Papst Franziskus spricht zum Weltjugendtag 2016.
Vatikan

Die Lösung der Migration ist die Integration

Rom, 28.9.16 (kath.ch) Europa leidet aus Sicht von Papst Franziskus unter fehlender Kreativität. Symptome dafür seien der Geburtenrückgang und der Mangel an Arbeitsplätzen, die für eine «europäische Müdigkeit» verantwortlich seien, sagte er laut der Vatikanzeitung «Osservatore Romano» (Mittwoch) bei einer Begegnung mit Vertretern des Jüdischen Weltkongresses. Ebenso setzt er auf persönliche Beziehungen zu Muslimen als Mittel gegen Islamismus.

Papst Franziskus kritisierte auch eine rigide Migrationspolitik. »Europa ist aus zahllosen Einwanderungen entstanden», sagte er. Es treffe zu, dass Migration mit Gefahren verbunden sei. Aber die Lösung heisse Integration.Die Aufnahme von Zuwanderern und deren Eingliederung müssten miteinander einhergehen. «Aufnehmen ohne integrieren ist nicht gut», sagte der Papst wörtlich. Er selbst verwies auf die Familien, die er im April von der griechischen Insel Lesbos persönlich nach Rom mitgenommen hatte. Die Kinder sprächen inzwischen Italienisch «wie ihre Muttersprache» und hätten italienische Freunde. Die Erwachsenen täten sich schwerer, fänden aber je ihren Weg in die Arbeitswelt.

Freundschaft mit Muslimen

Ebenso setzt der Papst auf persönliche Beziehungen zu Muslimen als Mittel gegen Islamismus. Man dürfe keine Angst haben, miteinander «wie mit Brüdern» zu reden, sagte er laut der Vatikanzeitung «Osservatore Romano» (Mittwoch) bei einer Begegnung mit Vertretern des Jüdischen Weltkongresses. Theologische Diskussionen seien dabei die Sache von Theologen; «unsere ist die Freundschaft mit Leuten, die nicht so fundamentalistisch sind».

Fundamentalismus sei «der Feind des Dialogs», sagte Franziskus. Solche «mehr oder weniger kleinen Gruppen» gebe es in allen Religionen, auch unter Katholiken. Dagegen tue es gut, Freundschaften zu schliessen, sagte der Papst seinen jüdischen Gesprächspartnern. «Ich bete für euch und die Muslime, und ich weiss, dass viele von euch und viele Muslime für mich beten», so Franziskus.

Mit Blick auf die jüdisch-katholischen Beziehungen sagte der Papst, die «gute Verbundenheit» beider Religionen sei essenziell. «Man kann das Christentum nicht ohne seine jüdischen Wurzeln verstehen. Aus diesem Grund kann das Christentum nicht antisemitisch sein», sagte er. Die Delegation des Jüdischen Weltkongresses war mit ihrem Präsidenten Ronald Lauder am Montag zu einem längeren Austausch bei Franziskus in dessen Residenz Santa Marta. (cic)

Papst Franziskus spricht zum Weltjugendtag 2016. | © Screenshot CTV
28. September 2016 | 16:19
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