottes…das immer müde macht.»

Vorbild: Umgang Jesu mit den Menschen

So viel Gemütsbewegung ermüde das Herz eines Hirten. Doch gibt es nach Franziskus durchaus eine gesunde Form von Müdigkeit, solange sie nicht als Belästigung empfunden wird. «Es ist die Müdigkeit des Priesters, dem der Geruch der Schafe anhaftet…aber mit dem Lächeln von Papa, der seine Kinder oder seine Enkelchen betrachtet.» Vorbild müsse immer der Umgang Jesu mit den Menschen sein, erklärte Franziskus. Dieser habe sich nie von den Bitten der Menschen belästigt gefühlt. «Im Gegenteil: Es schien, als schöpfe er neue Kraft.»

Abermals warnte Franziskus vor einem Geist der Verweltlichung unter Priestern. Das Bedürfnis, von der pastoralen Arbeit auszuruhen, dürfe nicht zum Bedürfnis nach den raffinierten Arten der Entspannung in der Konsumgesellschaft verleiten. «Ist der Heilige Geist für mich wirklich ‘Ruhe in der Unrast’ oder nur derjenige, der mir Arbeit verschafft?», so der Papst. Die Bezogenheit zu Jesus reinige vom «weltlichen, schmierigen Smog», der sich auf Priester lege, während sie in seinem Namen auf dem Weg seien.

Müdigkeit von sich selbst am gefährlichsten

Die Erkenntnis der eigenen Fehlbarkeit darf nach Franziskus’ Worten aber auch nicht zur «Müdigkeit von sich selbst» führen. Sie sei für einen Priester vielleicht am gefährlichsten. «Es ist die Enttäuschung über sich selbst, der aber nicht ins Gesicht gesehen wird mit der gelassenen Fröhlichkeit dessen, der entdeckt, dass er ein Sünder ist und der Vergebung bedarf.» Wer sich für einen anderen hält, als er ist, verfalle einer «spirituellen Weltlichkeit», so der Papst.

Schliesslich gibt es aus Franziskus’ Sicht eine «Müdigkeit von den Feinden» des Glaubens und der Kirche. Diese sei besonders beschwerlich. «Der Teufel und seine Anhänger schlafen nicht, und da ihre Ohren das Wort Gottes nicht ertragen, arbeiten sie unermüdlich, um es auszuzischen und zu verdrehen.» Das Böse sei schlauer als die Gläubigen. Priester sollten nicht der Illusion erliegen, das Unkraut wie Übermenschen ausreissen zu können, sondern müssten es durch beständige gute Werke neutralisieren.

Am Gründonnerstag gedenkt die Kirche des Letzten Abendmahls Jesu. In der Chrisammesse wird traditionell die Heiligen Öle zur Spendung der Sakramenten gesegnet. Franziskus feierte den Gottesdienst im Petersdom zusammen mit mehreren Tausenden in Rom anwesenden Priestern. (cic)

2. April 2015 | 15:00
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