Cover der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" (Ausgabe vom 14. Januar 2015) © 2015 Werner de Schepper
Schweiz

Islamischer Zentralrat Schweiz verurteilt neue «Charlie Hebdo»-Karikatur

Bern/Kairo/Paris, 13.1.15 (kath.ch) Die ägyptische Fatwa-Behörde Dar al-Ifta hat die erneute Mohammed-Karikatur der Zeitschrift «Charlie Hebdo» als «unverantwortlich provokativ» verurteilt. Auch in der Schweiz sorgt die Karikatur beim Islamlischen Zentralrat für heftige Kritik: Sie sei «eine bedauernswerte Dummheit».

Die Zeichnung werde eine weitere «Welle des Zorns» auslösen, teilte die von Großmufti Schawki Ibrahim Allam geleitete Behörde am Dienstag mit. Regierung und Parteien in Frankreich sollten das Titelblatt als «rassistisch» und als Aufstachelung zu Religionshass zurückweisen. Der aktuelle Titel der französischen Satirezeitschrift diene nicht «dem Dialog der Kulturen, den Muslime suchen», sondern werde «Hass und Diskriminierung zwischen Muslimen und anderen vertiefen». Zugleich verurteilte die Fatwa-Behörde die Angriffe auf Moscheen in Frankreich. Solche Handlungen gäben «Extremisten beider Seiten Gelegenheit zum Schlagabtausch». In einer früheren Stellungnahme hatte die Behörde auch den Anschlag auf die Redaktion von «Charlie Hebdo» als unvereinbar mit dem Islam bezeichnet.

Die erste Nummer von «Charlie Hebdo» nach dem Blutbad zeigt unter der Überschrift «Alles vergeben» den Propheten Mohammed mit einer Träne im Auge und einem Blatt mit den Worten «Je suis Charlie» – dem Slogan der Solidaritätskundgebungen für die Satirezeitschrift, die vergangene Woche Ziel eines Attentats mit zwölf Toten geworden war.

Die neue Ausgabe erscheint laut französischen Medienberichten in 16 Sprachen und in einer Auflage von drei Millionen Exemplaren; üblicherweise sind es 60.000. Die Zeitung «Liberation» hatte den Redaktionsmitgliedern von «Charlie Hebdo» Aufnahme in ihren Räumen gewährt, damit sie das aktuelle Heft produzieren konnten.

Bei dem Anschlag am vergangenen Mittwoch waren fünf Karikaturisten der Zeitschrift getötet worden, unter ihnen der Herausgeber Stephane Charbonnier. Anlass der Bluttat war offenbar, dass «Charlie Hebdo» wiederholt den Islam aufs Korn genommen hatte.

Islamischer Zentralrat verurteilt Mohammed-Karikatur als «Dummheit»

Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) nimmt mit grosser Besorgnis zur Kenntnis, dass das französische Satire-Magazin Charlie Hebdo mit einer neuen Muhammed-Karikatur «all jenen Muslimen in den Rücken fällt, die sich in den letzten Tagen solidarisch mit dem Magazin zeigten und für die Meinungsäusserungsfreiheit sowie gegen Gewalt öffentlich eingetreten waren». Das teilte der Zentralrat am Dienstagabend in Bern per Communiqué den Medien mit.

Die jüngste Publikation sei «eine bedauernswerte Dummheit» und zeige, «dass es den Hintermännern einzig und alleine darum geht, einen Keil zwischen Muslime und Nicht-Muslime zu treiben». Der Islamische Zentralrat appelliert an die Muslime, «sich von diesem kläglichen Missbrauch der Meinungsäusserungsfreiheit nicht provozieren zu lassen».

Der Islamische Zentralrat tritt  laut diesr Medienmitteilung «für die Meinungsäusserungsfreiheit ein und verurteilt jede Form von Gewalt, die darauf angelegt ist, jene einzuschränken». Die Meinungsäusserungsfreiheit habe jedoch ihre Grenzen dort, wo sie in Hass und verbale Gewalt umschlägt und das friedliche Zusammenleben ernsthaft in Frage stellt. O-Ton Zentralrat: «Wird der Prophet Muhammad (alles Heil und Segen ruhe auf ihm) verächtlich karikiert und beleidigt, fühlen sich dadurch nicht nur gewaltbereite Extremisten provoziert, sondern alle Muslime egal welcher Strömung sie angehören. Wer diese Karikaturen in der aufgewühlten Stimmung erneut publiziert, ist ein gefährlicher Brandstifter.» (kna/dsw)

Cover der Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» (Ausgabe vom 14. Januar 2015) © 2015 Werner de Schepper
13. Januar 2015 | 17:32
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