Mitglieder der nordischen und der Schweizer Bischofskonferenz beim Treffen in Einsiedeln - von links: Bischöfe Charles Morerod (LGF), Peter Bürcher (Administrator Chur), Teemu Sippo (Finnland), Kardinal Anders Arborelius (Schweden), Bischöfe Bernt Eidsvig (Norwegen), Czeslaw Kozon (Dänemark), Felix Gmür (Basel), Berislav Grgic (Norwegen), David Tencer (Island), Diözesanadministrator Marco Pasinato (Finnland)
Schweiz

Die nordischen Bischöfe tagten in Einsiedeln

Die Weitergabe des Glaubens war eines der Themen bei einer Begegnung von Bischöfen aus der Schweiz und den nordischen Ländern. Gastgeber war das Kloster Einsiedeln.

Georges Scherrer

Die Mitglieder der Nordischen Bischofskonferenz trafen sich dieses Jahr im Kloster Einsiedeln. Vertreten waren die Bischöfe Islands, Dänemarks, Norwegens, Finnlands und Schwedens. Sie folgten der Einladung des ehemaligen Bischofs von Reykjavík, Peter Bürcher. Der aktuelle Apostolische Administrator des Bistums Chur gehört der Nordischen Bischofskonferenz als nichtstimmberechtigtes Mitglied an.

Czeslaw Kozon, Bischof von Kopenhagen, Dänemark
Czeslaw Kozon, Bischof von Kopenhagen, Dänemark

Präsident der Konferenz ist der dänische Bischof Czeslaw Kozon. Am Montag wurde er in Einsiedeln für eine weiter Amtszeit von vier Jahren wiedergewählt. Es ist nicht aussergewöhnlich, dass die Konferenz in einem nichtnordischen Land tagt, sagt der Bischof von Kopenhagen im Gespräch mit kath.ch. «Als kleine Konferenz und als Bischöfe aus der Diaspora sind wir viel unterwegs und werden oft von anderen Bischofskonferenzen eingeladen.» Die Konferenz tagte auch schon im Heiligen Land, in Polen oder auch Estland.

Deutsch als Verkehrssprache

Eine weitere Eigenheit dieser Bischofskonferenz ist, dass ihre Mitglieder deutsch miteinander sprechen. Czeslaw Kozon erklärt, warum dies so ist: «Früher waren die meisten Bischöfe entweder Deutsche oder Holländer. Auch viele Priester und Ordensleute stammten aus diesen Ländern.» Aus diesem Grund war die Umgangssprache in der Kirche des hohen Norden deutsch.

Der Klerus hat sich heute verändert, die Bischöfe sind jedoch bei ihrer Verkehrssprache geblieben. Bischof Kozon geht aber davon aus, dass deutsch in den nächsten Jahren wegen des Zuzugs von Katholiken vom Englischen abgelöst wird.

Wachsende Kirche

«Wir sind am Wachsen», sagt der Präsident der Nordischen Bischofskonferenz. Die Zahl der Katholiken in den fünf Ländern vergrösserte sich von 223’000 im Jahr 2008 auf 256’000 im Jahr 2017. Dies verdanken diese Länder der Migration. Konversionen zum Katholizismus gebe es verhältnismässig wenig. Die katholische Kirche Dänemarks verzeichnet jährlich rund sechzig Beitritte von Personen, die sich zum Katholizismus gewendet haben.

Der Bischof von Kopenhagen erklärt weiter, dass sein Land genügend Priester zähle, «obwohl wir mehr Priester brauchen könnten». Aufgrund der Migration gebe es viele Priester, die neben ihren Landsleuten auch dänische Pfarreien betreuen. Die Hauptstadt Kopenhagen sehe sich in der komfortablen Lage, dass dort jeden Sonntag in den verschiedenen Migrationsgemeinden Gottesdienste gefeiert werden können.

Die Weitergabe des Glaubens

Die Länder der Nordischen Bischofskonferenz teilen mit der Schweiz eine grosse Herausforderung: «Wie soll in einer säkularisierten Gesellschaft der Glaube weiter vermittelt werden?», fragt der Bischof von Kopenhagen. Wie können die Jugendlichen, die noch eine Beziehung zur Kirche haben, dazu bewegt werden, in der Kirche zu bleiben.

«Der Glaube kann sich verwässern.»

Bischof Czeslaw Kozon

Das gelte auch für die Migranten aus katholisch geprägten Ländern wie Polen oder den Philippinen. Diese verhielten sich meist sehr treu zur Kirche. Nach einigen Generationen könne sich jedoch «der Glaube verwässern und diese Bindung verlieren».

