Priorin Irene Gassmann bei Eröffnung des Silja-Walter-Raums
Schweiz

Das Kloster Fahr ehrt Silja Walter mit einer klostereigenen Ausstellung

Würenlos AG, 23.4.16 (kath.ch) Das Kloster Fahr widmet neuerdings seiner 2011 verstorbenen Mitschwester Hedwig einen Ausstellungsraum. Sie war unter ihrem bürgerlichen Namen Silja Walter bekannt. Am Samstag, 23. April, eröffneten Priorin Irene Gassmann, Abt Urban Federer und die Gönnerin Silvia Haab den klosterinternen Ausstellungsraum.

Regula Pfeifer

«Ich hoffe, dass durch diesen Raum der heutige Mensch in seiner Sinnsuche angeregt wird», sagte Abt Urban Federer, kurz bevor er den Silja-Walter-Raum im Kloster Fahr einsegnete. Denn die Schriftstellerin, die über 60 Jahre lang als Schwester Hedwig im Kloster Fahr lebte, habe in Worten ausgedrückt, was viele in der Stadt lebenden Menschen umtreibe. Dazu zitierte der Abt Silja Walters «Gebet des Klosters am Rand der Stadt».

Urban Federer war zur Eröffnung des Silja-Walter-Raums für einmal nicht als Abt von Einsiedeln, sondern als Abt des Klosters Fahr im Benediktinerinnenkloster unweit von Zürich präsent. «Ich habe oft mit Silja Walter zusammengearbeitet, deshalb bedeutet mir die Eröffnung dieses Raums viel», sagte Federer gegenüber kath.ch.

Kreativität aus der Gottessuche heraus

Die Priorin des Klosters, Irene Gassmann, stellte die Ausstellungseröffnung unter das Motto «Die Mitte des Ganzen». Das sei der Titel einer Predigt der geehrten Schriftstellerin und Klosterfrau, die im gleichentags präsentierten elften Band der Gesamtausgabe ihres Werks publiziert ist. Die Predigt werde Teil der Vesper am Abend sein, so die Priorin. «Die Mitte, aus der Silja Walter ihre Gedanken für ihr künstlerisches Werk schöpfte, war ihre Gottessuche», sponn die Priorin den Faden weiter. Und der Raum der Gottessuche einer Benediktinerin sei das Leben in der Klostergemeinschaft. Deshalb widme sich der mittlere Teil des Ausstellungsraumes dem Leben im Kloster Fahr.

Der neue Raum soll laut der Priorin Menschen ansprechen, die das Werk und die Künstlerin kennen. Sie hoffe aber auch, damit einer jüngeren Generation das Werk der Klosterfrau näher zu bringen, so Gassmann. Es sei ihr eine grosse Freude, dass der Raum nun soweit sei, sagte sie gegenüber kath.ch. Dahinter stecke eine intensive Arbeit. «Wie oft bin ich im Estrich gewesen, bis nur ein einziger Satz stand», erklärte sie. Die Texte der Ausstellung entstanden gemeinsam mit der Journalistin Susann Bosshard-Kälin, die das Kloster bereits mehrfach publizistisch unterstützt hat und in Zeitungen über die schreibende Klosterfrau geschrieben hatte, wie sie gegenüber kath.ch berichtet. Die Gestaltung übernahm das Basler Gestaltungsbüro Anex & Roth.

Geldgeberin war Freundin von Silja Walter

Besondere Ehrung erhielt am Eröffnungstag Silvia Haab, die den Raum weitgehend finanziert hatte. Sie durfte das Band zur Eröffnung des Raums durchschneiden, begleitet von Abt Urban und Priorin Irene. Letztere überreichte Haab zum Dank auch die erste Mini-Strohmatte einer limitierten, käuflichen Ausgabe aus der hauseigenen Paramentenwerkstatt.

«Mit Silja Walter war ich in grosser Freundschaft verbunden», sagte Haab gegenüber kath.ch. Sie habe sie mehrmals jährlich besucht und sei mit ihr bis kurz vor ihrem Tod in Kontakt gewesen. Diese Freundschaft habe sich ab 1970 intensiviert, als sie Walter für die 1100-Jahr-Feier der Gemeinde Würenlos (AG) abholen sollte und wegen des verspäteten Festakts bei sich zuhause bewirtete.

Der Silja-Walter-Raum liegt in einer Ecke jenes Teils des Klosters Fahr, der zum Gästebereich gehört. Es ist das ehemalige Arbeitszimmer des Propstes, ein mit Deckenstukkaturen versehener barocker Raum. In dessen Mitte steht ein halbrunder Tisch mit Exponaten und Informationen aus dem Klosterleben, an den Wänden reihen sich vier breite Lichtsäulen mit Texten, Bildern und wenigen Gegenständen.

Die Weihnachtsgeschichte der Zehnjährigen

Eine Säule beschreibt das Leben der Klosterfrau und Schriftstellerin in wenigen Worten von der Kindheit in der kinderreichen Verlegerfamilie Walter – mit Bruder und Schriftsteller Otto F. Walter – über das Lehrerseminar, das wegen Lungenerkrankung abgebrochene Literaturstudium bis zum Klostereintritt. Daran hängen Kopfhörern, mit denen die Besucherinnen und Besucher Radiosendungen mit der Schriftstellerin nachhören können. Die Säule über das schriftstellerische Werk enthält auch einen kleinen Bildschirm mit Videos von Theaterstücken, die auf Silja Walters Texten beruhen. Bei der Säule mit dem malerischen Werk lässt sich in einem Bilderfächer in den überraschend modern wirkenden Zeichnungen blättern. Und wo Walters technischer Wandel von der Feder bis zum Computer thematisiert ist, hämmern irgendwo Tasten. Da liegt auch die erste Weihnachtsgeschichte, die Cecilia Walter als Zehnjährige ihrem Vater widmete: «Christkindleins Erdenfahrt». Es stammt aus der Privatsammlung von Pfarrer Ernst Eggenschwiler, die dieser dem Kloster vermacht hatte. Das Gestell neben dem schmucken alten Keramikofen enthält Walters Bücher, unter anderem die Gesamtausgabe ihrer Werke, aber erst bis zum zehnten Band, und auch hier wieder Kopfhörer, die zu gesprochenen Texten führen.

Öffnungszeiten: Der Silja-Walter-Raum ist jeden letzten Sonntag im Monat nach dem Gottesdienst von rund 10.45 Uhr bis 14 Uhr offen. Ab 2017 sind kostenpflichtige Führungen durch die Ausstellung geplant: Informationen zur Ausstellung. (rp)

Priorin Irene Gassmann bei Eröffnung des Silja-Walter-Raums | © 2016 Regula Pfeifer
24. April 2016 | 09:10
Lesezeit: ca. 3 Min.
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