Ursula Baumgartner
Schweiz

Ein Frauenschicksal in der katholischen Kirche

St. Gallen, 24.2.18 (kath.ch) Als alleinerziehende Mutter von vier Kindern engagierte sich Ursula Baumgartner tatkräftig in der Kirche. Die bekannte St. Gallerin ist am 16. Februar, eine Woche vor ihrem 76. Geburtstag, gestorben.

Georg Schmucki

Sie heiratete jung und übernahm die kaufmännische und administrative Leitung des Malergeschäfts ihres Mannes. Sie wurde Mutter von vier Kindern. Die Trennung von ihrem Mann wurde für Ursula Baumgartner zu einem Neuanfang. Ihre bisherigen ehrenamtlichen Tätigkeiten in der kirchlichen Jugend- und Frauenarbeit hat sie mit dem Theologiekurs für Laien in eine professionelle Richtung gelenkt.

1987 nahm sie als alleinerziehende Mutter das Studium an der Theologischen Hochschule in Chur auf. Es folgen der Pastoralkurs im Bistum St. Gallen und das Pastoralpraktikum in der Pfarrei Halden in St. Gallen.

Frau im schwierigen männlichen Umfeld

Von 1990 an arbeitete Ursula Baumgartner als Pastoralassistentin in der Kirchgemeinde Henau-Niederuzwil. 1997 wurde sie Pfarreibeauftragte in St. Gallen Rotmonten. Dort gestaltete sie eine anspruchsvolle, herausfordernde und kritische Gemeinde mit.

Als Quereinsteigerin und als Frau hat sie sich exponiert und auch Reibung erzeugt. Das provozierte viele schöne und erfolgreiche Momente, bedeutete aber auch Rückschläge und Verletzendes. Es hat sie zum Beispiel verletzt, was Frauen in den Leitungsaufgaben der Kirche immer wieder erleben: sobald ein geweihter Mann da war, musste die organisatorisch und spirituell gut qualifizierte Frau weichen oder ins hintere Glied zurücktreten.

Sie hat diese Spannungen ausgetragen und in tiefer Spiritualität verarbeitet. Diese ihre Tiefe konnten gerade auch Menschen erleben, welche an ihren Kursen zur Einführung ins Schweigegebet teilnahmen.

Offene Kirche St. Gallen

Nach ihrer Pensionierung hat sie ihre grosse Berufs- und Lebenserfahrung als Präsidentin des Vereins Offene Kirche St. Gallen und in den letzten Jahren als Teilzeit-Aushilfe in der Seelsorgeeinheit Magdenau weitergeben können.

Ursula Baumgartner hat als Schwester, Mutter und Grossmutter, besonders aber auch als Seelsorgerin viele Menschen und Dinge umarmt. Sie blühte auf in ihrem Beruf, welcher für sie Berufung war, in ihrem Haus, dem Garten und den Bergen. Durch die unheilbare Krankheit mit den sehr grossen Schmerzen lernte sie, alle und alles loszulassen, sich und ihr Leben in grossem, vertrauendem Glauben ganz vom göttlichen Geheimnis umarmen zu lassen. (gs)

Ursula Baumgartner | © André Brugger
24. Februar 2018 | 17:01
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!