Re-Evangelisierung im Norden

In allen nordischen Ländern bilden die Katholiken eine Minderheit. Die Länder, welche der Nordischen Bischofskonferenz angehören, zählen etwas über 27 Millionen Einwohner. Bischof Cozon weist darauf hin, dass es in diesen evangelisch-lutherisch geprägten Ländern seit der Reformation «keine Kontinuität in der katholischen Präsenz gab».

Die katholische Kirche war nur noch in einigen Familien verankert. Im 19. Jahrhundert begannen Priester aus den südlichen Nachbarstaaten, den katholischen Glauben wieder in diese Länder hineinzubringen, nachdem die Religionsfreiheit in den Gesetzen garantiert wurde. Nun tragen auch zahlreiche Migranten den katholischen Glauben in diese Länder hinein.

Heute leben rund 400 Ordensfrauen in diesen Ländern. Die männlichen Orden zählen noch 16 Ordensbrüder. «Als ich mit dem Studium begann gehörten zwei Drittel des Priester einem Orden an», erinnert sich Czeslaw Kozon.

Katholische Migration

«Die katholische Kirche braucht die Hilfe von draussen», sagt darum der Bischof von Kopenhagen. Nun ziehen auch Menschen aus dem Süden in die nordische Länder und bringen das Christentum mit.

Geflüchtete Christen finden im Norden eine neue Heimat.

Die Katholiken kommen aus den verschiedensten Gebieten. Sie stammen aus südlichen Ländern Europas, aus Sri Lanka, den Philippinen, Eritrea und auch aus arabischen Staaten, aus welchen Christen flüchten und in Nordeuropa eine neue Heimat finden. Vietnamesische Priester sind zum Teil nach Dänemark gekommen, weil ihre Familien dort als Flüchtlinge aufgenommen wurden.

Frauenrechte gelten als selbstverständlich

Die nordischen Länder Europas gelten den Frauenrechten gegenüber als aufgeschlossen. – Gilt dies auch für die Kirche? «Ja, das empfinden wir eigentlich als selbstverständlich», sagt Czeslaw Kozon. Bezüglich der Frauenrechte habe es nie Auseinandersetzungen gegeben.

Die Frauen sitzen in den kirchlichen Räten und übernehmen Verantwortung. Die katholische Kirche erlaube es jedoch nicht, dass Frauen Weiheämter übernehmen, also etwa dass Diakoninnen eingesetzt werden, präzisiert der Bischof von Kopenhagen.

Eine Kirche der Vielfalt

Kardinal Anders Arborelius, Bischof von Stockholm, Schweden
Kardinal Anders Arborelius, Bischof von Stockholm, Schweden

Andere Dimensionen als in Dänemark weist die Kirche in Schweden auf. Das Land ist riesig, betont der Bischof von Stockholm, Kardinal Anders Arborelius. Die meisten Katholiken wohnen in den grossen Städten des Südens. Schweden nehme zurzeit viele Flüchtlinge und Migranten auf. Diese würden oft in kleinere Ortschaften geschickt, «wo die katholische Kirche nicht präsent ist, sodass es für uns eine grosse Herausforderung ist, die Leute zu finden und ihnen die Möglichkeit zu geben, mit der Kirche in Verbindung zu treten».

Auch in Schweden stammen die Migranten aus Syrien und Eritrea und anderen afrikanischen Ländern. Viele Schweden haben philippinische Frauen geheiratet, die oft katholisch sind, bemerkt der Kardinal.

Die Bischöfe aus dem Norden waren am Freitag in Einsiedeln eingetroffen. Der schwedische Kardinal Anders Arborelius zelebrierte am Sonntag die Messe in der Klosterkirche und feierte gleichentags sein 40-Jahr-Priesterjubiläum. Am Montag trafen die Bischöfe mit Mitgliedern der Schweizer Bischofskonferenz zusammen.

Die nordische Bischofskonferenz in Zahlen.

Mitglieder der nordischen und der Schweizer Bischofskonferenz beim Treffen in Einsiedeln – von links: Bischöfe Charles Morerod (LGF), Peter Bürcher (Administrator Chur), Teemu Sippo (Finnland), Kardinal Anders Arborelius (Schweden), Bischöfe Bernt Eidsvig (Norwegen), Czeslaw Kozon (Dänemark), Felix Gmür (Basel), Berislav Grgic (Norwegen), David Tencer (Island), Diözesanadministrator Marco Pasinato (Finnland) | © Georges Scherrer
10. September 2019 | 14:23
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