Christian Bauer und Daniel Bogner (rechts) auf dem Katholikentag in Stuttgart.
Zitat

Daniel Bogner: «Corona wurde auf dem Rücken von Kindern bekämpft»

«Wir können nicht Europäerinnen und Europäer sein, ohne konkret dafür einzutreten, dass Menschen in diesem Europa ihr Miteinander-Leben-Wollen als Staat und Gesellschaft selbst bestimmen dürfen. Unser Leben-Können steht in Verbindung mit dem Leben-Wollen der Ukrainerinnen und Ukrainer. Wir fehlen einander. Das ist ein Teil der Zeitenwende.

Das "Russian Warcrimes House" macht während des WEF in Davos auf Putins Kriegsverbrechen aufmerksam.
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Wir können nicht Bürgerinnen und Bürger unserer Gesellschaft sein, ohne zu bemerken, was anderen um uns herum fehlt, nur weil sie jünger sind. Corona wurde auf dem Rücken von Kindern und ihrem Recht auf Bildung bekämpft – weil sie die schwächeren Stimmen haben. Und Kinder fallen in dieser Gesellschaft viel zu oft in Armut, weil sie die schwächeren Stimmen haben. Und dabei wissen wir: Kinder sind unsere Zukunft. Wie sie Erwachsene sein werden, so waren wir Kind. Jedes Kind ist ein neuer Anfang in der Zeit, eine Hoffnung auf eine erneuerte Welt. Wir fehlen einander.

Wir können nicht Demokratinnen und Demokraten sein in diesem Staat – und immer schon im Vorhinein wissen, was die richtige Haltung, die richtigen Antworten, die richtige Position ist. Und wenn es andere gibt, die offenbar ganz woanders stehen, anders reden und denken, dann müssen wir fragen: Was steht dahinter? Wovor haben sie Angst? Wie müssen wir reden, damit es ein Gespräch wird? 

Demokratie bedeutet: miteinander leben, miteinander – irgendwie – im Gespräch bleiben, so weh es manchmal tut. Wir fehlen einander.

Und schliesslich: Wir können uns keine Kirche leisten, die sich vollkommen gibt und sich damit absondert von den vielen Menschen in dieser Welt, die doch alle auf der Suche nach dem guten und richtigen Leben sind, inmitten seiner Bedrohungen. Wir alle suchen doch miteinander den Weg eines guten Lebens miteinander, ob getauft oder nicht, ob katholisch oder anders gläubig… Wir fehlen einander.»

«Was fehlt in der Welt?» Auf diese Frage hat der Freiburger Moraltheologe Daniel Bogner auf dem Katholikentag in Stuttgart mit drei Beispielen geantwortet. (rr)


Christian Bauer und Daniel Bogner (rechts) auf dem Katholikentag in Stuttgart. | © Raphael Rauch
26. Mai 2022 | 17:53
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