Ausstellung "Körperwelten – Am Puls der Zeit" in Zürich: von Plastinator Gunther von Hagens präparierte menschliche Körper
Schweiz

Christliche Anzeige gegen «Körperwelten» abgeblitzt

Trotz Anzeige kommt es zu keinem Gerichtsverfahren gegen die Macher der Ausstellung «Körperwelten» in Zürich. Die Ausstellung mit den plastifizierten Menschenkörpern bleibt also offen. Die christlichen Menschenrechtsaktivisten haben das Nachsehen.

Der Verein Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter (Acat) hat eine Anzeige an die Zürcher Staatsanwaltschaft eingereicht. Diese betrifft die Ausstellung «Körperwelten», die bis zum 15. August in Zürich gastiert. Die Ausstellung stellt verstorbene Menschen zur Schau, die mit «Plastinationstechnik» konserviert wurden. Ausstellungsmacher der Schau ist der deutsche Anatom und Unternehmer Gunther von Hagens. Darüber informiert Acat in der Juni-Ausgabe ihrer Zeitschrift.

Verdacht: chinesische Dissidenten darunter

Der Verein Acat Schweiz erstattete Anzeige. Damit solle Klarheit darüber geschaffen werden, ob die Spenderinnen und Spender der gezeigten Körper dafür ihr Einverständnis gegeben hätten, schreibt die christliche Menschenrechtsorganisation. Sie vermutet mehrere Rechtsverletzungen. Insbesondere, dass nicht für alle Körper die notwendigen notariell beglaubigten Einverständniserklärungen vorliegen. Sie äussert den Verdacht, dass die gezeigten Körper – oder einige von ihnen oder Teile davon – «von Angehörigen ethnischer Minderheiten stammen, die von der chinesischen Regierung unterdrückt wurden».

Die Anzeige in Zürich war erfolglos. Die Zürcher Staatsanwalt schreibt am Montag an kath.ch: Aus ihrer Sicht seien «die Voraussetzungen für die Eröffnung einer Strafuntersuchung nicht gegeben, weshalb ein Verfahren nicht anhand genommen wurde». Diese Verfügung sei rechtskräftig.

Erfolglos war auch ein Vorstoss von Acat beim Zürcher Stadtrat und Regierungsrat, so die Acat in ihrem Bericht. Die Räte hätten auf die Untersuchung bei der Staatsanwaltschaft verwiesen.

In Lausanne Ausstellung verhindert

In Lausanne war Acat mit einem ähnlichen Vorgehen vor zwei Jahren erfolgreich. Die Stadtregierung verbot eine kleinere Ausstellung von Leichen mit dem Titel «Real Human Bodies» im Oktober 2018, wie Medien berichteten. Diese war von einer anderen Organisation organisiert worden.

In Bern wurde dieselbe Ausstellung 2018 gezeigt. Allerdings sei der Fall vor dem Regionalgericht Bern-Mittelland noch hängig, heisst es seitens Acat auf Anfrage. Ebenfalls zu sehen war laut Medienberichten eine vergleichbare Ausstellung 2017 in Genf.

Acat war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, ebensowenig die Ausstellungsmacher. (rp)

Die Acat

Die Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter (Acat) ist laut eigenen Angaben eine Menschenrechtsorganisation, die zum Ziel hat, Folter und Todesstrafe weltweit und vollständig abzuschaffen. Sie sei ökumenisch und unabhängig von Institutionen, schreibt sie. Dabei stütze sie sich auch auf das Evangelium, wonach das Leben und die Würde des Menschen heilig seien. Acat setzt sich nach eigenen Angaben für Gefolterte und zum Tod Verurteilte ein – unabhängig von deren Ideologie, Religion, Ethnie oder anderen Eigenschaften und ungeachtet ihrer angeblichen oder tatsächlichen Straftat. (rp)
Ausstellung «Körperwelten – Am Puls der Zeit» in Zürich: von Plastinator Gunther von Hagens präparierte menschliche Körper | © Keystone/Ennio Leanza
21. Juni 2021 | 14:16
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