Papst Franziskus
Schweiz

Allianz «Es reicht» ruft zur Unterstützung von «Pro Pope Francis» auf

Zürich, 22.11.17 (kath.ch) Die Gegner von Papst Franziskus hätten in der Diskussion um «Amoris Laetita» eine rote Linie überschritten, schreibt die reformorientierte Allianz «Es reicht». Deshalb ruft sie zur Unterstützung der Initiative «Pro Pope Francis» auf, wie einer Mitteilung vom Mittwoch zu entnehmen ist.

Streitpunkt ist die Interpretation des päpstlichen Schreibens «Amoris Laetitia». Darin habe sich Papst Franziskus «in Übereinstimmung mit einer deutlichen Mehrheit der Bischofssynode für eine neue Perspektive auf die kirchliche Sexual- und Ehemoral ausgesprochen», so die Allianz. Die unterlegenen Gegner aus «kirchlich-reaktionären Kreisen» führten darüber jedoch keine inhaltliche Diskussion, sondern hätten Papst Franziskus direkt und persönlich angegriffen, so der Vorwurf der Allianz. «Das ist starker Tobak. Da ist eine rote Linie überschritten.»

Die Allianz «Es reicht», zu der 14 reformorientierte Verbände und Gruppierungen der Deutschschweiz gehören, hält es durchaus für legitim, Papst Franziskus zu kritisieren, beispielsweise «wenn er jegliche Gender-Diskussion diffamiert». Eine Streitkultur in der Kirche sei grundsätzlich zu befürworten.

Das ist starker Tobak. Da ist eine rote Linie überschritten.

Papst Franziskus verfolge jedoch auch neue Ansätze, die sich mit den seit Jahren vorgebrachten Forderungen der Allianz deckten: mehr Eigenverantwortung für Christinnen und Christen, mehr Rechte für die einzelnen Bischöfe und die regionalen Bischofskonferenzen, weniger Macht für römische Kongregationen, kirchliche Dienste «nach pastoralen Kriterien anstelle von legalistischem Gehabe». Diese neue Kultur brauche Rückenwind, argumentiert die Allianz, «so dass sie auch nach einer nächsten Papstwahl weitergeführt wird.»

Aus diesen Gründen hat die Allianz kürzlich an ihrer Plenarversammlung beschlossen, die Initiative «Pro Pope Francis» zu unterstützen. Diese wolle dem Papst den Rücken stärken und das Feld nicht den reaktionären Kreisen überlassen. Sie ruft ausserdem zur weiteren Unterstützung dieser Initiative auf.

Offener Online-Brief

Die Gruppe «Pro Pope Francis», initiiert von den Theologen Paul Zulehner (Wien) und Tomas Halik (Prag), will Papst Franziskus gegen Attacken von katholischen Kritikern verteidigen. Die Gruppe wendet sich in einem online zugänglichen Schreiben direkt an den Papst. «Mit diesem öffentlichen Brief bringen wir zum Ausdruck, dass wir für Ihre mutige und theologisch wohl begründete Amtsführung dankbar sind», heisst es auf der Website «Pro Pope Francis». Die «Pastoralkultur» von Franziskus stehe für einen Umgang mit den Menschen, bei dem nicht das Gesetz, sondern das Erbarmen das letzte Wort haben solle. «Sie träumen von einer ‹Kirche als Mutter und Hirtin›. Diesen Ihren Traum teilen wir», so die Unterstützer. Die Initiative ist seit Mitte Oktober online. Bisher haben 57’500 Personen unterzeichnet, darunter auch geistliche Würdenträger und Theologieprofessorinnen und -professoren aus der Schweiz.

Diesen Ihren Traum teilen wir.

Hintergrund der Initiative ist eine Ende September veröffentlichte förmliche «Zurechtweisung» durch konservative Kleriker und Theologen, die den Papst auffordern, sich von «Irrlehren» zu distanzieren. Die Unterzeichner vertreten die Ansicht, dass Franziskus «auf direkte oder indirekte Weise» häretische Standpunkte zu Ehe, Moral und Sakramentenlehre gefördert habe. Unter ihnen sind der deutsche Schriftsteller Martin Mosebach, der ehemalige Chef der Vatikanbank IOR, Ettore Gotti Tedeschi, der Ex-Vorsitzende des nationalen Forschungsrates in Italien CNR, Roberto de Mattei, sowie der Philosoph und Priester Antonio Livi, ehemals Dekan an der Lateran-Universität. Zu den Unterzeichnern gehört auch der Generalobere der traditionalistischen Priesterbruderschaft, Bernard Fellay. (sys)

Video: Initiant Paul Zulehner erklärt, worum es bei «Pro Pope Francis» geht:

 

Papst Franziskus | © Oliver Sittel
22. November 2017 | 13:05
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Allianz «Es reicht»

Die Allianz «Es reicht» ist ein Zusammenschluss von katholischen Verbänden, die sich für Reformen in der katholischen Kirche einsetzen. Zur Allianz gehören unter anderen der Schweizerische Katholische Frauenbund, die Herbert-Haag-Stiftung, die Katholische Arbeitnehmerinnen-und Arbeitnehmer-Bewegung, die Pfarrei-Initiative, der Verein Tagsatzung.ch sowie der Verein der vom Zölibat betroffenen Frauen. Die Allianz trat als solche erstmals im März 2014 an die Öffentlichkeit, als sie mit einer Demonstration in St. Gallen den damaligen Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz, Markus Büchel, aufforderte, sich für einen Administrator im Bistum Chur einzusetzen. Ende 2016 machte sie sich mit einer Petition «Für einen Neuanfang im Bistum Chur» stark. Gefordert wurde ein Administrator für das Bistum Chur nach dem Rücktritt von Bischof Vitus Huonder. (sys)