Jan Tschannen
Schweiz

Da bleibt mir die Luft weg

12.1.19 (kath.ch) Bundesrat Ignazio Cassis Auftritt in Sambia ruft dazu auf, die Konzernverantwortungsinitiative zu unterstützen, sagt der Präsident des Vereins Kirche-Wirtschaft-Ethik, Jan Tschannen, in seinem Kommentar für kath.ch. Cassis besuchte Anfang Woche die umstrittene Mopani-Mine des Schweizer Rohstoffkonzerns Glencore in Sambia. Verschiedene Organisationen werfen dem Unternehmen vor, dass es mit der Mine seit Jahrzehnten Umwelt und Menschen schädige.

Die Woche fing an mit Gerhard Pfister, der den Kirchen sagte, was sie zu sagen hätten, der sich aber selbst nicht gerne dreinreden lässt. Und einen Tag später spazierte Ignazio Cassis, der Aussenminister, gutgelaunt durch eine berüchtigte Glencore-Mine in Afrika.

Herr Cassis präsentiert sich und damit die Schweiz durch seinen Auftritt als Dealmaker: Mit uns lässt sich gut geschäften, wir schauen nicht zu genau hin.

Viele Menschen – gerade in der Kirche – überzeugt das nicht. Sie sind stolz auf eine humanitäre Tradition der Schweiz. Vom Roten Kreuz, dem Uno-Standort Genf über die Vermittlerrolle in humanitären Konflikten bis hin zu engagierten Nothelferinnen und Nothelfern im Katastrophenfall.

Diese Tradition repräsentieren auch die über 150 Organisationen, welche hinter der Konzernverantwortungsinitiative stehen; davon fast die Hälfte kirchlich. Ihr Engagement für diese Initiative speist sich aus der Empörung darüber, dass Schweizer Konzerne immer noch und immer wieder bei ihren Tätigkeiten im Ausland die Menschenrechte übersehen. Die Liste der dokumentierten Fälle führt Glencore an. Und einer davon ist die Mine von Mopani in Sambia.

Was will uns ein beeindruckter Herr Cassis sagen, wenn er diese Mine als Segen modernen Wirtschaftens preist? Ich weiss es nicht. Aber wichtiger scheint mir, was andere dazu zu sagen hätten. Zum Beispiel die sieben kürzlich hospitalisierten Anwohner der Mine. Doch was sollen sie noch sagen, wenn ihnen durch den Dreck aus der Mine nicht nur sprichwörtlich die Luft wegbleibt?

Alles, was lebt, lebt aus dem gleichen Atem und ist miteinander verwoben. Eine Verwobenheit, die verantwortlich macht. Ob sie es hören wollen oder nicht die Herren, wir glauben daran. Und mit uns werden es immer mehr: www.kirchefuerkovi.ch .

Jan Tschannen | © zVg
12. Januar 2019 | 00:53
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