Ausblick
Schweiz

Einander wahrnehmen, aufeinander zugehen, Trennendes beseitigen

Zürich, 1.1.17 (kath.ch) Was braucht es, damit deren Zusammenleben gut gelingt? Nicht nur in der Schweiz leben Menschen ganz unterschiedlicher Religionen und Konfessionen in unmittelbarer Nähe beieinander.Was braucht es, damit dieses Zusammenleben gelingt?

kath.ch hat engagierte Personen aus unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen in der katholischen Kirche gefragt: «Was wünschen Sie sich mit Blick auf 2017 für das Zusammenleben der Menschen verschiedener Religionen und Konfessionen in der Schweiz?» Hier deren Antworten, die dazu einladen, den Blick weit zu öffnen. (ms)

 

«Ich wünsche mir, dass wir uns nicht in erster Linie als Zugehörige einer Religion oder Konfession wahrnehmen, sondern dass es uns gelingt, uns als Menschen zu begegnen, die in unterschiedlicher Weise nach dem göttlichen Licht in der Welt suchen und dieses gemeinsam feiern.»

Simone Curau-Aepli ist Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds SKF

 

«Im Zusammenleben der Menschen verschiedener Religionen und Konfessionen in der Schweiz geht es um Respekt vor der Überzeugung, die nicht unbedingt die meinige ist.  Wichtig ist das Interesse zu hören und zu erfahren, was die andere Religion und die andere Konfession im Leben und Glauben trägt. Nicht zuletzt kann ich in der Begegnung mit einer anderen Religion oder Konfession meinen eigenen Glauben neu verstehen und schätzen lernen.»

Josef Annen ist regionaler Generalvikar des Bistums Chur für die Kantone Zürich und Glarus

 

«Dass die Menschen, welche sich auf eine Religion berufen, jeden Mitmenschen, den Nächsten und den Fernsten, alt oder jung, Mann oder Frau in seiner Würde respektieren mögen. Dass die Menschen einander wertschätzen und achten, die Religionszugehörigkeit der Anderen respektieren und dass das Vorschieben der Religion als Grund für Krieg und Zerstörung ein Ende haben möge.»

Monika Küng ist Präsidentin des Vereins für Sozialethik und Grossrätin der Grünen im Kanton Aargau

 

«Ich wünsche mir im Blick auf 2017 für das Zusammenleben in unserem Land Achtung vor der Meinung des andern, Respekt für die jeweilige Religion und die Kraft des christlichen Glaubens in unserem Land, die sich in der Form der Nächstenliebe zeige. ‘Friede ist allweg in Gott’ – dieser Leitsatz von Niklaus von Flüe möge uns besonders im Gedenkjahr 600 Jahre Niklaus von Flüe begleiten und helfen.»

Urban Fink-Wagner ist Geschäftsführer der Inländischen Mission

 

«Begegnung wagen, Alltag teilen: ich wünsche mir, dass möglichst viele Menschen sich spontan und neugierig darauf einlassen – in ihrem unmittelbaren Umfeld.  Und dabei erfahren, welche Bereicherung der Kontakt mit Menschen anderer Religionen oder Konfessionen für sie selber sein kann.»

Sonja Kaufmann ist Co-Leiterin Kommunikation und Mitglied der Geschäftsleitung beim katholischen Hilfswerk Fastenopfer

 

«Die biblischen Geschichten im Advent und zu Weihnachten erzählen oft von hörenden Menschen: ‘Rede Gott, dein Diener hört” (1. Buch Samuel, Kapitel 3). Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, immer mehr aufeinander zuzugehen und den Dialog als hörende Menschen zu suchen. Nur wer aufmerksam hört, kann verstehen.»

Richard Lehner ist Domherr und Generalvikar des Bistums Sitten

 

«Gott ist für alle Christen und alle Religionen ein Gott, der Leben in Frieden und Gerechtigkeit schenkt. Ich wünsche mir, dass wir unbeirrt gemeinsam dieser Quelle der Freude und der Hoffnung tatkräftig mehr trauen als allem, was uns zu trennen scheint, was Angst macht, überfordert und lähmen will.»

Barbara Hallensleben ist Professorin für Dogmatik und Theologie der Ökumene an der theologischen Fakultät der Universität Freiburg.

Ausblick | © Pixabay
1. Januar 2017 | 12:20
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!

Gewaltfreiheit gegen eine «zerbröckelnde Welt»

In der traditionellen Botschaft zum Weltfriedenstag – es ist der fünfzigste, der diesen 1. Januar begangenen wird – erläutert Papst Franziskus sein Bild zu einer Politik des Friedens. Diese müsse sich an Gewaltfreiheit messen lassen, so das katholische Kirchenoberhaupt. Gewaltfreiheit dürfe aber nicht als Kapitulation, Mangel an Engagement oder Passivität verstanden werden.

Im Rückblick auf die Weltkriege im vergangenen Jahrhundert und die Gewalttätigkeiten und Kriege dieser Zeit spricht Franziskus von einer «zerbröckelnden Welt». Auf Gewalt mit Gewalt zu reagieren, führe aber ausschliesslich zu mehr Elend. Dem hält der Papst die Frohe Botschaft von Jesus Christus entgegen: Auch Jesus habe in einer Zeit der Gewalt gelebt. Er habe aber deutlich gemacht, dass «das eigentliche Schlachtfeld, auf dem Gewalt und Frieden einander begegnen, das menschliche Herz» sei.

Die sehr ausführlich gestaltete Botschaft zum Weltfriedenstag wurde bereits am 8. Dezember 2016 veröffentlicht und findet sich auch auf der Internetseite der Schweizer Bischofskonferenz. (ms)