Anselm Grün und Abt Monn von Disentis
Schweiz

Anselm Grün lobt verantwortungsvolles Wirtschaften und Börsengang

Metzerlen-Mariastein SO, 30.6.16 (kath.ch) Der Benediktinerpater und Bestseller-Autor Anselm Grün gab zwanzig Äbten und Provinzialen aus der Schweiz an ihrer Jahrestagung in Mariastein Impulse für einen verantwortungsvollen Umgang mit Gütern und Geldern. Die Mitglieder der Vereinigung der Höhern Ordensobern der Schweiz (VOS) widmeten ihre Generalversammlung vom 27. bis 29. Juni dem Thema «spirituell Wirtschaften».

Walter Ludin

Wie können die Klöster sich der zunehmenden «Ökonomisierung und Verrechtlichung» aller Bereiche entziehen und eine Arbeitswelt schaffen, in denen der Mensch im Mittelpunkt steht und das Wirtschaften dennoch erfolgreich ist? Von dieser Frage ging der bekannte Benediktiner Anselm Grün in seinem Referat aus.

Gutes Wirtschaften der Orden sei durch Sparsamkeit gekennzeichnet, erklärte er in der Benediktinerabtei Mariastein. Dies bedeute nicht nur die Bescheidenheit der Ordensangehörigen bei der Verwendung von Dingen. Vielmehr sei eine gute Organisation der Arbeit gefordert. Dazu gehörten eine schlanke Verwaltung ohne Bürokratie und eine klare Kostenrechnung.

Alternative Energien

Der ökologische Aspekt gehört für den Referenten wesentlich zu einem alternativen Wirtschaften. Er erzählte, dass seine Abtei Münsterschwarzach in den nächsten Jahren die gesamte Energie aus regenerativen Quellen beziehen wolle: aus Holzhackschnitzel, Biogasanlage, Solardächer, Windpark und dem Wasser der Schwarzach.

«Meine Geschäfte erbringen mehr Ertrag als der Durchschnitt des Deutschen Börsenindexes DAX»

Grün fügte hinzu: «So wollen wir nachhaltig wirtschaften, damit sich auch die künftigen Generationen im Kloster an einer lebenswerten Umwelt freuen können.»

Umstrittener Börsengang

Ein weiteres Element guten Wirtschaftens sei «ein phantasievoller Umgang mit Geld». Der Referent ist in seiner Abtei Münsterschwarzach für die Finanzen zuständig: «für das Anlegen der Gelder und den Umgang mit Schulden».

Er sprach als überzeugter Börsianer. Manche Orden seien skeptisch gegenüber den Geldgeschäften an der Börse. Doch: «Wer heute mit Geld umgehen will, kann die Börse nicht umgehen. Die normalen Geschäfte mit Anleihen und Aktien haben nicht mit Spekulation zu tun.»

Ethische Grundsätze

Nach dem mit grossem Applaus quittierten Referat drehte sich die Diskussion lange um das Stichwort «Börse». Dürfen die Ordensgemeinschaften wirklich guten Gewissens in Börsengeschäfte einsteigen. Anselm Grün betonte, dies sei unproblematisch, wenn ethische Grundsätze wie Ökologie und soziale Gerechtigkeit strikte angewandt würden.

Wenn dies der Fall sei, würden die Geschäfte an der Börse sogar mehr abwerfen als wenn diese Kriterien vernachlässigt würden: «Meine Geschäfte erbringen mehr Ertrag als der Durchschnitt des Deutschen Börsenindexes DAX.»

Das Geld «sterbender Gemeinschaften»

Beim abendlichen Erfahrungsaustausch über den Umgang mit Geld stiess der Bericht der Immenseer Missionare auf besonderes Interesse. Diese geben als «sterbende» Gemeinschaft Gelder, die sie nicht mehr brauchen, an junge Missionsgesellschaften im globalen Süden weiter. Dafür verzichten sie darauf, in ihren Einsatzgebieten um Nachwuchs für ihre Gemeinschaft zu werben.

In den Gruppendiskussionen am zweiten Halbtag der Versammlung von Mariastein ging es auch um die finanzielle Transparenz nach aussen. Mehrmals wurde davor gewarnt, Zahlen zu veröffentlichen, weil dadurch das falsche Bild von reichen Gemeinschaften entstehen könnte. Die hohen Umsätze würden die Tatsache vergessen lassen, dass Orden wie etwa die grossen Abteien für ihre Betriebe, dazu gehören etwa Schulen, und den Unterhalt der Kirchen- und Klostergebäude sehr grosse Finanzlasten tragen müssten.

Frauen- und Männer gemeinsam

Im geschäftlichen Teil der VOS-Versammlung wurde über die grossen Schwierigkeiten berichtet, die bisherigen Zusammenschlüsse der Männer- und Frauenorden der Schweizer Sprachregionen zu einer einzigen Vereinigung zusammenzuschliessen. Ein Oberer aus Holland berichtete, in seinem Land habe es zehn Jahre gedauert, bis eine solche Union schliesslich gut funktioniert habe. (wlu)

Anselm Grün und Abt Monn von Disentis | © 2016 zVg VOS
30. Juni 2016 | 12:41
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