Hinschauen
Schweiz

Eine Kultur des Hinschauens

Zürich, 17.8.18 (kath.ch) Erneut erschüttert ein Missbrauchsskandal die katholische Kirche. Die Menge an Meldungen zu diesem Thema wirft die Frage auf: Soll man jeden Fall publizieren? Ja, sagt kath.ch-Redaktionsleiterin Sylvia Stam in ihrem Kommentar.

Washington, Chile, Grossbritannien, Australien und nun Pennsylvania. Allein im Monat August erreichten uns aus all diesen Staaten Berichte zu sexuellem Missbrauch im kirchlichen Umfeld. Missbräuche von erheblicher Tragweite. Das Thema selbst und die Menge der Meldungen dazu machen betroffen und wühlen auf.

Die Kirche steht durch solche Berichte massiv am Pranger. Das wirft gerade für ein kirchliches Medium die Frage auf, ob man jede dieser Meldungen zu Übergriffen an Schulen oder in Bistümern publizieren soll. Eine Frage, die bisweilen direkt und mit vorwurfsvollem Unterton an uns gelangt.

«Die Kirche schaut vielerorts nicht mehr weg.»

Wir haben über all diese Vorfälle berichtet. Nicht, weil wir mit dem Finger auf die Täter zeigen wollten. Sondern weil ein Bericht wie der soeben in Pennsylvania veröffentlichte einmal mehr zeigt, wie lange und in welchem Ausmass Verantwortliche und Involvierte in der katholischen Kirche weggeschaut haben.

Die Kirche schaut zum Glück inzwischen vielerorts nicht mehr weg. Auch im jüngsten Fall hat sie mit den staatlichen Behörden kooperiert, hat Tausende Dokumente zur Verfügung gestellt und überführte Täter auf bischöflichen Webseiten kenntlich gemacht.

«Ein Blick hin zu den Opfern»

Ein Wandel innerhalb der Kirche im Umgang mit diesem Thema, wie ihn auch SBK-Präsident Charles Morerod fordert, ist im Gang. Nämlich ein Blick hin zu den Opfern. Das ist auch dringend nötig. Kirchenbeobachter erwarten weitere Enthüllungen in Ländern und Kontinenten, wo die Aufarbeitung solch schlimmer Vorfälle bislang noch nicht stattgefunden hat.

Darum bleibt es die Aufgabe von Medien, hinzuschauen und publik zu machen: Was den Opfern widerfahren ist, wo vertuscht wurde, aber auch, was heute geschieht, um solches zu verhindern. Auf diesem Weg tragen Medien dazu bei, dass eine Kultur des Hinschauens entstehen kann.


 

Hinschauen | © pixabay.com
17. August 2018 | 15:23
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