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Bürgerversammlung in Irland fordert Reform von Abtreibungsgesetz

Dublin, 24.4.17 (kath.ch) Eine von der irischen Regierung eingesetzte Bürgerversammlung hat sich am Wochenende für eine Änderung der irischen Abtreibungsgesetzgebung ausgesprochen. Demnach befürwortete eine grosse Mehrheit des Gremiums, Abtreibungen nach Vergewaltigungen, im Falle schwerer Schädigungen des Fötus, bei Risiken für die Gesundheit der Mutter sowie aus sozio-ökonomischen Gründen zuzulassen.

Laut Medienberichten gab es innerhalb der Versammlung, die von Mary Laffoy, Richterin am Obersten Gerichtshof, geleitet wird, auch Diskussionen über weitergehende Freigaben.

Irland hat eines der strengsten Abtreibungsgesetze der Welt. Möglich sind Abtreibungen seit 2014 nur, wenn das Leben der Mutter bedroht ist. Die Bürgerversammlung hatte in zehn Sitzungen über den Zeitraum von fünf Monaten über den Umgang mit Abtreibung beraten und sowohl Abtreibungsbefürworter als auch Abtreibungsgegner angehört. Auch die katholischen Bischöfe gaben eine Stellungnahme ab. Im Juni will die Versammlung der irischen Regierung in einem abschliessenden Bericht ihre Empfehlungen vorlegen.

Abtreibungsgegner kritisieren Bürgerversammlung

Bei Abtreibungsgegnern stiess das jüngste Votum der Bürgerversammlung laut Medienberichten vom Montag auf scharfe Kritik. Die Versammlung sei in ihrer Arbeitsweise «chaotisch» gewesen und habe einen «einseitigen Ansatz» verfolgt. Ein Vertreter des Life Institute erklärte, dass die Abstimmung «nichts zur Sache tue», da man mit dem irischen Unterhaus bereits über eine Versammlung verfüge, die sich mit solchen Themen beschäftige.

Befürworter einer Gesetzesänderung bezeichneten dagegen die Abstimmung als Aufforderung zum Handeln. Die irische Regierung dürfe die Empfehlungen der Bürgerversammlung nicht einfach ignorieren und müsse bald ein Referendum zur Reform des Gesetzes anberaumen, so ein Vertreter der Irish Family Planning Association.

Weniger Abtreibungspillen beschlagnahmt

Unterdessen meldeten irische Medien, dass die Zollbehörden im Jahr 2016 wesentlich weniger Abtreibungspillen als noch im Vorjahreszeitraum beschlagnahmten. Demnach wurden 2015 noch 850 Pillen an der Grenze konfisziert, im Jahr 2016 waren es 536. Es handelt sich dabei um die sogenannte «Pille danach». Die Präparate verzögern den Eisprung und sollen unmittelbar nach einem Geschlechtsverkehr eine Befruchtung der Eizelle verhindern.

Die Zahlen sprächen nicht zwingend für eine sinkende Verwendung der Pillen, hiess es. Wahrscheinlicher sei, dass immer mehr Frauen die Präparate im Internet bestellten und im benachbarten Nordirland abholten. Nordirland gehört zu Grossbritannien. (kna)

Schwangere Frau | © Printscreen youtube.com
24. April 2017 | 16:00
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