Benedikt XVI. und Papst Franziskus
Schweiz

Die «Weltwoche» zieht über Papst Franziskus her

Zürich, 6.4.17 (kath.ch) Ein Titelbild und ganze vier Seiten widmet die «Weltwoche» in der jüngsten Ausgabe dem Papst. Was sie damit beabsichtigt, lässt sich nicht ganz ergründen. Oder will sie auch auf diesem Spielfeld einfach mal für Aufsehen sorgen? Eine Betrachtung von Martin Spilker.

Tja, so kann man auch Kirchenpolitik machen. Die «Weltwoche» lässt einen deutschen Autor Papst Franziskus, dessen Führungsstil und öffentliches Auftreten regelrecht auseinandernehmen. Auf der Titelseite wird der Papst in einer Karikatur als «Sponti-Hirte» auf einer Abrissbirne sitzend gezeigt, wie er «auf Kollisionskurs mit der Kirche» gehe. Und im Artikel selber wird kein gutes Haar am Papst gelassen: Mit Schlagworten wie «beliebig, gefällig, anbiedernd» wird auf drei Seiten gezeigt, dass es mit der katholischen Kirche seit Franziskus nur noch bergab geht.

Der Autor stellt Franziskus als Kontrollfreak dar.

Der Autor Matthias Matussek stellt Franziskus als machtbesessenen Kontrollfreak dar, der mit seinen Feinden «kurzen Prozess» mache, ihm nicht genehme konservative Kardinäle abserviere. Nach welchen Kriterien der Vorsteher einer Weltkirche sein Kader auszuwählen hat, wird allerdings nicht gesagt. Vorgehalten wird dem Papst auch, dass er «mit erheblichem finanziellem Mehraufwand» einen anderen Wohnort gewählt habe oder mit dem Schreiben «Amoris Laetitia» die katholische Ehelehre infrage stelle. Zudem sei Franziskus einer, der – uiuiui – Formlosigkeit liebe und sich als «Jesus-Imitator» in Szene setzen wolle. Dass gerade die weitherum sehr geschätzte Volkesnähe des Papstes hier kritisiert wird, irritiert doch sehr.

Ganz gut weg kommt umgekehrt Franziskus’ Vorgänger Papst Benedikt. Der, so der deutsche Autor, sei der «Eremit über dem Petersplatz» gewesen, während Franziskus «Popstar-Potenzial» zukomme. Zudem habe Benedikt noch gewusst, was katholisch sei: Der habe nämlich an seinen Schriften gefeilt, «um die Wege in den bisweilen wuchernden Gärten des Glaubens zu begradigen». Franziskus aber pflege einen «Laisser-faire»-Stil, der von der Reise auf die Insel Lesbos keine christlichen, sondern muslimische Flüchtlinge mit nach Rom gebracht habe. Als ob ein katholischer Papst bei der Begegnung mit Flüchtlingen zuerst nach der Religion fragen müsste…

In welchem Kreis hat der Autor seine Recherchen getätigt?

Gut, dass der Autor dem Papst umgekehrt auch gleich sagt, was Sache ist. Denn in der Kirche und besonders im Papstamt gehe es «weniger um Meinungen als um Dogmen». Und Matussek erklärt dann auch gleich, was ein Dogma ist. Ganz einfach, damit das auch die «Weltwoche»-Leser verstehen: ein unhinterfragbarer Lehrsatz über die Wirklichkeit.

Richtig Stimmung kommt aber auf, wenn er im Artikel Papst Benedikt dafür lobt, den alten Messeritus mit lateinischen Gebeten wieder zugelassen zu haben. Ein Ritus, der «besonders von jüngeren Gläubigen wiederentdeckt und über alle Massen geschätzt» werde. Da fragt sich der ältere Kirchenbesucher doch allerdings, in welchem Kreis der Autor seine Recherchen getätigt hat.

Das Papstamt schwankte immer zwischen Extremen.

Wie auch immer. Die «Weltwoche» versteht sich also auch in der Rolle als Expertin für Leitungsfragen in der katholischen Kirche. Dabei lediglich zwei Exponenten einander gegenüber zu stellen, ist aber doch einigermassen fragwürdig. Vor wenigen Wochen ist ja das Buch «Pontifex» von Volker Reinhardt erschienen, der die Geschichte der Päpste «Von Petrus bis Franziskus» darlegt. Der Geschichtsprofessor an der Universität Freiburg macht darin klar, dass das Papstamt schon immer zwischen Extremen geschwankt habe. Vielleicht ist die Abrechnung mit Papst Franziskus in der «Weltwoche» doch noch etwas verfrüht.

Interview mit «Pontifex»-Autor Volker Reinhardt auf kath.ch

Benedikt XVI. und Papst Franziskus | © KNA
6. April 2017 | 17:09
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