Symbolbild Missbrauch
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Australischer Bischof wegen Missbrauchs-Vertuschung verurteilt

Sydney, 22.5.18 (kath.ch) Adelaides katholischer Erzbischof Philip Wilson ist von einem australischen Gericht der Vertuschung von Missbrauchsfällen für schuldig befunden worden. Das Strafmass soll am 19. Juni verkündet werden, wie die Richter in Wilsons früherer Diözese Newcastle am Dienstag ankündigten.

Bis dahin bleibt der 67-Jährige gegen Kaution auf freiem Fuss. Dem früheren Vorsitzenden der Australischen Bischofskonferenz droht eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren.

«Erzbischof Wilson hat während des gesamten langen juristischen Verfahrens seine Unschuld beteuert», erklärte der Vorsitzende der Australischen Bischofskonferenz, Erzbischof Mark Coleridge, nach der Urteilsverkündung. «Es ist noch unklar, ob er gegen das Urteil Einspruch einlegen wird.»

«Anzeigewürdiges schweres Verbrechen»

Wilson ist der höchstrangige Kirchenführer in Australien, der wegen Vertuschung von Missbrauchsfällen angeklagt und verurteilt wurde. Ihm war vorgeworfen worden, in den 1970er Jahren als Priester in Newcastle den Missbrauch an Jungen durch den Priester Jim Fletcher nicht bei der Polizei angezeigt zu haben.

Wilsons Anwälte hatten laut australischen Medien unter anderem in ihrer Verteidigung geltend gemacht, damals sei Missbrauch noch nicht als anzeigewürdiges schweres Verbrechen angesehen worden seien.

Tränen der Erleichterung

Das Urteil von Richter Robert Stone wurde laut Medienberichten vom Publikum im voll besetzten Gerichtssaal mit Tränen der Erleichterung aufgenommen worden. Ein Missbrauchsopfer sprach von einem «der wichtigsten Tage für das Strafrecht in der Geschichte Australiens».

Das Urteil mache «den Weg für die Gerichte zur Strafverfolgung weiterer Menschen frei, die sich um den Ruf ihrer Institution gesorgt und die Kinder buchstäblich den Wölfen überlassen haben», erklärte Peter Gogarty, selber ein Missbrauchsopfer.

Bischof erschien vor Gericht

Erzbischof Wilson hatte sich trotz erheblicher gesundheitlicher Probleme persönlich dem Verfahren gestellt. Kurz vor Beginn des Prozesses war ihm ein Herzschrittmacher eingepflanzt worden. Darüber hinaus diagnostizierten die Ärzte eine beginnende Alzheimer-Erkrankung.

In Melbourne laufen unterdessen die Vorbereitungen für den Missbrauchsprozess gegen Kurienkardinal George Pell. Dem 76-Jährigen werden Taten als junger Priester in den 70er Jahren und später als Erzbischof von Melbourne vorgeworfen. (kna)

Symbolbild Missbrauch | © Erich Schweizer
22. Mai 2018 | 11:23
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