Reisegruppe zum Weltjugendtag in Krakau
Schweiz

Die jungen Leute werden ihre Eindrücke mit nach Hause nehmen

Arbon TG, 27.7.16 (kath.ch) Der Weltjugendtag in Krakau führt auf einen Schlag zwei Millionen junge Menschen nach Polen. Welche Bedeutung dieses Ereignis für das Land hat und mit welchen Bildern die Menschen dortin und wieder zurück reisen, unterhielt sich kath.ch mit dem in der Schweiz tätigen polnischen Priester Henryk Walczak*.

Martin Spilker

Das Weltjugendtag-Gastgeberland und EU-Mitglied Polen hat im vergangenen November eine neue Regierung bekommen. Die in Medienkommentaren als «sehr konservative» bezeichnete Partei «Gesetz und Gerechtigkeit» stellt in beiden Parlamentskammern die absolute Mehrheit. Doch darf deshalb von Polen als einem Land in einer Krise gesprochen werden, wie dies auch auf kath.ch zu lesen war?

Warum wird in der Schweiz und wohl auch in anderen europäischen Ländern von Polen als einem Land Land in der Krise gesprochen?

Henryk Walczak: Polen hat seit kurzem eine neue Regierung und auch einen neuen Präsidenten, welche das Land anders führen und auch andere Ziele gesetzt haben. Die neue Regierung stösst in der eher liberalen EU vielleicht auf Skepsis. Im Westen Europas sind zudem die grossen Medien liberal geprägt, Auch das dürfte die Berichterstattung über eine konservative Regierung prägen.

Es braucht die Auseinandersetzung vor Ort

Ist die Regierung denn nicht konservativ?

Walczak: Sie verfolgt konservative Werte. Das mag von aussen gesehen unsympathisch sein. Aber nur mit einer solchen Einordnung lässt sich die Wirklichkeit in einem Land nicht abbilden. Es braucht die Auseinandersetzung mit der Politik vor Ort.

Von der Politik zur Kirche. Die gilt in Polen ja auch als konservativ. Ist das so?

Walczak: (lacht) Was ist eine konservative Kirche? Für mich gibt es eine katholische Kirche. Und ich freue mich, dass in den kommenden Tagen mehr als 2 Millionen Jugendliche aus 187 Ländern diese Kirche aus der Nähe kennenlernen dürfen.

Der Begriff konservativ kommt wohl daher, dass der Katholizismus in Polen viel stärker präsent ist als bei uns.

Walczak: Das ist ja kein Wunder, schliesslich ist die katholische Kirche in Polen Volkskirche. Hier sind über 90 Prozent der Bevölkerung Katholiken! Das verleiht der Gesellschaft eine ganz andere, viel homogenere Prägung, auch in Bezug auf Religion und Kirche. Und das wiederum zeigt sich entsprechend im Alltag und im Brauchtum der Bevölkerung.

Die Eindrücke werden in die ganze Welt mitgenommen

Sie haben es erwähnt: Die kommenden Tage werden 2 Millionen junge Leute aus aller Welt in Polen verbringen. Was erhoffen Sie sich davon für Ihre Heimat?

Walczak: Ein solcher Anlass ist für jedes Land ein wunderbares Ereignis. Hier besteht die Möglichkeit, eine riesige Menge junger Menschen anzusprechen, sie willkommen zu heissen und ihnen einen Einblick in den Alltag in unserem Land und ganz besonders in der Stadt Krakau zu geben. Diese Eindrücke werden in die ganze Welt mit nach Hause genommen und dort weitergegeben.

Viel wichtiger ist, dass der vom Heiligen Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufene Weltjugendtag in Krakau, der Stadt der grossen Apostel und Verkünder der göttlichen Barmherzigkeit, der Heiligen Faustyna und des Heiligen Johannes Paul II. stattfindet. Die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich in diesen Tagen mit der gegenwärtig für unsere Welt wohl wichtigsten Botschaft auseinandersetzen: Der Barmherzigkeit. Das Motto «Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden» ist angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen vielleicht die einzige Rettung für die Menschheit.

Nehmen aus Ihrer Pfarrei auch Jugendliche am Weltjugendtag teil?

Walczak: Ja, aus Arbon haben sich heute 16 junge Leute auf den Weg nach Krakau gemacht.

*Der Theologe und Priester Henryk Walczak, Mitglied der Pallottiner-Gemeinschaft, ist in den thurgauischen Pfarreien St. Martin, Arbon, und St. Gallus, Steinebrunn, als Pfarradministrator tätig.

Jugendbischof Marian Eleganti: «Die jungen Menschen haben Lebensfragen»

Weltjugendtag in Krakau beginnt mit Appellen gegen Terror

Reisegruppe zum Weltjugendtag in Krakau| © 2016 Remo Wiegand
27. Juli 2016 | 10:45
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!