Ganz anders aber extrem vertraut: Sisi (Susanne Wolff, re.) und ihre Hofdame Irma (Sandra Hüller).
Filmtipp

Feministisches Traktat der Kaiserin Sisi: «Sisi & Ich»

Als Irma zu Kaiserin Elisabeths Hofdame ernannt wird, entwickelt sich alsbald eine folgenschwere Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Frauen. Frauke Finsterwalds «Sisi & Ich» bricht mit allen gängigen «Sisi»-Klischees und wirft einen kritischen Blick auf die patriarchale Gesellschaft und ihre Folgen.

Silvan Maximilian Hohl

Die Gräfin Irma muss sich bewerben. Als Hofdame der Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn soll sie arbeiten. Nach einer demütigenden Befragung und einem gescheiterten Sporttest hat sie es geschafft. Sie bekommt den von ihrer Mutter eingefädelten Posten.

Kaiserin Sisi (Susanne Wolff, vorn) und ihre Hofdame Irma (Sandra Hüller).
Kaiserin Sisi (Susanne Wolff, vorn) und ihre Hofdame Irma (Sandra Hüller).

Die Kaiserin Sisi ist in ihrem letzten Lebensabschnitt angelangt. In Griechenland, weit weg vom Hof in Wien und seinen Regeln, geniesst die Monarchin ihre Freiheit. Und eben dort trifft sie ihre neue Hofdame Irma. Schnell entsteht zwischen diesen sehr unterschiedlichen Frauen eine feurige und folgenschwere Freundschaft.

Sis (Susanne Wolff, li.) küsst ihre queere Zofe Fritzi (Sophie Hutter) zum Entsetzen von Hofdame Irma (Sandra Hüller, Hintergrund).
Sis (Susanne Wolff, li.) küsst ihre queere Zofe Fritzi (Sophie Hutter) zum Entsetzen von Hofdame Irma (Sandra Hüller, Hintergrund).

«Sisi & Ich» ist ein Film, der die Zuschauerinnen und Zuschauer auf eine Reise durch die Vergangenheit in die Gegenwart mitnimmt. Dabei bricht der Film mit jeglichen Sisi-Klischees und zeigt die Kaiserin als eine von Drogen und Übermut aufgeputschte Frau, die den Zwängen ihrer Zeit und ihrer Stellung entfliehen möchte.

Ein feministisches Traktat

Frauke Finsterwalders Film ist mehr als eine zeitgeschichtliche Erzählung. Es ist ein feministisches Traktat, das eine unmögliche Liebe skizziert in einem patriarchalen System, in dem Frauen wie Männer leiden.

Kaiserin Sisi (Susanne Wolff) und ihr schwuler Freund Ludwig Viktor (Georg Friedrich). Graf von Berzeviczy (Stefan Kurt) bleibt im Hintergrund.
Kaiserin Sisi (Susanne Wolff) und ihr schwuler Freund Ludwig Viktor (Georg Friedrich). Graf von Berzeviczy (Stefan Kurt) bleibt im Hintergrund.

«Sisi & Ich» ist eine Gratwanderung zwischen liberalen und verstaubten Gesellschaftsvorstellungen, zwischen traumhaften Landschaften und märchenhaften Schlössern, zwischen Satire und Tragödie. Der auf 16mm-Film gedrehte Kostümfilm schafft diesen Spagat meisterlich.

«Sisi & Ich», Deutschland, Österreich, Schweiz 2023; Regie: Frauke Finsterwalder; Mit: Susanne Wolff, Sandra Hüller, Johanna Wokalek, Stefan Kurt; Verleih: DCM; Homepage: https://dcmstories.com/de-ch/collection/sisi-ich/

Ab 30. März im Kino.

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Ganz anders aber extrem vertraut: Sisi (Susanne Wolff, re.) und ihre Hofdame Irma (Sandra Hüller). | © 2023 DCM Film Distribution (Schweiz)
30. März 2023 | 05:00
Lesezeit: ca. 1 Min.
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