Imam Mustafa Memeti begrüsst Diplomaten beim Fastenbrechen
Schweiz

Fastenbrechen mal anders – halal und koscher

Bern, 14.6.18 (kath.ch) Religionen kennen oft unterschiedliche Essgewohnheiten. Jetzt hat das Bern «Haus der Religionen» zum gemeinsamen Fastenbrechen eingeladen und gleich zwei Sitten miteinander verbunden: Halal und koscher zubereitetes Essen. Nebst der eingeladenen jüdischen und muslimischen Gemeinde war auch der US-Botschafter anwesend.

Georges Scherrer

Zum «Iftar» wurde gemeinsam vom «Muslimischen Verein Bern» und der Botschaft des Staates Israel eingeladen. Imam Mustafa Memeti lobte die Präsenz der Botschafter als eine grosse Ehre für die Muslime. Bei der Zubereitung des Essens wurden sowohl die jüdischen wie die muslimischen Vorschriften eingehalten.

Der US-Botschafter Edward McMullen fühlte sich geehrt, dass er während des Ramadans im Namen der interreligiösen Toleranz zugegen sein konnte, wie er in seiner Eingangsbotschaft in der Moschee vor den Muslimen sagte. Er lobte das Haus der Religionen für das Durchhaltevermögen und für den Respekt, das es anderen gegenüber erweise. Er ermunterte die Einrichtung, weiterhin den Weg zu robusten Gemeinschaften zu ebnen.

Zusammen geht es besser

Der israelische Botschafter Jacob Keidar wies auf die gemeinsamen Werte von Juden und Muslimen hin, etwa das Einüben der Mässigung und den Verzicht auf gewisses Fleisch. Er sprach sich für ein friedliches Zusammenleben zwischen allen aus. «Wenn wir zusammenarbeiten, können alle Menschen im Wohlstand leben», sagte er in der Moschee.

Der Einladung waren auch die Botschafterin von Bosnien-Herzegowina und jene von Malaysia gefolgt. Die Diplomaten zeigten durch ihre Präsenz auf, wie wichtig ihnen ein gutes Zusammenleben zwischen den verschiedenen Religionen und Kulturen sei, sagte Imam Mustafa Memeti gegenüber kath.ch. Deren Präsenz nannte er eine grosse Ehre für die ganze Gemeinschaft, ihre Vielfalt und Diversität.

Die Küchen im Haus der Religionen

Die Diplomaten und weitere Gäste verschiedener Religionen durften dem Gebet der Muslime beiwohnen. Anschliessend folgte das gemeinsame Abendessen: koscher und halal zubereitet. Das bedeutete eine Herausforderung für das Haus der Religionen. Dort haben verschiedene Religionen ihren Gebetsraum – und auch eine Küche, wie Brigitta Rotach gegenüber kath.ch erklärte.

Das Haus verfügt über eine Hauptküche. Diese wird neustens direkt von einem Bauern im bernischen Grossaffoltern mit biologischem Gemüse versorgt. Das Haus der Religionen kann zudem einen Teil des Grundstücks selber bewirtschaften. Ziel sei es, so Rotach, die im Haus für das Kulturprogramm zuständig ist, dass in Zukunft eine interkulturelle Gruppe das Gemüse anbaut. Dadurch gewinne die Arbeit des Hauses an Nachhaltigkeit.

Hindus kochten koscher

Die Hauptküche wird vom Hindu-Priester Sasikumar Tharmalingam geführt. Er bereitete die Speisen für die jüdischen Gäste vor. Normalerweise kocht er ayurvedisch. Dies unterscheide sich nicht sehr von der koscheren Küche, sagte Tharmalingam gegenüber kath.ch. Ein Rabbiner begutachtete die Küche, der Koch verfügt heute über eine Zertifikat, das ihm erlaubt, auch koschere Speisen zuzubereiten.

Er muss dabei einige Regeln einhalten. Der Reiskocher beispielsweise wird morgens durch einen Juden angestellt. Bestimmte Produkte müssen ein koscheres Siegel haben, damit Sasikumar Tharmalingam auch für Juden kochen darf. Die Arbeitsfläche wurde zudem durch den Rabbiner gereinigt.

Für das Fastenbrechen am Dienstagabend hat Sasikumar Tharmalingam als koscheres Gericht Reis mit vier verschiedenen Gemüsen zubereitet: Linsen, Auberginen, Karotten mit Randen und Kohlrabi mit Kokosmilch und etwas Mango.

Die einladenden Muslime kochten selber. Sie verfügen neben der Moschee über einen Kochraum. Dort wurden Gemüse, Salate und Kartoffeln vorbereitet. Die Poulets aber wurden wegen der Rauchentwicklung auf dem Vorplatz des Hauses der Religionen gebraten.

Die Mischung der Kulturen bei der Zubereitung der Speisen führte dazu, dass alle Gäste auf ihre Rechnung kamen.

 

Imam Mustafa Memeti begrüsst Diplomaten beim Fastenbrechen | © Georges Scherrer
14. Juni 2018 | 14:03
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