Helena Jeppesen (links) bei einem Partnerprojekt von Fastenopfer auf den Philippinen, 2018.
Schweiz

Beziehungen zur Schweiz stärken philippinische Menschenrechtsarbeit

Luzern, 20.6.18 (kath.ch) Zurzeit ist eine Delegation von Kirchenvertretern aus den Philippinen in der Schweiz beim katholischen Hilfswerk Fastenopfer zu Besuch. Der direkte Kontakt, unter anderem durch den Stiftungsratspräsidenten Bischof Felix Gmür, ist laut der Landesverantwortlichen Helena Jeppesen für die Menschenrechtsarbeit von grosser Bedeutung – für beide Seiten.

Martin Spilker

Die Kirche in den Philippinen spielt politisch eine sehr grosse Rolle. Das ist für uns hier nicht unbedingt nachvollziehbar. Führt das nicht zu Konflikten, weil nicht alle Gläubigen gleicher Meinung sind?

Helena Jeppesen: Ja und nein. Es gibt auch Gläubige auch katholische Politikerinnen und Politiker  die das autoritäre System von Präsident Duterte stützen. Diese Unterstützung nimmt jedoch ab, denn die Zahl der Tötungen durch das Regime ist erdrückend hoch. Ich spüre, dass die Kirche Stellung nehmen muss. Sie gilt als starke moralische Autorität. Von ihr erwartet man, dass sie die Stimme erhebt. Ich sehe in der philippinischen Kirchenhierarchie eine gewisse Spannung, aber nicht im Volk.

Fastenopfer und die katholische Kirche Schweiz sind über die Entwicklungszusammenarbeit eng mit der Kirche in den Philippinen verbunden. Bezieht Fastenopfer auch politisch Stellung im Land und kommt das dort an?

Jeppesen: Dies ist eine heikle Frage. Als Programmverantwortliche äussere ich mich zum Beispiel zu Menschenrechtsverletzungen, wenn ich sie von den philippinischen Partnerorganisationen rapportiert bekomme. Ich beziehe aber im Land nicht öffentlich politisch Stellung.

Bei schwerwiegenden Fällen unterstützen wir jedoch die lokale Bevölkerung indem wir offiziell reagieren – sei es über die philippinische Bischofskonferenz oder indem wir uns direkt an die Regierung wenden.

«Wir versuchen den Rechtlosen Stimme zu geben.»

Wir versuchen den Rechtlosen Stimme zu geben, zum Beispiel, wenn Gemeinschaften des Landes enteignet werden. Wir engagieren uns deshalb auch am UNO-Menschenrechtsrat zusammen mit «Franciscans International».

Mit Felix Gmür ist ein Schweizer Bischof stark in die Entwicklungszusammenarbeit mit der Kirche in den Philippinen eingebunden. Welche Bedeutung hat dies für die Arbeit des Fastenopfers vor Ort?

Jeppesen: Für die Arbeit der Partnerorganisationen in den Philippinen kann es eine sehr grosse Hilfe sein, wenn ein Bischof als höchster Vertreter von Fastenopfer auf Solidaritätsbesuch kommt und damit auf eine bestimmte Situation aufmerksam machen kann.

Dies ist hilfreicher als wenn ein bekannter Politiker oder eine bekannte Politikerin kämen. Denn kirchlichen Autoritäten vertraut die philippinische Bevölkerung weit mehr und die Medien berichten bestimmt darüber, was die Arbeit der Projektpartner weiter unterstützt.

Mit Besuchen in den Philippinen, Treffen in der Schweiz und Unterstützungsbriefen hat Felix Gmür in den vergangenen Jahren immer wieder Solidarität gezeigt mit der philippinischen Kirche, die sich einsetzt für die Rechte der Benachteiligten und Ärmsten.

Und welche Wirkung zeigt das Engagement von Fastenopfer und Bischof Felix Gmür in der Schweiz?

Jeppesen: In der Schweiz zeigt dieses Engagement des Stiftungsratspräsidenten, dass sich Fastenopfer als kirchliche Institution versteht, die sich für die Menschenrechte stark macht. Dies gibt Fastenopfer eine hohe Glaubwürdigkeit in der Gesellschaft.

Helena Jeppesen (links) bei einem Partnerprojekt von Fastenopfer auf den Philippinen, 2018. | © zVg | © zVg
20. Juni 2018 | 15:27
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Treffen mit Bischof Gmür und Aussprache im Vatikan

Die anhaltend starken Menschenrechtsverletzungen durch das Regime des Präsidenten Rodrigo Duterte richten sich laut Fastenopfer immer wieder auch direkt gegen Mitglieder und Vertreter der katholischen Kirche in den Philippinen. Die Bevölkerung des Inselstaates ist mehrheitlich christlich, wovon die römisch-katholischen Kirchenangehörigen den grössten Teil stellen.

Die Delegation von Vertretern philippinischer Menschenrechts- und Kirchenorganisationen wurde am Montag von der Schweizer Vertretung bei den Vereinten Nationen in Genf empfangen.  Nach ihrer Teilnahme an der Sitzung des UNO-Menschenrechtsrates in Genf werden die Delegierten im Vatikan am Mittwochabend mit Felix Gmür, Bischof von Basel und Präsident Stiftungsrats des Fastenopfers zusammentreffen. Am Donnerstag besucht die philippinische Delegation laut Helena Jeppesen von Fastenopfer den Gottesdienst mit Papst Franziskus in Genf.

Bei einem Treffen nächste Woche in Rom mit Kardinal Peter Turkson, Leiter des «Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen», werde die politische Situation in den Philippinen erneut thematisiert. Daran würden auch Budi Tjahjono, Geschäftsführer der Organisation «Franciscans International», der Vertretung der Franziskaner-Gemeinschaften an der Uno in Genf, und Helena Jeppesen von Fastenopfer teilnehmen. «Franciscans International» vertritt das Schweizer Hilfswerk Fastenopfer bei der UNO im Mandat.

Der Delegation aus den Philippinen gehören an der Franziskaner Angelito Cortez, Generalsekretär der Vereinigung der Ordensoberen in den Philippinen; Budit Carlos, Koordinator einer Koalition von kirchlichen und nichtkirchlichen Menschenrechtsorganisationen; Ariel Destora, Direktor des Social Action Centers des Bistums Marbel auf den Philippinen sowie Emanuel Amistad, Direktor der kirchlichen Menschenrechtsorganisation TFDP. (ms)