Sie kennen sich aus Argentinien und nun macht er ihn zum Kardinal: Papst Franziskus und der Walliser Emil Paul Tscherrig.
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Der Papst verliert in seiner Heimat Argentinien an Zustimmung

Buenos Aires, 21.9.18 (kath.ch) Als im März 2013 Kardinal Jorge Bergoglio zum Papst gewählt wurde, erhob der argentinische Journalist Horacio Verbitsky schwere Vorwürfe gegen Papst Franziskus. Dieser habe während der Militärdiktatur (1976-1983) mit der Armee kooperiert, schrieb er in der linken Tageszeitung «Pagina 12». Ein paar Tage lang hielt sich diese Version, bis sich immer mehr Diktaturopfer hinter Franziskus stellten.

Für Franziskus war es ein erster Vorgeschmack darauf, wie die politische Grosswetterlage die Bewertung seiner Person, aber auch seiner Arbeit beeinflussen würde. «Pagina 12» ist ein Sprachrohr der argentinischen Linken. Und die befand sich mit Bergoglio auf Kriegsfuss, weil der vormalige Erzbischof von Buenos Aires die Pläne der damaligen Präsidentin Cristina Kirchner zur Einführung der Ehe für Homosexuelle ablehnte.

Kehrtwendungen auf mehreren Seiten

Doch kaum war Bergoglio zum Papst gewählt, beendete Kirchner ihre Blockadehaltung gegenüber der Kirche – und wurde zu einer glühenden Anhängerin des Papstes. Damit änderte sich auch die Berichterstattung über Franziskus bei «Pagina 12»: Das Blatt schlug sich auf die Seite des Papstes.

Genau umgekehrt war es in den konservativen Zeitungen «Clarin» und «La Nacion». In der Anfangszeit begleiteten sie Franziskus noch ausgesprochen wohlwollend. Doch als der Papst zunehmend Gefallen am neuen Frieden mit Kirchner fand und zugleich konservativen Politikern die kalte Schulter zeigte, wurde die Berichterstattung über den Argentinier im Vatikan bald kritischer. Vor allem den kühlen Empfang im Vatikan für Kirchners Amtsnachfolger, den konservativen Unternehmer Mauricio Macri, nahmen konservative Kommentatoren dem Papst übel.

Emotionale Debatten zu Abtreibung und Missbrauch

Inzwischen sitzt Franziskus in seinem Heimatland politisch zwischen den Stühlen. Das liegt auch an seiner Haltung in der emotional aufgeladenen Abtreibungsdebatte. Durch sein klares Nein zur Abtreibung hat er sich frühere Sympathien im linken Lager verscherzt.

Vor allem Journalistinnen gehen mit ihm hart ins Gericht. Sie berichten mit einer Prise Genugtuung über die jüngste Kirchenaustrittsbewegung im Land. Und wieder muss sich der Papst mit Vorwürfen auseinandersetzen, die aus der Vergangenheit herrühren. Die Rolle Bergoglios in der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der argentinischen Kirche rückt zunehmend in den Fokus jener linken Medien, die ihn zuvor gegen Angriffe der konservativen Presse verteidigt hatten.

Noch kein Besuch in Argentinien

Inzwischen steht das Kirchenoberhaupt ohne politische Hausmacht in der Heimat da. Seine enge Verbindung zu Ex-Präsidentin Kirchner, die sich schweren Korruptionsvorwürfen ausgesetzt sieht und mit Verteidigern umgibt, die zu Papstvertrauten gezählt werden, wird von der konservativen Presse genüsslich analysiert.

Dass Franziskus auch fünfeinhalb Jahren nach seiner Papstwahl zwar etliche Male Lateinamerika, aber noch nie sein Heimatland besucht hat, spielt ebenfalls eine Rolle. Es trägt dazu bei, dass viele Argentinier längst den Draht zu «ihrem Papst» verloren haben.

Daran ändert auch die Tatsache wenig, dass er viele frei gewordene Bischofsstühle in Argentinien und in ganz Lateinamerika mit Vertrauten besetzt hat und dass immer wieder neue Solidaritätsadressen an den Papst aus lateinamerikanischen Bischofskonferenzen im Vatikan eintreffen. (kna)

Sie kennen sich aus Argentinien und nun macht er ihn zum Kardinal: Papst Franziskus und der Walliser Emil Paul Tscherrig. | © KNA
21. September 2018 | 16:19
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