Saïda Keller-Messahli (links) und die Künstlerin Elsbeth Boss
Schweiz

Auszeichnung für «unerschütterlichen Glauben an das Gute»

Bern, 3.12.16 (kath.ch) Die tunesisch-schweizerische Doppelbürgerin Saïda Keller-Messahli ist am Samstag in Bern für ihr Engagement zugunsten eines offenen Islams ausgezeichnet werden. Die Gründerin und Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam versteht den Menschenrechtspreis als Stärkung für ihre Arbeit.

Martin Spilker

Wer sich für Menschenrechte engagiert, muss sich gegen Verbrechen und Gewalt wehren. Einmal im Jahr aber will die Schweizer Sektion der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) den Fokus auf jemanden richten, der sich für etwas einsetzt. So eröffnete Hanspeter Hartmann die Feier zur Verleihung des Menschenrechtspreises der Schweizer IGFM an Saïda Keller-Messahli.

Der Präsident der Schweizer Sektion würdigte die 59-jährige Muslimin als einen Menschen die «für die Sache einsteht, statt sich gegen etwas aufzulehnen».

Warme Worte der Anerkennung

Die Preisrede hielt Peter Frey aus Wetzikon, Berufskollege des verstorbenen Gatten der Preisträgerin und Freund der Familie Keller-Messahli. Es sei zwar wenig vertraut mit der Lehre des Islam, aber umso aufmerksamer verfolge er die Debatte und die öffentliche Wahrnehmung der verschiedenen muslimischen Ausrichtungen in der Schweiz, so Frey.

Er stelle fest, dass radikale Stimmen in der Öffentlichkeit weitaus lauter seien, als die grosse Mehrzahl der gemässigten und religionsfernen Muslime im Land. Genau das aber verfälsche die Wahrnehmung des Islam in unserer Gesellschaft in besorgniserregender Weise.

Beherztes Eingreifen und stilles Engagement

Er, der mit Keller-Messahli das Hobby Pilze suchen teilt, sprach sich beeindruckt über die Wachsamkeit und die beherzten Auftritte der neuen Preisträgerin aus. Sie setze sich öffentlich dafür ein, dass radikale Haltungen aus muslimischen Gruppierungen nicht unkommentiert bleiben würden. Saïda Keller-Messahli müsse für beherztes Eingreifen zugunsten der Rechte von Frauen und Kindern im Islam aber auch viele Anfeindungen einstecken, ja Bedrohungen aushalten.

Weniger im Rampenlicht stehe das politische und persönliche Engagement der Preisträgerin. Durch Beratungen und Begleitung, beispielsweise von Musliminnen und Muslimen der zweiten Generation, trage sie wesentliche Stücke zur Integration bei. Frey sprach der Preisträgerin nicht nur Anerkennung aus, sondern wünschte sich, dass der Preis «Ansporn zur Weiterführung» dieser Arbeit sei.

Die Botschaft wird gehört

Saïda Keller-Messahli war sichtlich berührt von der Auszeichnung. – Ihrem ersten Preis, wie sie der Gästeschar im Hotel Kreuz in Bern sagte. Ohne den Rückhalt, den sie täglich spüren dürfe, hätte sie «diese schwierige Arbeit schon lange aufgegeben».

Die Anerkennung durch die IGFM zeige ihr, dass ihr Einsatz für einen fortschrittlichen Islam nicht ins Leere gelaufen sei. «Die Botschaft scheint verstanden worden zu sein. Sie wird hoffentlich etwas bewirken», sagte sie in ihrer Dankesrede. Den Preis versteht Keller-Messahli als Stärkung für ihre Arbeit, was ihr Freude mache und Mut für die Weiterarbeit gebe.

«Frauen denken anders»

Als handfesten Wert erhielt Saïda Keller-Messahli nebst der Urkunde ein Bild der Künstlerin Elsbeth Boss überreicht. Darin hat die Malerin zentrale Anliegen der Preisträgerin bildlich und auch in Worten dargestellt. So findet sich der Leitsatz «Frauen denken anders» auf dem Bild. Im Kleinen beginne, was später Früchte trage und in die Welt hinaus wirke, so Boss weiter, das Engagement der Preisträgerin mit Blüten dargestellt hat: Als Bild für eine selbstbewusste Frau und als Zeichen der Hoffnung für einen gesellschaftlichen Wandel.

Der Menschenrechtspreis wurde 1994 vom Berner alt Nationalrat François Loeb ins Leben gerufen. Er ist eine symbolische Anerkennung für herausragendes Engagement zugunsten der Menschenrechte.

Keller-Messahli fordert ein neues Konzept für Moscheen

Forum für einen fortschrittlichen Islam

Saïda Keller-Messahli im «Tagesgespräch» von Radio SRF

Saïda Keller-Messahli (links) und die Künstlerin Elsbeth Boss | zVg
4. Dezember 2016 | 07:18
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