Pfarrer Luis Varandas im Gespräch an der Hochzeitsmesse von 2019.
Schweiz

«Besucher staunten, dass wir an der Messe präsent sind»

An der Zürcher Hochzeitsmesse vom vergangenen Wochenende traten auch die katholische und reformierte Kirche auf. Pfarrer Luis Varandas* beriet Paare, die in der Kirche heiraten wollen.

Luis Varandas, Pfarrer in Fällanden
Luis Varandas, Pfarrer in Fällanden

Am Samstagnachmittag haben Sie an der Hochzeitsmesse in Zürich Oerlikon – wie schon in früheren Jahren – Paare beraten, die kirchlich heiraten wollen. Was wollen die Paare jeweils wissen?

Luis Varandas: Am häufigsten taucht die Frage auf, ob ein Paar in der Kirche heiraten kann, wenn die beiden unterschiedlichen Konfessionen angehören, beispielsweise katholisch und reformiert oder katholisch und orthodox. Oft möchten die Heiratswilligen auch wissen, wie sie vorgehen müssen, wenn sie im Ausland heiraten wollen. In der Regel sind das Paare, bei denen jemand die Wurzeln im Ausland hat, so etwa in Deutschland oder Italien.

Was sagen Sie jenen, die nicht wissen, ob Heiraten in der Kirche bei verschiedenen Konfessionen geht?

Varandas: Ich beruhige Sie, indem ich erkläre, dass es tatsächlich überhaupt keine Schwierigkeit ist. Sie sollen sich beim Pfarramt ihrer Wohngemeinde melden. Das Paar muss sich entscheiden, ob es in der reformierten oder katholischen Kirche heiraten will. Wenn die beiden sich für die Trauung durch einen reformierten Pfarrer entscheiden, braucht es eine Formdispens und für die Trauung durch einen Priester die sogenannte Freistellung von der Konfessionsverschiedenheit. Solche Gesuche bewilligt das Generalvikariat, es ist nur eine Formsache.

«Manche Paare wünschen sich eine zweisprachige Trauung.»

Was haben Sie jenen Paaren geraten, die im Ausland heiraten wollen?

Varandas: Ich empfehle, dass sie sich rechtzeitig mit dem zuständigen Pfarramt im Ausland in Verbindung setzen sollen. Mir ist ein Fall eines Paars bekannt, das in die Bredouille kam wegen der in jener Pfarrei obligatorischen Ehevorbereitung. Das Paar hatte nicht rechtzeitig daran gedacht und der Pfarrer wollte das Paar zunächst nicht trauen. Das Paar konnte das Eheseminar dann aber nachholen. In der Schweiz ist ein Eheseminar meist nicht Pflicht, es wird aber sehr empfohlen. Manche Paare wünschen sich aber eine zweisprachige Trauung in der Schweiz. Ich vermittle das Brautpaar dann an eine der Missionen. Ich selbst habe auch schon Traugottesdienste in Portugiesisch und Deutsch geleitet.

Wie gut besucht war an der Hochzeitsmesse der Stand der beiden Kirchen während Ihrer Schicht?
Varandas: Es gab zahlreiche Gespräche. Wir hatten an unserem Stand ein Glücksrad, das war eine gute Möglichkeit, mit den Messebesuchern ins Gespräch zu kommen. Die einen sagten, dass sie noch ganz am Anfang der Hochzeitsplanung stünden und sich noch nicht festgelegt hätten. Andere sagten, sie heirateten in der Kirche und es sei schon alles reserviert. Manchmal zeigte sich dann aber im Gespräch, dass es doch noch unbeantwortete Fragen gab. Wir haben uns hingesetzt und redeten 5 oder 10 Minuten.

Wie haben eher kirchenferne Messebesucher auf den Stand reagiert?

Varandas: Viele Besucher staunten, dass auch die Kirche da war. Es gab auch Messebesucher, die im Vorbeigehen sagten, sie seien aus der Kirche ausgetreten und dass eine kirchliche Feier nicht in Frage komme. Aber reden kann man deswegen ja doch. Wir nahmen das einfach zur Kenntnis.

*Luis Varandas ist katholischer Pfarrer in Fällanden und Mitglied des Synodalrats der katholischen Kirche im Kanton Zürich.

Dossier zum Sakrament der Ehe auf kath.ch

Pfarrer Luis Varandas im Gespräch an der Hochzeitsmesse von 2019. | © zVg
20. Januar 2020 | 15:50
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Rund 100 Gespräche geführt

Die Hochzeitsmesse in den Messehallen in Zürich Oerlikon vom 18. und 19. Januar 2020 verzeichnete nach Angaben der Veranstalter an den zwei Tagen rund 7500 Besucher. Am Stand der reformierten und katholischen Kirchen des Kantons Zürich waren Pfarrer jeweils während zwei bis drei Stunden als Ansprechpersonen im Einsatz. «Über den Daumen gepeilt haben wir an den zwei Tagen rund 100 Gespräche geführt», sagt Kerstin Lenz, Kommunikationsverantwortliche der katholischen Kirche im Kanton Zürich. Diese Gespräche hätten bis zu 30 Minuten gedauert. Beim Glückrad-Spiel habe man rund 500 kleine Geschenke abgegeben. Diese thematisieren laut Lenz Aspekte einer gelingenden Partnerschaft. So habe man Massage-Öl abgegeben oder Herz-Post-its, um sich nette Botschaften zu übermitteln. (uab)