Papst Franziskus trifft Paloma Garcia Ovejero und Greg Burke am 11. Juli 2016 im Vatikan.
Vatikan

Ein schweres Jahr für den Vatikan endete mit neuem Eklat

Rom, 1.1.19 (kath.ch) Greg Burke als Direktor des Presseamts und von Vize-Direktorin Paloma Garcia Ovejero traten am Silvestertag zurück. Papst Franziskus habe den Amtsverzicht angenommen, hiess es einer dürren Mitteilung. Dass übergangsweise der Social-Media-Verantwortliche Alessandro Gisotti mit der Leitung beauftragt wurde, offenbart eines: eine Krise.

Burkhard Jürgens

Die Kündigung erwischt den Vatikan wenige Wochen vor einem Bischofs-Gipfeltreffen zu Missbrauch und Prävention, von dessen Verlauf und Präsentation viel für die katholische Kirche abhängt.

Selbst Journalisten, die mit dem Innenleben des vatikanischen Medienapparats gut vertraut sind, waren überrascht. – Auch wenn es gerade unter den Insidern nicht viele gibt, die den US-Amerikaner Burke und seine spanische Kollegin Garcia um ihren Job beneideten.

Frischenzellenkur im Pressesaal

Als die beiden im August 2016 ihre Posten im Pressesaal des Heiligen Stuhls übernahmen, wirkte es wie eine Frischzellenkur: Burke, Jahrgang 1959 und ehemaliger Korrespondent des amerikanischen Senders «Fox News», brachte so etwas wie Hemdsärmeligkeit in die mitunter behäbig-klerikale Institution. Seine 16 Jahre jüngere Stellvertreterin, eine Radiojournalistin aus Madrid, war die erste weibliche Stimme des Vatikan.

Beide wussten, was Journalisten wünschten.

Beide kannten das Medien-Metier und wussten, was Journalisten wünschten. Briefings wurden dichter, Interviewangebote vielfältiger. Burke und Garcia versuchten betagten Kirchenmännern beizubringen, dass sie bei Pressekonferenzen nicht einfach seitenlange Texte vortragen, die die Journalisten ohnehin schon gedruckt in Händen halten. Selbst Medientrainings für Kuriale brachten sie auf den Plan.

Schwierigkeiten blieben bestehen

Begleitet waren solche kleinen Reformen aber immer auch von Schwierigkeiten. Mit zwei Dutzend Mitarbeitern blieb der Stab des Presseamts zum Verzweifeln klein. Der Informationsfluss vom Staatssekretariat zur Medienstelle verbesserte sich in den zurückliegenden Jahren augenscheinlich nicht, ganz zu schweigen von einer Einbindung in Planungs- und Entscheidungsprozesse. Wenn es weiterhin an Transparenz des Vatikan etwa in Finanzdingen mangelte, war es nicht Schuld des Presseamts.

Wenn es an Transparenz mangelte, war es nicht Schuld des Presseamts.

Hinzu kamen organisatorische Veränderungen und personelle Turbulenzen. Im Zuge der vatikanischen Medienreform wurde das Presseamt der neuen Kommunikationsbehörde zugeordnet, die noch dabei ist, ihre Zuständigkeiten zu sortieren.

Ihr erster Präfekt, der Priester Dario Vigano, musste im März die Leitung abgeben, nachdem er über eine pannenreiche Veröffentlichung eines Briefs von Benedikt XVI. gestrauchelt war. An seine Stelle trat im Juli der Journalist Paolo Ruffini, ein Laie.

Neue Rollenverteilung zeichnete sich ab

Dass Ruffini es war, der während der Bischofssynode im Oktober die Pressebriefings hielt, hätte ahnen lassen können, dass im vatikanischen Presseamt eine neue Rollenverteilung im Gang war. Am Montag meldete sich Ruffini mit einer Erklärung. Darin spricht er vom Rücktritt seiner leitenden Mitarbeiter als einer «autonomen und freien Entscheidung». Greg und Paloma, wie er sie nennt hätten einen bedeutenden Einsatz gezeigt. Zur Vollendung der Medienreform sei indessen «ein rascher Führungswechsel» nötig.

Zu den personalpolitischen Überraschungen der vergangenen Wochen gehörte die Ernennung Andrea Torniellis, eines der erfahrensten italienischen Vatikan-Korrespondenten, zum redaktionellen Leiter der päpstlichen Medienabteilung. Ob Tornielli in dieser Rolle auch Sprecherfunktionen übernimmt, ist offen. Nichts deutet darauf hin, dass etwa die Chemie zwischen ihm und dem Ex-Leitungsduo im Presseamt nicht gestimmt hätte.

Wieder in italienischer Hand

Vorerst leitet das Presseamt der 44-jährige Alessandro Gisotti, bisher Koordinator für Social Media im Vatikan. In seiner Berufslaufbahn arbeitete er unter anderem für den katholischen Kanal «TV2000», den Sender, dessen Leiter Ruffini war. Bis auf weiteres ist die Vatikan-Kommunikation wieder in italienischer Hand. (cic)


Papst Franziskus trifft Paloma Garcia Ovejero und Greg Burke am 11. Juli 2016 im Vatikan. | © KNA
1. Januar 2019 | 09:11
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