Der Basler Weihbischof Denis Theurillat firmt einen Jugendlichen, Aufnahme aus dem Jahr 2015.
Schweiz

Firmtagung im Bistum Basel: «Lasst die Funken springen!»

Die Firmvorbereitung soll in die Gesamtpastoral eingebettet und gleichsam als viertes Fest im liturgischen Jahr gefeiert werden. Dafür plädierte Detlef Hecking, Pastoralverantwortlicher im Bistum Basel, an einer Tagung.

Stephan Leimgruber*

Die kirchliche Fachstelle Jugend der Synode Solothurn (juse-so) hat in Zusammenarbeit mit dem Pastoralamt des Bistums Basel am Freitag in St. Marien Olten die dritte Firmtagung ausgerichtet. Unter dem Titel «Lasst die Funken springen!» ging es um neue Impulse und eine kritische Reflexion der an Fahrt gewonnenen Firmpastoral: «Die Firmtagung soll Inputs bieten, Hilfestellungen leisten, zur Diskussion anregen…, dies mit verschiedenen Ateliers rund um die Firmung.»

Trotz Distanz zur Kirche Interesse an Firmung

Ein von Jugendlichen erstelltes Video machte hellhörig für die Heterogenität und Kirchendistanz vieler Jugendlicher: «Hallo, wir sind in einer Messe: Kyrie eleison – was ist das?» Gleichwohl melden sie zahlreiche Jugendliche zu einem persönlichen Gespräch mit dem Team der Firmbegleitenden an und schreiben sich als Teilnehmende ein. Trotz voller Agenda legen viele, besonders Jugendliche aus südlichen Ländern, Wert auf die Firmung als Fest in ihrer Biographie. In südlichen Ländern ist sie auch Voraussetzung für die kirchliche Trauung.

Eine Gruppe von Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Firmtagung im Bistum Basel bilden einen Kreis.
Eine Gruppe von Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Firmtagung im Bistum Basel bilden einen Kreis.

Die Firmung hat eine beachtliche Karriere gemacht von einer postbaptismalen Salbung innerhalb der ganzheitlichen Initiation in der frühen Kirche hin zu einer Feier des mündigen Christseins und zu einer Sendung zum Zeugnis im Leben und in der Welt.

Reichhaltige Ateliers

Den Organisatoren gelang es, für 88 firmkatechtisch meist erfahrene Frauen und Männer der Diözese Basel und für weitere Interessierte aus der ganzen Schweiz eine Reihe attraktiver Workshops anzubieten, um das eigene Firmprojekt mit anderen Augen zu lernen oder neue Perspektiven zu  gewinnen: Filmarbeit, Videokunst, Slampoetry – mit Feuerzungen reden, interaktive Rätselräume, Rituale und über eine geistvolle liturgische Gestaltung des Firmgottesdienstes.

Atelier an der Firmtagung des Bistums Basel
Atelier an der Firmtagung des Bistums Basel

Ferner wurden bewährte Firmprojekte aus dem Bistum St. Gallen, aus Solothurn, Einsiedeln sowie Modelle mit diakonischen Dimensionen zur Diskussion gestellt. Es wurde über den Prozess der Erhöhung des Firmalters in einer Pfarrei oder Seelsorgeeinheit trefflich gestritten und die (etwas schnelle) Erwachsenenfirmung des Bistums (mit minimaler Vorbereitung) registriert.

Firmgottesdienst als Ziel des Firmwegs

Nicola Ottiger, Professorin für Dogmatische Theologie und Liturgiewissenschaft am Religionspädadogischen Institut, betonte, dass der Firmgottesdienst kein Anhängsel an den Firmweg oder an ein noch so spannendes Firmprojekt sei, sondern Ziel und integrierter Bestandteil des gesamten Firmwegs. In ihm sollten die gemachten Lebenserfahrungen als Erfahrungen des Geistes Gottes verdichtet zum Ausdruck kommen. Sie plädierte für eine spirituelle mystagogische Firmvorbereitung, von der Elemente in die Liturgie einfliessen. Es gelte, die Liturgie vom Firmweg her zu denken und den Firmweg auf das Ziel der Feier der Firmung hin zu gestalten.

Visionen der Firmpastoral

Detlef Hecking, Pastoralverantwortlicher im Bistum Basel, fasste die Visionen zur Firmung des Bistums Basel in Thesen zusammen. Seit einiger Zeit ist eine Option für das Firmalter 17+ getroffen worden mit der Hauptbegründung, dass sich in diesem Alter erst ein mündiges Glaubensbewusstsein ausbilde, das die Kennzeichen der Freiheit und Verantwortung für die Lebensgestaltung übernehme. Damit werde der Übergang von einer volkskirchlichen Gläubigkeit zu einem entschiedenen persönlichen Glauben beschleunigt.

Detlef Hecking, Pastoralverantwortlicher im Bistum Basel
Detlef Hecking, Pastoralverantwortlicher im Bistum Basel

Gleichzeitig achte das Bistum Pfarreien und Regionen, die diesen Schritt momentan nicht vollziehen können und bei einem früheren Firmalter verbleiben mit der Aussicht auf «Erfassung» (fast) aller Jugendlicher.

In die Gesamtpastoral einbeziehen

Hecking plädierte nicht nur für erlebnispädagogisch ansprechende und authentische Firmprojekte, sondern auch und besonders für deren biblische Verankerung. Stellen aus 1 Kor 12, Röm 12, Apg 8,14-18 und 19,1-7 sowie Gal sollten einbezogen werden. Weiter ist die Firmvorbereitung in die Gesamtpastoral  einzubetten und die Firmung in ihrer Bedeutung gleichsam als viertes Fest im liturgischen Jahr zu feiern. Ja, die Firmfeier wird zum Lackmustest einer heute verantwortlichen Gesamtpastoral, zu einem Pfeiler der Glaubenskommunikation in einem Pastoralraum und zu einem Meilenstein im Lebenslauf junger Menschen.

Funken des Gottesgeistes sollen überspringen

Die Tagung fand in gelöster Atmosphäre statt. Sie atmete den Geist der Kreativität und des Vertrauens in Post-Covid-Zeiten. Spürbar wurde die Ernsthaftigkeit pastoralen Handelns und Entscheidens in einer Kirche im Umbruch. Hoffnung wird darauf gesetzt, dass Funken des Gottesgeistes überspringen in die Herzen junger fragender und suchender  Menschen. Grossen Applaus erhielten das veranstaltende juse-so-Team, das durch eine professionelle Gestaltung der Tagung glänzte, sowie die Referierenden und Leitenden der Ateliers für ihre profunden Beiträge. Die nächste Firmtagung ist in drei Jahren geplant.

* Stephan Leimgruber ist Priester des Bistums Basel und lebt in Luzern. Er war Professor für Religionspädagogik an der LMU München.


Der Basler Weihbischof Denis Theurillat firmt einen Jugendlichen, Aufnahme aus dem Jahr 2015. | © Hans Merrouche
11. Juni 2022 | 11:52
Lesezeit: ca. 3 Min.
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