Trotz Schulbildung können viele Menschen nicht lesen.
Schweiz

Bischof Huonder setzt sich für Menschen mit Leseschwäche ein

Chur/Solothurn, 18.2.18 (kath.ch) Zum ersten Fastensonntag wenden sich die Bischöfe Vitus Huonder und Felix Gmür je mit einem Hirtenbrief an die Gläubigen. Während der Churer Bischof sich zum Problem des «Illettrismus» (Lese- und Schreibschwäche) äussert, nimmt der Basler Bischof das Thema «Wandel» der diesjährigen Fastenopferkampagne auf.

Rund 800’000 erwerbstätige Erwachsene hätten in der Schweiz Mühe mit Lesen, Schreiben und Rechnen, dies oftmals trotz Schulbildung, schreibt Huonder. Ein Phänomen, das mit dem Begriff «Illettrismus» bezeichnet wird. Mangelnde Bildung steigere jedoch das Armutsrisiko enorm. «Um die Chancen von Kindern aus armutsbetroffenen Familien zu verbessern, müssen Elternarbeit und Frühförderung als Teil des gesamten Bildungswesens verstärkt werden», so Huonder wörtlich.

Beängstigender Illettrismus auf dem Gebiet des Glaubens

Hier sieht Huonder besonders für die Kirchen eine Aufgabe: «Soziale kirchliche Angebote können Familien fördern, die sonst niemand erreicht.» Huonder erwähnt etwa die Katechese, Sprachunterricht für Flüchtlinge oder Jugend- und Erwachsenenbildung.

Der Churer Bischof ortet aber auch «auf dem Gebiet des Glaubens» einen «beängstigenden Illettrismus». Das Evangelium des ersten Fastensonntags (nach Markus, Kapitel 1,15) rufe dazu auf, umzukehren. Das Thema Illettrismus sei eine Anregung, den Mitmenschen in diesem Bereich während der Fastenzeit mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Unter dem knackigen Titel «Das Reich Gottes ist kein GPS-Ziel» wendet sich der Basler Bischof Felix Gmür in seinem Hirtenbrief an die Gläubigen. Moderne Medien verkündeten unaufhörlich neue Botschaften. Wenn sie damit Kunden anlocken wollten, so hiessen diese «good news», also frohe Botschaften. «Auf Griechisch würden sie Evangelien heissen», so Gmür. Er weist aber auch auf die Gefahr hin, dass vor allem Machthaber Menschen mit solchen «Evangelien» verführen können.

Verantwortung für andere übernehmen

Jesus selber habe demgegenüber das «Evangelium Gottes» angekündigt. «Fortan soll Gott selber herrschen, und zwar sichtbar», so Gmür. Dieses Reich Gottes sei jedoch kein Ziel, das mit dem GPS erreicht werden könne, es sei vielmehr ein Prozess.

«Fastenopfer macht das Markusevangelium konkret.»

An dieser Stelle erinnert auch Gmür an den Aufruf zur Umkehr im Tagesevangelium. «An der Verwirklichung des Reiches Gottes teilzuhaben, heisst deshalb auch, Verantwortung für andere zu übernehmen.» Damit leitet er zur diesjährigen Fastenkampagne über. Mit seinem Aufruf «Werde Teil des Wandels. Für eine Welt, in der alle genug zum Leben haben» mache das Hilfswerk «Fastenopfer» den Anfang des Markusevangeliums für jeden ganz konkret. «Werden wir Teil des Wandels in der Nachfolge Christi», endet Gmür sein Schreiben.

Der Hirtenbrief des St. Galler Bischofs Markus Büchel wurde bereits am 14. Januar verlesen. Er nahme darin das Thema von Papst Franziskus zum Welttag der Armen (19. November 2017) auf: «Ach, wie möchte ich eine arme Kirche für die Armen.» (sys)

 

 

Trotz Schulbildung können viele Menschen nicht lesen. | © pixabay.com
18. Februar 2018 | 10:13
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Hirtenbrief

Der Hirtenbrief ist ein Schreiben des Bischofs an die Gläubigen seines Bistums. Darin äussert sich der Bischof als Leiter des Bistums zu Problemen der Zeit, zu theologischen oder seelsorglichen Fragen. Die Briefe werden in der Regel im sonntäglichen Gottesdienst verlesen.

Bischof Vitus Huonder hat sich auch mehrmals mit einem «Wort zum Tag der Menschenrechte» (10. Dezember) an die Seelsorgenden in seinem Bistum gewandt, zuletzt mit einem Schreiben zum Thema «Genderismus», das umstrittene Aussagen enthielt. Laut Aussage von Bistumssprecher Giuseppe Gracia handelt es sich dabei nicht um einen Hirtenbrief, der von der Kanzel verlesen werden müsse, sondern um einen Brief des Bischofs zum Tag der Menschenrechte, der an die Mitarbeitenden des Bistums versandt worden sei. (sys)