Tariq Ramadan, Islamwissenschaftler
International

Ex-Salafistin wirft Schweizer Islamwissenschaftler Vergewaltigung vor

Rouen, 21.10.17 (kath.ch) Die französische Feministin Henda Ayari hat in Rouen Klage gegen den Schweizer Islamwissenschaftler Tariq Ramadan eingereicht. Dies meldete die französische Tageszeitung «Le Monde» unter Berufung auf die Nachrichtenagentur AFP am Freitagabend. Die frühere Salafistin wirft Ramadan auf Facebook vor, sie vergewaltigt zu haben. Ramadan dementiert die Vorwürfe und will Klage einreichen, wie sein Anwalt mitteilte.

Ayari schrieb am Freitag dem Bericht zufolge auf ihrem Facebook-Account, «vor mehreren Jahren Opfer von etwas sehr Schlimmem geworden zu sein». Zunächst habe sie den Namen des Aggressors wegen «Drohungen» von seiner Seite nicht nennen wollen.

In ihrem Buch «J’ai choisi d’être libre» (2016) berichtet Ayari laut der Zeitung von einem Treffen mit dem Mann in einem Hotelzimmer in Paris, wo der Wissenschaftler eine Konferenz gegeben haben soll und wo es zu dem Vorfall gekommen sein soll. In dem Buch nenne sie ihn «Zoubeyr». «Ich bestätige heute, dass es sich bei dem berühmten Zoubeyr um Tariq Ramadan handelt», schreibt die Frau nun auf Facebook.

Laut «Le Monde» hatte sich Ramadan am Freitag nicht zu den Vorwürfen der Frau geäussert. Am Samstag liess er über seinen Anwalt mitteilen, er setze den Vorwürfen ein «formelles Dementi» entgegen und wolle am Montag Klage wegen Verleumdung einreichen.

Enkel des Gründers der Muslimbruderschaft

Ramadan ist ein Enkel des Gründers der ägyptischen Muslimbruderschaft, Hassan al-Banna. Der international aktive Islamwissenschaftler ist unter anderem Professor für Zeitgenössische Islamische Studien an der Universität Oxford in England. Von 2002 bis 2004 hielt er an der Universität Freiburg (Schweiz) im Auftrag des Lehrstuhls für Religionswissenschaft einen Kurs zum Thema «Einführung in den Islam». Ramadan hat an der Universität Genf doktoriert.

Sein Bruder Hani Ramadan ist der Leiter des islamischen Zentrums in Genf. Im April hat ihn Frankreich des Landes verwiesen, weil er laut dem französischen Innenministerium eine Gefahr für die öffentliche Ordnung darstelle. 2003 wurde er für die Genfer Regierung als Lehrer untragbar, sie entliess ihn. Hani Ramadan hatte sich damals in der Zeitung «Le Monde» für die Steinigung von untreuen Frauen ausgesprochen. (bal, aktualisiert: 23.10. sys)


Tariq Ramadan, Islamwissenschaftler | © Keystone
21. Oktober 2017 | 10:43
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