Felix Gmür ist Bischof von Basel und Präsident  der Schweizer Bischofskonferenz.
Schweiz

Bischof Felix Gmür: «Wir müssen an uns selber arbeiten»

Der neue Bischof von Chur? «Ich weiss nichts», sagt Bischof Felix Gmür, Vorsitzender der Schweizer Bischofskonferenz. Im Interview mit kath.ch weist er den Vorwurf zurück, in der Frauenfrage nicht mutig zu sein.

Raphael Rauch

Acht Bischöfe, ein Abt und elf Frauen haben sich getroffen. Was haben Sie beim Treffen mit den Frauen gelernt?

Bischof Felix Gmür: Das wichtigste ist: Man redet miteinander. Man hat die Bereitschaft, den anderen zuzuhören. Und die anderen haben die Bereitschaft, uns zuzuhören. Zweitens: Das Bewusstsein wird gefördert. Wir gehören zur Kirche und wir wollen das Gute für die frohe Botschaft Jesu Christi. Und drittens: Wir haben keine definitiven Antworten.

Es gibt Frauen, die sagen: Es wäre schön, wenn die Bischöfe von Basel und St. Gallen mutiger wären – wir können nicht auf die Bischöfe von Chur und Lugano warten. Sind Sie nicht mutig genug?

Gmür: Ich weiss nicht, was dieser Vorwurf soll.

«Ich bin kein Polizist.»

Sie könnten im Bistum Basel mehr Frauen die Möglichkeit geben, zu taufen oder Paare zu trauen.

Gmür: Das ist ein falsches Vorgehen. Wir haben Regeln. Und die Regeln werden eingehalten. Die Regeln haben einen Grund, warum sie so sind. Ich bin kein Polizist, aber ich weiss vom Hörensagen: Oftmals werden die Regeln nicht eingehalten. Und das ist wirklich schlimm. Wenn die Regeln nicht eingehalten werden, sagt man in anderen Bistümern: Ihr macht sowieso, was ihr wollt, wir müssen die Regeln der katholischen Kirche nicht ändern.

Felix Gmür soll sich beim Papst für ein Schweizer Partikularrecht einsetzen (Aufnahme von 2020).
Felix Gmür soll sich beim Papst für ein Schweizer Partikularrecht einsetzen (Aufnahme von 2020).

Sie haben einen Appell zugunsten der Flüchtlinge von Moria verfasst.

Gmür: Die Schweiz kann nicht die Welt retten. Aber als Schweizerinnen und Schweizer können wir einen Beitrag leisten. Wir laden die Politik ein, sich einzusetzen, dass Geflüchtete eine neue Bleibe finden. Und es Lager wie in Moria nicht mehr braucht. 

«Von diesem Brief weiss ich nichts.»

Die Zürcher Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding kritisiert die Bischofskonferenz. Nach der Tragödie von Moria wollte sie einen starken Appell der Kirche für Flüchtlinge verfassen. Doch auf einen Brief mit dem Vorhaben habe sie keine Antwort erhalten.

Gmür: Von diesem Brief weiss ich nichts.

Warum haben Sie sich als Vorsitzender der Bischofskonferenz erst jetzt zu Moria gemeldet – und nicht direkt nach der Katastrophe?

Gmür: Die Bischofskonferenz wollte als ganze reden.

War die Konzernverantwortungsinitiative (KVI) ein Thema der Vollversammlung?

Gmür: Ja, das war ein Thema. Jetzt warten wir ab, bis die Abstimmungen vom 27. September vorbei sind. Dann werden wir uns äussern.

Haben Sie wegen der KVI Streit mit Ihrer Schwägerin, der CVP-Politikerin Andrea Gmür?

Gmür: Nein.

Wann wird der Bischof von Chur gewählt?

Gmür: Ich weiss nichts.

Manche in der Schweiz wünschen sich einen Synodalen Weg wie in Deutschland. 

Gmür: Der Synodale Weg geht in der Schweiz so nicht.

Warum nicht?

Gmür: Weil die deutschen Katholiken anders aufgestellt sind als unsere Organisation. Wir machen den Synodalen Weg auf unsere Schweizer Art: über den Dialog mit den grossen Verbänden.

Wie gehen Sie damit um, dass manche Ihrer Bischofskollegen immer wieder auf die Bremse treten?

Gmür: Als Präsident bin ich Moderator, Brückenbauer.

«Was können wir verbessern? Das ist mir wirklich ein wichtiges Anliegen.»

Sie finden die Klerus-Instruktion des Vatikans «theologisch defizitär». Ihr Kollege Marian Eleganti behauptet das Gegenteil. Gab es auf der Vollversammlung einen Konsens?

Gmür: Zur Instruktion werden wir uns noch austauschen. Wir hatten da keine Zeit. Und ich habe gesagt, was alles an der Instruktion gut ist. Niemand will das hören in der Schweiz. Weil das uns alle etwas angeht. Das ist sehr ärgerlich: Immer wird nur auf die anderen geschaut. Nie darauf: Was können wir verbessern? Am Sonntag ist Buss- und Bettag. Da kann man sich überlegen: Was können wir verbessern? Das ist mir wirklich ein wichtiges Anliegen: Wir müssen an uns selber arbeiten, statt anderen die Schuld zuzuschieben.


Felix Gmür ist Bischof von Basel und Präsident der Schweizer Bischofskonferenz. | © Raphael Rauch
18. September 2020 | 17:30
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