Erzbischof entschuldigt sich für neue Missbrauchskrise in Cloyne

Irland:

Dublin, 17.7.11 (Kipa) Der vom Vatikan eingesetzte Verwalter der südirischen Diözese Cloyne, Erzbischof Dermot Clifford, hat sich erneut bei den Opfern der Missbrauchskrise und beim Kirchenvolk entschuldigt. In einem am Wochenende in allen Gottesdiensten verlesenen Hirtenbrief äusserte der Erzbischof von Cashel und Emly Bedauern über das jahrelange Versagen der örtlichen Kirchenleitung, Missbrauchsvorwürfe vorschriftsgemäss an die Behörden zu melden.

«Ich bin sicher, dass Sie angesichts der Inhalte des Untersuchungsberichts viele unterschiedliche Gefühle durchlaufen: Schock, Wut, Enttäuschung und Traurigkeit», schreibt der Interimsverwalter der Diözese. Der sexuelle Missbrauch von Kindern, erst recht von Schutzbefohlenen, sei immer eine «ebenso kriminelle wie sündhafte Tat». Clifford sicherte erneut Massnahmen zu, um künftig einen umfassenden Schutz zu gewährleisten.

Abschlussbericht mit schweren Vorwürfen

Eine Untersuchungskommission hatte in der vergangenen Woche schwere Vorwürfe gegen den Vatikan und den damaligen Bischof John Magee (74) erhoben. In ihrem Abschlussbericht wirft die Kommission Magee vor, die Kinderschutzrichtlinien der irischen Bischofskonferenz von 1996 missachtet zu haben. Eine langsame Reaktion des Vatikan auf die Vorwürfe habe die Täter in Sicherheit gewiegt. In dem Bericht wurden Vorwürfe gegen 19 Geistliche aus den Jahren 1996 bis 2009 untersucht, darunter gegen den Bischof selbst. Magee trat im März 2010 von seinem Amt zurück.

Die Veröffentlichung hatte die katholische Kirchenleitung erneut unter den Druck von Politik und Medien gebracht. Der katholische Primas von Irland, Kardinal Sean Brady, sprach von einem «weiteren Schwarzen Tag» in der Missbrauchskrise. Aussenminister Eamon Gilmore rief Vatikanbotschafter Erzbischof Giuseppe Leanza zu einem Gespräch in seinen Dienstsitz. Er übergab dem päpstlichen Diplomaten den Bericht und bat um eine offizielle Stellungnahme. Im Anschluss sprach er von einem «absolut inakzeptablen» Verhalten des Vatikan angesichts von Übergriffen auf Kinder.

Papstbesuch zunehmend unwahrscheinlich

Leanza entschuldigte sich bei einer Pressekonferenz nach dem Treffen. Ministerpräsident Enda Kenny liess offen, ob Irland weiterhin eine eigene Botschaft beim Heiligen Stuhl unterhalten wolle. Justizminister Alan Shatter verlangte eine Aufhebung des Beichtgeheimnisses. Nach Meinung von Kommentatoren wird es zunehmend unwahrscheinlich, dass Papst Benedikt XVI. im Sommer 2012 nach Irland kommt, um sich von der Erneuerung der Kirche zu überzeugen.

(kipa/kna/bal)

17. Juli 2011 | 15:35
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