Bischof Jacques Gaillot: «Der Mensch ist grösser als das Gesetz»

Chiasso Ti, 22.2.17 (kath.ch) Der diesjährige Menschenrechtspreis «Offene Alpen» ist an Pfarrer Don Giusto della Valle und Lisa Bosia Mirra gegangen (22. Februar). Mit dabei war auch der ehemalige Bischof von Evreux (F), Jacques Gaillot, der für seinen radikalen Einsatz für Gerechtigkeit bekannt wurde.

«Ein schwieriges Jahr liegt hinter uns», begann der Brief des Freundeskreises Cornelius Koch, der kurz vor Weihnachten 2016 verschickt wurde. Die Organisation, die sich im Sinn ihres Namensgebers, des 2001 verstorbenen Flüchtlingskaplans Cornelius Koch, für Menschen auf der Flucht einsetzt, lenkt den Blick dabei speziell auf Como und Chiasso. An eben diesen Orten stiess der Freundeskreis letztes Jahr auch auf die jetzigen Gewinner des Menschenrechtspreis «Offene Alpen».

Grosse Herzen in Como und Chiasso

Mitglieder des Freundeskreises wurden während Besuchen in Como auf die Tätigkeit des italienischen Pfarrers Giusto della Valle aus der Pfarrei San Martina im Comer Stadtteil Rebbio aufmerksam. Dieser habe an der Schweizer Grenze zurückgewiesene Flüchtlinge in seiner Kirchgemeinde ein Dach über dem Kopf verschafft und etwas zu Essen gegeben. Freiwillige aus der Pfarrei seien in der Stadt unterwegs, um obdachlose Jugendliche nach San Martino einzuladen.

Lisa Bosia Mirra, 43-jährige Tessiner SP-Kantonsrätin, hat im Tessin die Flüchtlingshilfeorganisation «Firdaus» gegründet. Zusammen mit weiteren Freiwilligen habe die Politikerin den Menschen im Park Mittagessen gebracht und die Rückweisungen an der Schweizer Grenze dokumentiert.

Der Mensch ist grösser als das Gesetz

Der Preis wurde in Gegenwart von Bischof Jacques Gaillot aus Paris überreicht. «Der Mensch ist grösser als das Gesetz. Der Respekt vor dem Menschen muss grösser sein als der Respekt vor dem Gesetz», sagte er laut Medienmitteilung an der Preisverleihung in Chiasso am 22. Februar. Die Gewinner des Menschenrechtspreisen hätten «einen Elan von grenzüberschreitender Solidarität geschaffen», so der Bischof weiter.

12’000 Franken durch zwei

Der Preis ist mit 12’000 Franken dotiert und sei je zur Hälfte ausbezahlt worden, heisst es in der Medienmitteilung weiter. Der Schweizer Flüchtlingspfarrer Kaplan Cornerlius Koch (1940-2001) hatte den Preis in den 1990er- Jahren gegründet. Nach seinem Tod wurde der «Freundeskreis Cornelius Koch» gegründet.

An der Verleihung seien mehr als 120 Personen aus Norditalien und der ganzen Schweiz anwesend gewesen, so die Medienmitteilung. (ft)

 

22. Februar 2017 | 16:57
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