Moderator Daniel Kosch, Generaksekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz
Schweiz

Bistümer und Landeskirchen tragen Kosten für Papstbesuch gemeinsam

Freiburg/Zürich, 20.6.18 (kath.ch) Der Papstbesuch in der Schweiz verursacht für die Kirche Kosten von rund zwei Millionen Franken, das Doppelte als ursprünglich angenommen. Ein österreichisches Nachrichtenportal moniert, die reiche Schweizer Kirche müsse diese Kosten tragen können. Das wird sie auch, hält RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch fest.

Martin Spilker

Vom Papstbesuch beim Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) am 21. Juni hat der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Charles Morerod, erst im Januar erfahren. Damit verblieb nur wenig Zeit, den Anlass zu organisieren und zu finanzieren. Denn nebst den Begegnungen beim ÖRK wird in Genf mit einem Gottesdienst mit 41’000 Besucherinnen und Besuchern ein eigentliches Grossereignis stattfinden.

Kritik an Schweizer System

Das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg, dem SBK-Präsident Morerod vorsteht, kann die Kosten alleine nicht stemmen. Bereits hat der Bischof einen Spendenaufruf lanciert und ist auch an die übrigen Bischöfe im Land gelangt, in den Pfarreien freiwillige Zuwendungen für die Kostendeckung des Grossanlasses zu werben.

Das österreischische Portal kath.net hält nun fest, dass in der Schweizer Kirche das Geld bei den Kirchgemeinden und Kantonalkirchen liege, während sich die Bischöfe als «arme Schlucker» um Spenden bemühen müssten.

Hier wird die Rollenteilung in der Schweizer Kirche kritisiert.

Damit wird indirekt auch die in der Schweiz bewährte Rollen- oder Gewaltenteilung zwischen pastoraler Kirchenleitung durch die Bischöfe und staatskirchenrechtlicher Organisation durch die Landeskirchen kritisiert. Diese beinhaltet, dass die Kirchensteuern in den meisten Kantonen durch die Kirchgemeinden vor Ort erhoben werden und dort entsprechend auch die Finanzhaushalt-Entscheidungen getroffen werden.

Finanzierung über mehrere Kanäle

Nur muss das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg die Kosten für den Papstbesuch gar nicht alleine tragen, wie Daniel Kosch, Generalsekretär der Römisch-katholischen Zentralkonferenz (RKZ) in einem Schreiben an die katholischen Medienzentren in Zürich, Lausanne und Lugano klarstellt: «Zu einem Zeitpunkt, als deutlich wurde, dass auf die Kirchen Kosten von über zwei Millionen Franken zukommen, hat die RKZ in Absprache mit Bischof Charles Morerod und mit der Zustimmung der übrigen Diözesanbischöfe alle Kirchgemeinden aufgerufen, einen Beitrag zu leisten.»

Es liegen Zusagen von 275’000 Franken vor.

Dieser Aufruf ist erfolgt. Noch fehlen aber genügend verbindliche Zusagen, um Entwarnung zu geben. Die RKZ sei von Beginn der Planung des Papstbesuches weg in Fragen der Finanzierung miteinbezogen worden, so Kosch. Sofort sei beschlossen worden, die Landeskirchen um einen Beitrag von insgesamt 300’000 Franken – einem Drittel der ursprünglich veranschlagten Kosten – zu bitten. Zwischenzeitlich liegen laut Kosch verbindliche Zusagen von 275’000 Franken vor. Zusätzlich sei ein Antrag auf eine allfällige Defizitdeckung gestellt worden. Doch die RKZ-Plenarversammlung, die darüber entscheiden wird, tage erst nach dem Papstbesuch.

Demokratische Entscheidungen abwarten

Um das Bistum vor einer allzu grossen Unsicherheit zu schützen, seien die fünf grössten Geberkantone der RKZ direkt angeschrieben worden, je 50’000 Franken als Defizitgarantie zu sprechen. Dies für den Fall, dass die Plenarversammlung den Antrag ablehnen würde. Diese Kantone müssten dann den Beitrag leisten, schreibt Kosch, das Bistum könne somit auf diese 275’000 Franken zählen.

Vielerorts müssen Beiträge durch Gremien bewilligt werden.

Ähnlich wie die Bischöfe ruft auch die RKZ die Kirchgemeinden dazu auf, freiwillige Beiträge an die Finanzierung zu leisten. Hier habe man bereits positive Signale erhalten, schreibt Kosch. Vielerorts müssten solche Beiträge aber durch die zuständigen Gremien bewilligt werden. Dazu der RKZ-Generalsekretär: «Die grösste Schwierigkeit in diesem Kontext besteht in der Kurzfristigkeit. Demokratische Entscheidungen brauchen nun einmal Zeit.»

Finanzen sollen pastorales Erlebnis nicht belasten

Kommt dazu, dass die finanziellen Verhandlungen und Anfragen zwischen SBK, RKZ und Landeskirchen vor diesem Grossereignis laut Kosch mit Diskretion geführt wurden. So konnte nach dem Spendenaufruf durch Bischof Morerod der Eindruck entstehen, dass dem Bistum Lausanne, Genf und Freiburg durch den Papstbesuch der Konkurs drohe, wie es die «Neue Zürcher Zeitung» drastisch formulierte.

Die pastorale Chance des Besuchs soll ins Zentrum rücken.

Für Daniel Kosch ist indes wichtig festzuhalten, dass die Finanzierungsfrage von Beginn weg thematisiert wurde und die RKZ weiter beschäftigt. Auch die RKZ-Mitglieder im Bistum Lausanne, Genf und Freiburg würden das Bistum bei dieser Aufgabe nicht allein lassen, so Kosch.

Der RKZ-Generalsekretär unterstreicht dies mit Blick auf das Grossereignis so: «Gleichzeitig hoffen wir, dass die Inhalte und die pastorale Chance des Besuchs ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken, jetzt wo der Besuch unmittelbar vor der Tür steht.»

Moderator Daniel Kosch, Generaksekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz | © Sylvia Stam
20. Juni 2018 | 17:16
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