«Ein Sommer ohne die Hunde ist unvorstellbar»

Bourg-Saint-Pierre VS, 6.7.17 (kath.ch) Die berühmten Bernhardiner mit ihrem rotbraunen Fell und den Hängeohren sind seit 1887 die Schweizer Nationalhunde. Lange wurden sie als Lawinenhunde gebraucht. Von dem Hospiz des Alpenpasses Grosser Sankt Bernhard  sind sie auch heute kaum wegzudenken. Ein Beitrag der Sommerserie «tierisch heilig».

Jacques Berset

Die Bernhardiner, die eine Schulterhöhe von 90 cm und ein Gewicht von bis zu 100 Kilogramm erreichen können, haben die Geschichte des Hospizes geprägt. Es wurde im Jahr 1045 vom heiligen Bernhard von Menthon gegründet. Und das in einer nicht sehr gastfreundlichen Umgebung, die die meiste Zeit des Jahres von Schnee bedeckt ist.

Das Hospiz gehört zur Diözese Sitten und liegt auf dem Gebiet der politischen Gemeinde Bourg-Saint-Pierre. Benannt ist es nach Bernhard von Aosta, der auch dem Pass seinen Namen gibt. Die dort wohnhaften Augustiner Chorherren sind berühmt für ihre Gastfreundschaft für Touristen und Pilgerer des Frankenwegs (Via Francigena).

Die Stiftung genannt nach Barry dem Hund

Die grossen Berghunde leben normalerweise zwischen Juni und Oktober im Hospiz.  Bis ins Jahr 2005 war das Hospiz auf dem Grossen Sankt Bernhard der Hauptzuchtort der Hunderasse Bernhardiner, die als Rettungshunde für die Suche nach Lawinen-Opfern weltweit bekannt sind. Seitdem hat die Stiftung Fondation Barry du Grand-St-Bernard die Zucht übernommen.

Die Stiftung ist nach einem heroischen Hund namens Barry benannt, der zwischen 1800 und 1812 vierzig Reisende aus Schnee, Nebel und Kälte gerettet hatte.

Barry ist überall

Wenn ein Reisender den Weg von Martigny VS zum Hospiz von 45 Kilometern auf sich nimmt, trifft er oft auf ein Bild des Bernhardiner Barry, der seit 1887 der Schweizer Nationalhund ist. In dieser Region wimmelt es nur so von dessen Abbildungen: Auf Schokoladen, auf Teebeuteln, auf Autobussen – eigentlich überall ist er abgebildet.

Mittlerweile werden diese Hunde nicht mehr zur Rettung und Sicherheit gebraucht. Heute kommen vor allem Helikopter und leichtere Hunde zum Einsatz, wie Jean-Michel Lonfat, Prior der Gemeinschaft auf dem Grossen Sankt Bernhard, gegenüber cath.ch sagt.

Vor vier Jahren kam Lonfat ins Hospiz. Der 62-Jährige liebt Berge über alles. Seit 1979 ist er Mitglied der Gemeinschaft der Augustiner Chorherren, die nach der Regeln von Augustinus leben.

Drei Chorherren wohnen im Kloster – zwei Priester und ein Diakon – zusammen mit Laien. Alle verbringen ihre Tage mit Beten, Arbeiten und der Betreuung der Gäste aus aller Welt.

Verbindung zwischen Mensch und Tier

«Die Zwinger werden von Profis der Stiftung Barry nach Tierschutzregeln betreut. Obwohl die Hunde uns nicht mehr gehören: Wir könnten uns keinen Sommer ohne sie vorstellen», so Lonfat weiter. «Es gibt eine Verbindung zwischen Mensch und Tier. Das spürt man hier sehr gut», so Lonfat. Und das obwohl die Zucht im Hospiz beendet sei.

Gemsen, Steinböcke und Murmeltiere

Die Anwesenheit der Tiere beschränke sich nicht nur auf die Hunde, so der Prior. «Die Berge helfen uns mit der Schöpfung in Verbindung zu treten – und die Tiere gehören dazu.» Gemsen, Steinböcke, Murmeltiere, Füchse – sie alle kämen täglich in die Nähe des Hospiz, bevor die Flut der Besucher komme oder danach.

«Die Enzyklika ‘Laudato si’ von Papst Franziskus hat uns motiviert, die Schöpfung rund um unser Hospiz wahrzunehmen. Die Tiere sind Teil davon, auch wenn sie nicht auf der gleiche Stufe des Menschen stehen», ist Lonfat sich sicher. (cath.ch/Übersetzung: ft)

Der Chorherr Jean-Michel Lonfat mit dem Hund Barry | © Jacques Berset cath.ch
6. Juli 2017 | 12:55
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Tierisch heilig

Tiere. Man mag sie, oder nicht. Oder nur einige. Schliesslich ist es nicht das gleiche, ob wir ein Murmeltier, einen Haifisch oder eine Bettwanze vor uns haben. Wie auch immer unsere Haltung zu ihnen ist, Tiere begleiten uns im Alltag. Und das haben sie schon immer getan. So überrascht es nicht, wenn in der Bibel Tiere in ganz unterschiedlichen Geschichten auftauchen, wenn sie als Beispiele für den Menschen genannt werden, wenn gute oder schlecht Eigenschaften von ihnen als Vergleich herangezogenen werden.

In diesem Sommer geben wir Ihnen Einblick in die Vielfalt des Tierischen in den Religionen. Seien es Hunde, die nach einem Heiligen benannt wurden, Tiere, die für einen der Evangelisten stehen. Oder wir gehen der Frage nach, warum manche Tiere in manchen Religionen nicht auf dem Speisezettel stehen dürfen. In loser Folge bieten wir Ihnen in Zusammenarbeit mit unseren Kollegen von cath.ch unter dem Titel «tierisch heilig» vielfältige und auch überraschende Zusammenhänge zwischen Religion und Tierwelt.

Dazu finden Sie ab dieser Woche jeden Freitag oben rechts auf unserer Seite eine kleine Kolumne zu einem biblischen Sprichwort, bei dem es um Tiere geht. Den Anfang macht der «Wolf im Schafspelz». Viel Vergnügen! (ms)