Kind
International

Bischof von Como soll Missbrauch vertuscht haben

Rom, 20.11.17 (kath.ch) Im Fall des mutmasslichen Missbrauchs in einem vatikanischen Seminar für angehende Priester gerät jetzt der frühere Bischof von Como, Diego Coletti, ins Visier. Er soll nicht nur über die Vorwürfe informiert gewesen sein, sondern zudem nichts gegen den mutmasslichen Schuldigen unternommen haben. Das berichtete am Sonntagabend das TV-Magazin «Le Iene» (Die Hyänen) in einer zweiten Folge zu den Vorkommnissen im «Preseminario San Pio X” vor etwa zehn Jahren.

In einem ersten Beitrag am 12. November hatte ein ehemaliger Ministrant berichtet, sein Zimmernachbar in dem Seminar sei vor seinen Augen mehrfach von einem Seminaristen sexuell missbraucht worden. Der Schuldige sei später zum Priester geweiht, er selber aber der Einrichtung verwiesen worden.

Vatikan nimmt Ermittlungen auf

Daraufhin hatte der Vatikan am vergangenen Samstag mitgeteilt, zu den Vorwürfen seien Ermittlungen wieder aufgenommen worden. «Unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse, die sich jüngst ergaben, ist eine neue Untersuchung im Gang, um völliges Licht in die tatsächlich vorgefallenen Ereignisse zu bringen», hiess es in einer Mitteilung des vatikanischen Presseamtes.

Bereits 2013 seien nach dem Eingang anonymer wie nicht anonymer Hinweise Untersuchungen zu dem Fall aufgenommen worden, sowohl durch die Leitung des Seminars als auch durch den Bischof von Como. Damals seien keine «entsprechenden Bestätigungen» gefunden worden.

Mahnung um Ehrlichkeit

Der jetzige Bischof von Como, Oscar Cantoni, hatte am Wochenende in einem Brief an seine Diözese Ehrlichkeit angemahnt. Es gehe darum, «die Realität zu sehen, ohne auf den aussichtslosen Versuch zu unternehmen, irgendetwas verheimlichen zu wollen». Aus dem Schreiben zitierte die Tageszeitung «Avvenire» am Sonntag. Cantonis norditalienisches Bistum ist für die Ausbilder des Seminars im Vatikan verantwortlich.

Medien auf der Spur

Der italienische Autor Gianluigi Nuzzi hatte in seinem neuen Buch «Peccato originale» (dt. Sündenfall) Berichte über mutmasslichen Missbrauch Minderjähriger im Vatikan öffentlich gemacht. Der italienische Sender «Italia 1» griff diese Vorwürfe in seinem Magazin «Le Iene» auf.

Das «Preseminario San Pio X» ist ein 1956 gegründetes Konvikt mit Sitz im Vatikan, unweit des Vatikangästehauses Santa Marta. Es nimmt Mittelschüler auf, die am Beruf des Priesters interessiert sind. Laut eigenen Angaben wurden mehr als 80 Schüler der Einrichtung später Priester oder Ordensleute. Die Schüler werden als Messdiener im Petersdom eingesetzt. (cic)

 

Kind | © pixabay/Madalinlonut CCO
20. November 2017 | 11:17
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!