Belgiens Bischöfe entschuldigen sich für Missbrauch

Brüssel, 13.1.12 (Kipa) Belgiens katholische Bischöfe haben sich für Fälle von sexuellem Missbrauch durch Kirchenmitarbeiter entschuldigt. Das anfängliche Schweigen nach Bekanntwerden zahlreicher Fälle 2010 habe «nichts mit Gleichgültigkeit zu tun gehabt» oder mit dem Willen zur Vertuschung, heisst es in einem 52 Seiten umfassenden Papier zum künftigen Umgang mit dem Problem: «Es offenbarte unsere Sprachlosigkeit; wir haben unsere Köpfe gebeugt und uns gefragt, wie all das passieren konnte.»

In dem Dokument «Verstecktes Leiden», am 12. Januar veröffentlicht, betonen Bischöfe und Ordensobere, man könne nicht rückgängig machen, was den Opfern widerfahren sei. Man übernehme aber die moralische Verantwortung und wolle alles unternehmen, um das Leiden der Betroffenen anzuerkennen und solche Taten künftig zu verhindern. Der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Bischof Guy Harpigny von Tournai, erklärte, die Kirche werde sicherstellen, dass die Täter keine höheren Positionen und keine Ämter mit Kontakt zur Aussenwelt mehr bekleiden.

Die Opfer sollen sich nach dem Willen der Bischöfe mit ihren Klagen zunächst an zivile Stellen richten. Je nach Schwere des Falles sollen zwischen 2.500 Euro (3.000 Franken) und 25.000 Euro (30.000 Franken) an Schmerzensgeld gezahlt werden. Man sei aber auch selbst bereit, Tätern Strafen für solche Fälle aufzuerlegen, die aufgrund von Verjährung nicht mehr gerichtlich verfolgt werden können. Diese Strafen könnten auch persönliche Geldzahlungen als Entschädigung umfassen. Missbrauchsopfer haben bis Ende Oktober 2012 Zeit, ihre Ansprüche anzumelden.

Über 700 Meldungen

In den vergangenen zwei Jahren hatten sich mehr als 700 Zeugen für sexuelle Belästigung oder Missbrauch durch Geistliche oder Kirchenmitarbeiter in den vergangenen Jahrzehnten gemeldet. Ein Grossteil der Fälle liegt jedoch Jahrzehnte zurück und ist juristisch verjährt.

In Belgien wird seit fast zwei Jahren über Konsequenzen aus Kindsmissbrauch durch Geistliche debattiert. Auslöser war der Rücktritt von Bischof Roger Vangheluwe von Brügge im April 2010, der gestehen musste, einen Neffen jahrelang sexuell missbraucht zu haben. In einer mittlerweile gerichtlich als illegal eingestuften Razzia stürmten Ermittlungsbeamte eine Sitzung der belgischen Bischofskonferenz sowie die kirchliche Missbrauchskommission und beschlagnahmten an beiden Orten Akten und Computer.

(kipa/kna/job)

13. Januar 2012 | 15:32
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