Die «schönste St. Gallerin» im Buchformat

St. Gallen, 17.5.17 (kath.ch) Das Bistum St. Gallen hat einen Wurf gelandet: Das Buch «Schön ist sie! Die St. Galler Kathedrale» beschreibt in leichter Sprache das Weltkulturerbe in der Gallusstadt. Die Texte von Ivo Ledergerber erzählen in einfachen Worten, was die Fotos von Paul Joos zeigen. So steht es auf dem Buchrücken. Seit dem 16. Mai ist das Werk im Verlag am Klosterhof erhältlich und ein absolutes Must-Have für alle grossen und kleinen Bewunderer des Barock-Baus.

Barbara Camenzind

«Die Kathedrale ist ein Haus aus Stein. Sie ist ein Haus zum Beten. Hoch hinauf gebaut sind die Mauern. Breit und stark.» Mit diesen Worten zieht das Buch im ersten Kapitel «Stein» die Leser in seinen Bann. Speziell am Buch ist vor allem die «Leichte Sprache» – eine Sprache, die für alle verständlich ist: Für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, Kinder oder auch Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.

«Leichte Sprache» schreiben ist nicht leicht

Pro Infirmis betreibt ein eigenes Büro für «Leichte Sprache». «Leichte Sprache» zu schreiben ist alles andere als leicht. Denn «Leichte Sprache» will eines sicher nicht: Verniedlichen und die Leserschaft für dumm verkaufen. Der St. Galler Autor und Lyriker Ivo Ledergerber ist dafür extra noch einmal in die Lehre gegangen, wie er bei den Buch-Vernissage am vergangenen Dienstag erzählte. Er arbeitete mit einem Expertenteam aus der Institution Imbodehuus zusammen. Sie prüften seine Texte auf Verständlichkeit und gaben ihm Tipps.

Bronzemodell Grossmünster

Dorothee Buschor Brunner, Behinderten- und Gehörlosenseelsorgerin des Bistums St. Gallen, bekam vor ein paar Jahren einen Kathedralführer in Leichter Sprache, der ihr aber nicht gefallen habe, wie sie gegenüber kath.ch zugab. Als sie zusammen mit Damian Kaeser-Casutt von der Abteilung «Pastorale Entwicklung und Beratung» in Zürich an einer Weiterbildung war, stolperten sie über das Bronzemodell des Grossmünsters. Dieses lässt Menschen mit einer Sehbehinderung – im wahrsten Sinne des Wortes  – die Proportionen erfassen.

Greifbar muss es sein

Für die beiden Ostschweizer sei schnell klar gewesen, ein St. Galler Kathedralbuch für eine Leserschaft mit besonderen Bedürfnissen muss greifbar und sinnlich ausfallen. Der Wiler Fotograf Paul Joos wohnte während seiner Arbeit beinahe im grossen Kirchenschiff und übte sich in entschleunigter Arbeit. Als er auf 28,5 Meter über Boden in der Rotunde fotografierte, konnte er aufgrund der Erschütterungen des Hebekrans nur einmal pro Minute ein Bild schiessen.

Zwei aufgeweckte Kerle

Die Sakristane seien seine persönlichen Helden, so Joos gegenüber kath.ch. Sie schlossen ihm jede noch so verborgene Tür auf, damit er seine besonderen Freunde, die frechen Engelein, vor die Linse bekommen konnte. Sprachwerker Ledergerber schreibt dazu: «Zwei Engelchen oben auf der Orgel im Chor. Das sind aufgeweckte Kerle… Ihr Schlaumeier – mit einer Hand kann man nicht gut Flöte spielen! Vielleicht fangen sie erst an mit der Musik.»

«Schönste St. Gallerin»

Der thematische Aufbau des Kathedralbuchs ist klar. Stein, Metall, Holz, Wasser Luft und Licht: So heissen die Kapitel. Von schwer zu leicht also. Ledergerbers behutsame Worte klingen wie eine Liebeserklärung an die «schönste St. Gallerin», mit der er – und in der er – viele Jahre seines Lebens zugebracht hat.

«Weihwasser ist kein Zauberwasser.»

Neben den feinziselierten Beschreibungen der Kunstschätze findet er auch passende Worte für das religiöse Leben: «Wasser spült Schmutz von Händen und Füssen. Wasser reinigt unsere Kleider. Wasser erfrischt und löscht den Durst. Ohne Wasser sterben wir. Im Taufbecken ist Wasser. Taufwasser führt in ein Leben mit Gott.» Oder er stellt unmissverständlich fest: «Weihwasser ist kein Zauberwasser». Solche Klarheit ist ganz einfach schön.

Ein Buch für alle

«Schön ist sie! Die St. Galler Kathedrale» ist darum ein Buch für alle. Selbst als interessierter Bildungsbürger kann eine im Kulturhistorikerdeutsch abgefasste Broschüre zum Fremdwörter-Hürdenlauf ausarten – und die Menschen, die wenig oder keine Kenntnisse des katholischen Alltags haben, finden hier Verständliches. Es scheint, als hätten sich die «Buchmacher von St. Gallen»  einen Ausspruch des Konzilspapstes Hl. Johannes XXIII. beherzigt: «Vereinfache das Komplizierte und kompliziere nicht das Einfache.»

Das Buch «Schön ist sie!» | ©zVg
17. Mai 2017 | 15:14
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Schön ist sie! Die St. Galler Kathedrale

Autor: Ivo Ledergerber
Fotograf: Paul Joos
Buchgestaltung: TGG Hafen Senn Stieger

Buchbestellung:
Verlag am Klosterhof
Klosterhof 6a
9000 St. Gallen
info@sg.kath.ch