Sam Ali (Yahya Mahayni) präsentiert sich als lebendiges Kunstwerk dem Publikum. Filmbild
Filmtipp

Der Mann, der seinen Rücken für ein Schengen-Visum verkaufte

Im Film «The Man Who Sold His Skin» verkauft ein syrischer Mann seinen Rücken an einen Künstler, um nach Brüssel zu seiner Liebe zu kommen. Der Handel ist wie ein Pakt mit dem Teufel. Die vermeintliche Freiheit entpuppt sich als Gefängnis und der Kulturbetrieb zeigt seine hässlichste Fratze, wenn er einen menschlichen Körper zu einem käuflichen Objekt verwandelt.

Sarah Stutte

Im Zuge des Arabischen Frühlings macht der mittellose Syrer Sam Ali seiner Freundin Abeer im Zug einen Heiratsantrag und spricht dabei von Revolution und Veränderung. Als ihm deswegen eine Gefängnisstrafe droht, flieht er nach Beirut.

Lebende Leinwand

Auf der Ausstellungseröffnung des renommierten Künstlers Jeffrey Godefroi möchte er sich mit Essen versorgen. Dabei wird er erwischt. Godefroi zeigt ihn aber nicht an, sondern macht ihm stattdessen einen Vorschlag: Wenn sich Sam Ali als lebende Leinwand zu Verfügung stellt und als Kunstwerk öffentlich präsentiert, bekommt er ein Schengen-Visum. Sam Ali lässt sich darauf ein, denn sein Ziel ist Brüssel, wo sich Abeer inzwischen aufhält. Diese hat, um das Land verlassen zu können, zwischenzeitlich einen einflussreichen syrischen Diplomaten geheiratet.

Gesellschaftssatire

Vor 13 Jahren verkaufte der Schweizer Tim Steiner seinen Rücken an den belgischen Künstler Wim Delvoye, der ihn in ein tätowiertes Kunstwerk verwandelte. Dieses zynisch-fragwürdige Geschäft inspirierte die tunesische Filmemacherin Kaouther Ben Hanias dazu, einen Flüchtling ins Zentrum ihrer Gesellschaftssatire zu stellen. Jemanden, der wirklich in Not ist und verzweifelt nach Freiheit und der Aussicht auf ein besseres Leben sucht.

Ignoranz und Scheinheiligkeit

Der Film lässt sein Publikum mit dem ernüchternden Gedanken zurück, dass die privilegierte westliche Welt in ihrer Ignoranz und Scheinheiligkeit letztendlich mindestens genauso ausbeuterisch ist, wie die diktatorischen Regimes im Nahen Osten.

«The Man Who Sold His Skin», Tunesien 2020, Regie: Kaouther Ben Hania, Besetzung: Yahya Mahayni, Koen de Bouw, Monica Bellucci, Verleih: Trigon Film, www.trigon-film.org

Kinostart: 14. Oktober 2021

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Sam Ali (Yahya Mahayni) präsentiert sich als lebendiges Kunstwerk dem Publikum. Filmbild | © © trigon-film.org
21. Oktober 2021 | 05:00
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