Fernando Ocáriz leitet das Opus Dei.
Vatikan

Ein Tennisspieler für das Opus Dei – Die Gemeinschaft hat einen neuen Leiter gewählt

Rom, 24.1.17 (kath.ch) Es muss wohl irgendwann 2014 gewesen sein, als sich Javier Echevarria zu Franziskus begab. Was der Papst dem bereits über 80 Jahre alten Leiter des Opus Dei damals sagte, hätte sich wohl kein Opus-Dei-Mitglied so freimütig zu sagen getraut: Er sei ja schliesslich auch nicht mehr der Jüngste, ob er sich nicht Hilfe für die Führung der Personalprälatur holen wolle.

Thomas Jansen

Echevarria, so heisst es aus dem Opus Dei weiter, habe sich den Vorschlag zu Herzen genommen: Ende 2014 berief er den Spanier Fernando Ocariz an seine Seite, als sogenannten Auxiliarvikar. Damit wurde Ocariz, bislang als Generalvikar bereits der zweite Mann im Opus Dei, nahezu gleichberechtigt in der Führung. Am Montag wählte der Wahlkongress des Opus Dei den Spanier nun zum Nachfolger von Echevarria als Prälaten.

Das Opus Dei ist nicht irgendeine katholische Vereinigung. Lange haftete den Mitgliedern des «Werk Gottes» ausserhalb, aber auch innerhalb der katholischen Kirche das Image von Dunkelmännern an. Man unterstellte ihnen sektenartige Strukturen, Weltmachtgelüste, abnorme Frömmigkeitspraktiken und Nähe zu Diktatoren. Enthüllungsbücher und Skandalgeschichten bestimmten das öffentliche Bild. Mit den Thrillern von Dan Brown, der dem Opus Dei sogar einen Mord andichtete, erreichte das Negativ-Image nach der Jahrtausendwende einen Höhepunkt.

Normalisierung und Öffnung

Die damalige Geheimniskrämerei des Opus Dei tat ein Übriges. Ocariz-Vorgänger Echevarria leitete eine Normalisierung ein und trug mit einer Öffnung gegenüber den Medien dazu bei, das Bild des Ordens zu ändern; viele Behauptungen wurden als unwahr entlarvt. Dass es auf diesem Feld dennoch auch für Ocariz noch Einiges zu tun gibt, belegt nicht zuletzt die Berichterstattung über seine Wahl in manchen Medien.

Der Spanier Ocariz, der das Opus Dei nach dem Tod Echevarrias bereits kommissarisch leitete, war vor der Wahl als ein Favorit gehandelt worden. Mit dem Vertrauten Echevarrias entschieden sich die Wahlmänner für Kontinuität. Bereits seit 1996 ist Ocariz als Generalvikar in der Führungsebene des Opus Dei tätig. Unweigerlich steht Ocariz allerdings auch für einen Neuanfang: Die Generation derjenigen, die noch aus dem engsten Umfeld von Opus-Dei-Gründer Josemaria Escriva stammten, ist mit dem Tod Echevarrias aus der Führungsebene abgetreten.

Vernunft und Glaube

Mit dem langjährigen Theologie-Professor Ocariz tritt ein Intellektueller an die Spitze des Opus Dei. Die ungewöhnliche Kombination von Physik und Theologie-Studium prägt sein Denken – das Verhältnis von Vernunft und Glauben ist eines von Ocariz’ grossen Themen. Der Spanier ist Autor mehrerer Bücher über ganz unterschiedliche Themen: er schrieb ein Lehrbuch zur Christologie, aber auch Bücher über Marxismus und den aufklärerischen Philosophen Voltaire. Auf Deutsch erschien kürzlich ein Interview mit ihm als Buch unter dem Titel «Die Welt ist in der Kirche versöhnt». Doch Ocariz hat auch eine sportliche Seite. Bis heute soll er regelmässig Tennis spielen.

Dem Opus Dei gehören Priester und Laien an, Männer und Frauen. Es hat einen bewusst elitären Charakter und wendet sich an eine Bildungselite, an Ärzte, Juristen und andere Akademiker in Führungspositionen. Prägend für die Spiritualität der Mitglieder ist ein christliches Leistungsethos: «Die Arbeit heiligen, durch die Arbeit heiligen, sich in der Arbeit heiligen», lautet ein Leitspruch.

Innerkirchliche Widerstände

Der elitäre Charakter stösst auch innerkirchlich bisweilen auf Vorbehalte. Der Papst schätzt die Personalprälatur, die er aus seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires kennt. Mit dem Opus-Dei-Generalvikar, dem Argentinier Mariano Fazio, soll ihn eine persönliche Freundschaft verbinden. (cic)

 

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24. Januar 2017 | 16:09
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