Ignazio Cassis, Bundesrat
Schweiz

Die Wahl eines Mannes ist «wie ein Schlag ins Gesicht»

Weinfelden TG, 20.9.17 (kath.ch) Der Tessiner Ignazio Cassisi (FDP) ist seit Mittwoch frisch gewählter Bundesrat. Sehr enttäuscht zeigt sich Simone Curau-Aepli, Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SKF), über dieses Resultat. Schon im Vorfeld hatte sich der SKF zusammen mit anderen Frauenverbänden klar für Isabelle Moret ausgesprochen.

«Ich bin sehr enttäuscht», sagt Simone Curau-Aepli auf Anfrage von kath.ch zur Wahl von Ignazio Cassis zum neuen Bundesrat der FDP. Enttäuscht ist sie vor allem über das Resultat der Stimmen für Isabelle Moret. Die einzige weibliche Kandidatin erhielt lediglich 28 Stimmen gegenüber 125 für Cassis und 90 für Pierre Maudet.

Seit 28 Jahren keine FDP-Frau mehr im Bundesrat

Die Kandidaten würden nach gewissen Kriterien gewählt, «aber die Frauenquote ist dabei offenbar keines dieser Kriterien. Das ist wie ein Schlag ins Gesicht, insbesondere da es um eine liberale Partei geht, die seit 28 Jahren keine Frau mehr im Bundesrat hatte», so die SKF-Präsidentin.

Simone Curau-Aepli | © 2016 SKF

Frau Moret habe als Kandidatin überzeugt. Es gehe also offensichtlich nicht um die Frage, ob eine fähige Kandidatin zur Verfügung stand. Sie sei lediglich aus dem falschen Kanton gekommen. «Die FDP hätte ein Zweierticket – einen Mann und eine Frau – aus dem Tessin ins Rennen schicken sollen.»

Der Bundesrat braucht auch Sanftmütigkeit

Curau-Aepli hält Cassis durchaus für einen fähigen Bundesrat, «doch die Frage ist, was für Leute wir heute im Bundesrat brauchen.» Bei Cassis wie auch bei seinem Mitbewerber Maudet seien typisch männliche Qualitäten wie Zielgerichtetheit, Prägnanz und Klarheit sehr ausgeprägt.
«Der Bundesrat braucht jedoch auch weibliche Qualitäten wie Sanftmütigkeit, die Bereitschaft zuzuhören, Pragmatisches Vorgehen» – Fähigkeiten, die Moret nachgewiesenermassen mitbringe. So habe sie sich etwa erst als Kandidatin zur Verfügung gestellt, nachdem klar war, dass aus der Tessiner FDP keine Frau kandidieren würde. Daran werde etwa ihre Fähigkeit zum pragmatischen Abwarten sichtbar.

Enttäuscht ist Curau-Aepli auch über die linken Politikerinnen und Politiker: «Wäre die Linke geeint für Moret gewesen, wäre das Resultat anders ausgefallen», ist Curau-Aepli überzeugt. (sys)


 

 

Ignazio Cassis, Bundesrat | © KEYSTONE / Peter Schneider
20. September 2017 | 14:54
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