Bischofsgruppe mit Felix Gmür (rechts) beim Besuch im Cremisan-Tal im Gaza bei Beit Dschallah, das vom israelischen Mauerbau bedroht ist
International

Bischofsgruppe mit Gmür geisselt Israels Siedlungspolitik

Gaza-Stadt/Bethlehem, 15.1.15 (kath.ch) «Wir haben die tragischen Konsequenzen des Versagens örtlicher und internationaler Politiker bezeugt, den Frieden voranzutreiben.» Mit deutlichen Worten wandten sich Bischöfe aus 15 Ländern – darunter die Schweizer Felix Gmür und Pierre Bürcher – zum Abschluss ihres Solidaritätsbesuchs im Heiligen Land gegen die unhaltbaren Zustände im Gazastreifen, gegen die israelische Siedlungspolitik und gegen die Verletzung von Menschenrechten und Menschenwürde auf beiden Seiten des israelisch-palästinensischen Konflikts.

Andrea Krogmann

Fünf Tage lang bereisten sie das Land. Was sie zu sehen bekamen, war ein Heiliges Land jenseits der Postkartenidylle: Zerstörung und Kriegstraumata in Gaza, die sichtbaren Folgen des Konflikts in der geteilten Stadt Hebron und die Sorge um christlich-palästinensisches Land in Cremisan. Sie bezeugten auch eine treue christliche Minderheitengemeinde und grosses christliches Engagement für die Menschen am Rand.

Hoffnung wider alle Hoffnung, lautete das Wort, das das 15. «Internationale Bischofstreffen zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land» prägte. Sieben Stunden dauerte es am Sonntag, bis auch der letzte Bischof in den Gazastreifen einreisen durfte – trotz frühzeitiger Koordinierung mit den israelischen Behörden. «Es lässt sich kein System in der Erteilung der Genehmigungen erkennen und es entsteht der Eindruck der Willkür», kommentierte ein frustrierter Bischof Ackermann. Trotzdem nicht aufzugeben und ein Zeichen zu setzen, dies sei «ein wichtiges Signal».

Gmür: «Humanitäre Katastrophe»

Bischöfe blieben. Beharrlich warteten sie auf Einreise, versammelten sich fotogen vor dem Checkpoint Erez zum Gebet um Frieden und Gerechtigkeit für die Menschen im Heiligen Land – so, wie sie nächsten Tags auch im vom Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen betroffenen israelischen Sderot um Frieden beteten. Was sie schliesslich in Gaza zu sehen bekamen, war «eine humanitäre Katastrophe, weil es keine Perspektive gibt», wie es der Basler Bischof Felix Gmür gegenüber kath.ch deutlich formulierte. Mangelnde Freiheit und Abschottung sind «Grund für die Perspektivlosigkeit».

Trotzdem, so halten die Bischöfe in ihrer Abschlussbotschaft fest, herrscht Hoffnung in Gaza. Die Glaubenskraft der christlichen Gemeinde, die Hartnäckigkeit vieler Freiwilliger, das friedliche muslimisch-christliche Miteinander in zahlreichen christlichen Einrichtungen in Gaza wie auch in Bethlehem beeindruckte die Bischöfe. Als «berührend und erschreckend zugleich» bezeichnete etwa Bischof Ackermann die Arbeit der Mutter-Teresa-Schwestern, die sich in Gaza-Stadt mit einfachsten Mitteln um behinderte Kinder kümmern. «Es ist ein Lebenseinsatz unter Lebensgefahr und mit einer unglaublichen Hingabe.»

Beharrlichkeit zahlt sich aus auch im Fall Cremisan aus, bei dem Israels Sperrmauer 58 christlich-palästinensische Familien von ihren Ländereien abzuschneiden droht. Es ist auch dem lauten Widerspruch der Weltkirche zu verdanken, dass dies bislang verhindert werden konnte, sagen die Menschen in Cremisan. Auch wenn die endgültige Entscheidung noch nicht gefallen ist: Es bleibt Hoffnung. «Cremisan ist eine symbolische Geschichte, ein symbolischer Schrei nach Gerechtigkeit», sagte der Moderator des Treffens, Bischof Declan Lang (Clifton/England) bei der Ortsbegehung im Cremisan-Tal.

Hoffnung wider alle Hoffnung – bei Kirchenvertretern, vor allem aber bei den Christen im Heiligen Land hinterlassen die Bischöfe die Hoffnung, dass der «symbolische Schrei» nicht ungehört verhallt. Die konkreten Nöte besonders im Gazastreifen sind gross. Was die Menschen aber am meisten brauchen, sind nicht Nahrung, Kleidung oder Obdach. «Wir brauchen unsere Würde zurück», formulierte es ein Schüler der von den Rosenkranz-Schwestern geleiteten Schule in Gaza-Stadt. Das Heilige Land nicht aus dem Blick zu verlieren, «auch wenn es ermüdet» (Bischof Ackermann): Seine dringenden Anliegen in ihre Bischofskonferenzen und darüber hinaus in ihre jeweiligen Länder zu tragen, wird die grosse Herausforderung sein, die die Bischöfe von ihrem Besuch mitnehmen – «um der Menschen willen, aber auch um der grösseren Dimension willen».

Bischofsgruppe mit Felix Gmür (rechts) beim Besuch im Cremisan-Tal im Gaza bei Beit Dschallah, das vom israelischen Mauerbau bedroht ist | © Andrea Krogmann
15. Januar 2015 | 12:16
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