Papst Franziskus feiert Gottesdienst in Rangun
International

Buddhisten, Christen und Muslime bei Papstmesse – Lob und Kritik

Rangun, 29.11.17 (kath.ch) Mehr als 100’000 Menschen kamen Medienberichten zufolge am Mittwoch zur grossen Papstmesse in Rangun. Viele waren tagelang aus entfernten Regionen wie Kachin unterwegs, um Papst Franziskus zu sehen und sich von ihm segnen zu lassen.

Michael Lenz

Menschen vieler ethnischer Gruppen in ihrer traditionellen Kleidung waren unter den Besuchern, aber auch deutsche Christen, die in der Region leben. Im mehrheitlich buddhistischen Myanmar machen die Katholiken mit rund einem Prozent der Bevölkerung eine kleine Minderheit aus.

«Die Menschen waren freundlich und zurückhaltend», berichtet Mandi Sari nach dem Gottesdienst. «Sie haben die Messe sehr ruhig, andächtig und konzentriert verfolgt. Das ist ein typisches Verhalten von Birmanern», erzählt die Deutsche, die seit mehr als zwei Jahren in Rangun lebt und arbeitet. «Das war eine tolle, ergreifende Atmosphäre.» Für Sari ist es als Protestantin kein Widerspruch, an einer Papstmesse teilzunehmen. «Wir sind wir doch in erster Linie Christen. Papst Franziskus schätze ich, weil er der Welt zugewandt ist, sich einmischt, seine Stimme für soziale Gerechtigkeit, Umwelt- und Klimaschutz erhebt und für ein Miteinander steht.»

«Der Papst ist ein Mann des Friedens.»

Der muslimische Rohingya Khin Maung Myint zeigte sich ebenfalls beeindruckt. «Der Papst ist ein Mann des Friedens», sagt er. Franziskus habe klare Worte zum Miteinander der Ethnien und Religionen im konfliktbeladenen Myanmar gewählt. Kritisch sieht er, dass der Papst den Begriff «Rohingya» nicht in den Mund genommen habe. Aber die Bischöfe Myanmars hätten ihm nun mal auf Druck der Machthaber in Regierung und Militär nahegelegt, das Wort Rohingya nicht zu benutzen und auch die Konfliktherde Rakhine und Kachin nicht konkret anzusprechen.

Meinungsfreiheit des Papstes eingeschränkt

«Es doch eine Schande, dass in einer Demokratie selbst dem Papst die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird», betonte Khin Maung Myint. Er ist auch Vizepräsident der «Nationalen Demokratischen Partei für Entwicklung», die von der Wahl 2015 wegen ihres Eintretens für Muslime ausgeschlossen war.

Die Katholikin Genevien Tar Nu Makauk aus Kachin, wo die Armee seit 2011 einen Krieg gegen ethnische Milizen führt, sieht in dem Gottesdienst eine «Veranstaltung des Friedens». «Ich bin so dankbar, dass der Papst zu uns gekommen ist», sagt sie. Dass er weder Kachin noch die Vertreibung der Rohingya direkt angesprochen hat, findet sie nicht dramatisch. «Wir haben hier seit mehr als 60 Jahren kriegerische Konflikte.» Also sei für sie die Botschaft des Papstes, nach Wegen der Versöhnung zu suchen, statt Rache zu üben, am allerwichtigsten. «Sich gegenseitig zu vergeben ist wahres Christentum.» (cic)

 

Papst Franziskus feiert Gottesdienst in Rangun | © KNA
29. November 2017 | 17:28
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!